Gottes Willen

Als ich jünger war, habe ich meine „jugendliche Unwissenheit“ gerne als Ausrede benutzt. Wenn ältere Geschwister mich darauf hingewiesen haben, wie gut es im Leben sei, nach Gottes Willen zu fragen, dann habe ich immer vorgeschoben, dass es ja kompliziert sei, Gottes Willen überhaupt zu erkennen. Zudem wäre es für mich fast unmöglich zu unterscheiden, ob ich mir etwas einbilde oder ob Gott mir wirklich etwas sagen wollte. 

Ich erntete dafür meist mindestens ein Augenrollen, und, wenn ich ehrlich bin, habe ich mir damals keinen Gefallen getan. Denn oft genug habe ich Entscheidungen getroffen, die falsch waren. Oft genug habe ich mich hinterher innerlich geärgert. Zugegeben, dass es vielleicht gut gewesen wäre, Gott erst einmal um Rat zu fragen, habe ich hingegen selten.

Lieblingsheld

Einer meine Lieblingshelden in der Bibel ist König David. Er war ein frommer Glaubensmann und Vorzeigekönig. Und dennoch war er richtig menschlich, hat Fehler gemacht (und davon nicht zu wenige), hat aber immer wieder seinen Weg zurück zu Gott gefunden. 
 
Außerdem war er Musiker, was mir natürlich auch gefällt. In einem seiner Lieder – einem Klagelied – zeigt er sich von seiner schwachen, menschlichen Seite. In seiner Not ruft er nach Gottes Weisung: „Herr, zeige mir deinen Weg, ich will dir treu sein und tun, was du sagst“, schreibt er. (Psalm 86, 11 HfA).
 
David wusste genau: Aus seiner Klage kann ihn Gott befreien. Und er kann verhindern, dass David wieder scheitert. 
 
David zieht den richtigen Schluss, wenn er wenigstens an diesem Punkt nach Gottes Willen fragt. Wenn man seine Geschichte liest, dann kommt man des öfteren an den Punkt zu denken: „David, du bist doch schon so oft gescheitert, wenn du dein eigenes Ding gemacht hast. Frag doch Gott vorher, was du tun sollst und dann tu es auch!“
 
Was bei einem Helden der Bibel so einfach und einleuchtend klingt, fällt uns in unserem Alltag hingegen meist schwer. Und so schieben wir gerne unsere Vorbehalte, Ausreden und Ängste vor.
 
Warum fällt es mir so schwer zu glauben, dass Gott antwortet, wenn ich ihn um Rat frage? Er weiß doch, wie ich gestrickt bin. Selbst meine Frau kann es mir sehr deutlich und unmissverständlich klarmachen, wenn sie etwas will. Und da traue ich es Gott nicht zu, der mich erschaffen hat, der weiß, wie ich ticke, der meinen Dickschädel in- und auswendig kennt?
 

Gott weiß, was gut für mich ist

Vielleicht ist es dann eher eine Frage des Vertrauens. Wenn ich Gott frage: „Bitte zeige mir, ob das die richtige Frau für mich ist!“ „Bitte mache mir deutlich, ob ich diesen Job annehmen soll!“ „Bitte hilf mir, meine Steuererklärung zu machen!“ „Bitte schenke mir die richtigen Worte und hilf, dass ich die Notlüge nicht nutzen muss!“ – dann schwingt natürlich eine gewisse Angst mit. 
 
Was, wenn Gott sagt, die Frau wäre nichts für mich? Was, wenn ich den Job behalten soll, in dem ich vielleicht weniger verdiene? Was, wenn ich mit dem einen oder anderen (fast) legalen Trick noch ein paar mehr Euros vom Finanzamt zurückbekommen würde. Was, wenn eine Notlüge mich (scheinbar) seichter aus der brenzligen Situation bringt?
 
Sehr verständlich, diese Fragen. Aber was, wenn Gott wirklich weiß, was gut für mich ist? Was, wenn er mich bewahren möchte, schützen? Was, wenn er mein Leben reich machen will – und das erst einmal ziemlich wenig mit Geld zu tun hat?
 

Vertrauen

Natürlich ist es nicht immer leicht, Gott so zu vertrauen, gerade bei großen Dingen, an denen vielleicht viele Finanzen hängen, Entscheidungen, die richtungsweisend sind, Schritten, die man nicht rückgängig machen kann. 
 
Frage dich doch einmal: Was müsste Gott tun, damit du ihm auch in diesen Dingen vertraust? Wie müsste er dir antworten, was für Zeichen müsste er dir geben. Und dann bitte ihn genau darum, dies zu tun. 
 
Oder sind doch einige deiner Argumente eher Ausreden, so wie bei mir damals?
 
Oft antwortet Gott vergeblich auf unser Beten, weil wir gar nicht darauf warten“ (Oswald Chambers).
 
Sei gesegnet!
 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de