Mann steht auf dem Gipfel und schaut die Berglandschaft an

Verheiraten dürfen

Wenn man sich traut, getraut zu werden, verliert man dann seine Freiheit?

Ich habe in den letzten Jahren sehr viele Paare verheiraten dürfen. Viele der Eheleute haben sich neben der Trau-Frage ein paar persönliche Worte gegenseitig zugesprochen. Diesen Moment liebe ich immer besonders, weil er sehr intim und romantisch ist.

Neben vielen liebevollen, oft kreativen Worten, die beschreiben, was einer dem anderen bedeutet, höre ich oft Sätze, wie: „Ich verspreche dir, immer dein bester Freund an der Seite zu sein!“ Oder: „Ich verspreche dir, immer an deiner Seite zu stehen, ganz gleich, ob die Zeiten gut oder hart sind.“ Und sehr oft:“Ich verspreche dir, dich immer zu lieben, dir treu zu sein und alles dafür zu tun, dass das so bleibt!“ 

Ich habe noch nie Sätze gehört, wie: „Ich verspreche dir, alle Regeln immer einzuhalten und die Strafe in Demut zu ertragen, wenn ich einmal etwas falsch mache!“ Oder: „Ich verspreche dir, dass ich mich immer dazu durchringen werde, Zeit mit dir zu verbringen und regelmäßig mit dir zu sprechen!“

Regeln

In einer gut funktionierenden Ehe gibt es mit Sicherheit Regeln. Werte wie Treue, Ehrlichkeit und Vertrauen sind eine Selbstverständlichkeit. Keiner der Eheleute wird bewusst Dinge tun, von denen er /sie weiß, dass es dem anderen weh tut, ärgert oder das Vertrauen zerstört. Und in den seltensten Fällen wird irgendwo eine Tafel hängen, auf denen die Eheregeln aufgeschrieben sind (außer zum Scherz).

Christen – Spaßverderber?

Bei unserem Leben als Christen ist das irgendwie anders. Als ich vor vielen Jahren in Potsdam Jugendarbeit gemacht habe, haben wir für Veranstaltungen für Gäste als Vorbereitung oft Straßeninterviews durchgeführt und gefilmt. Und, wenn es um das Thema Christentum ging, dann bekamen wir immer wieder zu hören, Christen wären Menschen, die eingesperrt unter vielen Regeln leiden müssten, die einem jeglichen Spaß im Leben verderben.

Frei sein

Vielleicht würde das aus Spaß auch manch einer über die Ehe sagen, aber sicherlich niemand, der glücklich verheiratet ist. Die Bibel redet ganz anders. Paulus schreibt in einem seiner Briefe: „Durch Christus seid ihr dazu berufen, frei zu sein, liebe Brüder und Schwestern“ (Galater 5, 13 HfA).

Liebe geprägt Beziehung

Als Christen sind wir Freie. Die Last des Gesetzes liegt nicht auf unseren Schultern. Natürlich gibt es Regeln und natürlich sind diese auch wichtig – genau wie in der Ehe. Aber auch in unserer Beziehung zu Gott hängt keine Tafel mit Gesetzen an der Wand. Gott wünscht sich eine durch Liebe geprägte Beziehung zu uns. Wir sind ebenso frei und ebenso gebunden, wie ein Ehepartner, der seine Ehe ernst nimmt. Wenn wir verbindlich als Kinder Gottes leben, dann leben wir ein Leben in Treue und geprägt von Liebe.

Freiheit in Bindung

Freiheit bedeutet Freiheit in Bindung an Gott – ebenso, wie Freiheit in der Ehe Freiheit in Bindung bedeutet. Deshalb warnt Paulus (ein Satz, der auch wunderbar auf eine Ehe passt): „Aber benutzt diese Freiheit nicht als Deckmantel, um eurem alten selbstsüchtigen Wesen nachzugeben. Dient vielmehr einander in Liebe“ (Galater 5, 13 HfA).

Leben Christen verkrampft in Angst?

Vielleicht hatten manche unserer damaligen Interviewpartner damals recht. Viel zu oft leben wir fast schon verkrampft in Angst, eine Regel von Gott zu brechen. Wir haben es irgendwie nicht gelernt, als freie Kinder Gottes zu leben. Irgendwie stellen wir uns unser Leben als Christ manchmal vor wie ein Autofahrer, der zu schnell auf der Autobahn unterwegs ist und immer aus Sorge vor Strafen Ausschau nach einem Blitzer hält.

In Freiheit leben

Lasst uns lernen, ein Leben in Freiheit zu leben, das geprägt ist von der Liebe zu Gott und nicht aus Angst davor, dass wir für einen Fehler bestraft werden. Lasst uns lernen, Verantwortung für unser Leben zu übernehmen und uns nicht wie Unmündige hinter den Buchstaben der Gebote zu verkriechen. Lasst uns lernen den alten Sünder abzulegen und Kinder Gottes zu werden.

Keine leichte Aufgabe – aber eine, die sich lohnt, denn Freiheit ist ein unbeschreiblich hohes Gut!

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de