Auf der Hand Krippefigur Maria-Jesus-Josef

Wissen Sie eigentlich, wen Sie vor sich haben?

„Das ist mein gutes Recht“, schallt es durch den ganzen Supermarkt. Ein Mann scheint sich offensichtlich über irgendetwas zu ärgern und macht seinem Unmut lautstark Luft. „Das wird ein Nachspiel für Sie haben!“, brüllt er weiter. „Wissen Sie eigentlich, wen Sie vor sich haben?“

Unsere Stellung in der Gesellschaft scheint vielen Menschen ein wichtiges Gut zu sein. Wenn ich als Gastprediger in eine Gemeinde eingeladen und dann dort vorgestellt werde, dann wird neben Alter und Familienstand fast immer meine gesellschaftliche Stellung hervorgehoben. Das stimmt mich nachdenklich. Macht es mich zu einer besseren Person, weil ich mal eine leitende Position innehatte? Oder sind meine Worte wichtiger, weil ich Vorsitzender von irgendetwas bin? Oder ist meine Predigt heiliger, weil ich eine Ausbildung als Pastor habe?

Wenn letzteres stimmen würde, dann müssten unsere Kirchen ja voll sein, besonders die, in denen nur Pastoren, Pfarrer und Co. und nie Laien predigen.

Oft genug nutzen wir Menschen unseren Ausbildungsabschluss oder unsere Stellung, um uns selbst mehr Autorität zu geben. Wir meinen, Rechte zu haben, weil wir meinen, jemand zu sein.

Gegenteil

Das genaue Gegenteil war Jesus. Er hatte eine Stellung – und gab diese freiwillig aus Liebe auf. Der Prophet Jesaja beschreibt Jesus mit treffenden Worten: „Man nennt ihn »Wunderbarer Ratgeber«, »Starker Gott«, »Ewiger Vater«, »Friedensfürst«“ (Jesaja 9, 5 HfA).

Jesus hätte auf dieser Erde alle Rechte der Welt haben können, aber er verzichtete darauf. „Obwohl er in jeder Hinsicht Gott gleich war, hielt er nicht selbstsüchtig daran fest, wie Gott zu sein“, so heißt es im sogenannten Philipper-Hymnus (Philipper 2, 6 HfA).

Jesus entschied sich für Demut, weil seine Liebe perfekt war. Er liebte Gott, deswegen war er gehorsam. Er liebt uns Menschen, deswegen kam er auf die Erde und diente den Menschen. Er hätte als König herrschen können, aber er machte sich selbst zum Knecht.

Jesus hat sich nie hingestellt und seine göttliche Autorität präsentiert: „Wisst ihr eigentlich, wen ihr da vor euch habt?“ Jesus diente in Liebe.

Welche „Rechte“ meinst du zu habe?

Also ehrlich und direkt gefragt: Welche „Rechte“ meinst du zu haben? An welchen deiner „Rechte“ hältst du fest? Leg sie ab und lass sie hinter dir, denn nur dann kannst du Gottes Gerechtigkeit annehmen. Es mag sein, dass andere Menschen Achtung vor dir haben, weil du eine bestimmte Stellung hast. Gott ist deine Stellung egal. Gott liebt dich, ganz gleich, ob du Straßenfeger oder Regierungschef, Arbeiter am Fließband oder Boss bist.

Im englischen Weihnachtslied „Oh Holy Night“ heißt es übersetzt in einer Strophe: „Lang lag die Welt in Sünde und Irrtum, bis Er (Jesus) erschien und die Seele ihren Wert fühlte.  Ein Wonneschauer, der die müde Welt erfreute. Für jene dort bricht ein neuer und glorreicher Morgen an.“

Wenn ich auf meine „Rechte“ poche, mag ich in dieser Welt das eine oder andere erreichen, nehme mir aber die Chance, Gottes Liebe und Gerechtigkeit zu erleben. Der neue, glorreiche Morgen wird für andere anbrechen – für mich sicher nicht.

„Nehmt euch Jesus Christus zum Vorbild“, schreibt Paulus (Philippe 2, 5 HfA). Wenn ich demütig bin, wird Gott, mich gerecht sprechen und meinem Leben einen Wert geben, der wirklich zählt. Und wie sollen wir das tun?

„Seid bescheiden und achtet den anderen mehr als euch selbst. Denkt nicht an euren eigenen Vorteil. Jeder von euch soll das Wohl des anderen im Auge haben“ (Philippe 2, 3-4 HfA). „Wissen Sie eigentlich, wen Sie vor sich haben?“ Jemanden, der Gott liebt und Ihnen deswegen in Liebe und Demut begegnen möchte! Das wäre eine adäquate Stellung für uns. Noch besser wäre es, wenn wir es leben und nicht nur sagen würden.

Sei gesegnet!

 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de

Ein wirklich bewegendes Video zu „Oh Holy Night“ und eine wirklich schöne Interpretation: