Ein Mann läuft an einer Graffitti-Mauer lang

Aufgeben

38 Jahre lang litt er nun schon. 38 Jahre des Hoffens und Bangens und der Rückschläge. Immer wieder hatte er versucht zum Teich Betesda zu gelangen, wenn das Wasser unruhig wurde, denn wer dann als Erstes hineinstieg, der wurde geheilt. Er hatte es nie geschafft und so hatte er aufgegeben und hatte resigniert. Doch dann sollte ein einziger Satz sein ganzes Leben auf den Kopf stellen.

Zu lesen ist diese Geschichte im Johannesevangelium Kapitel 5. Woran der arme Mann litt, ist nicht bekannt, nur eben, dass er seit 38 Jahren krank war und dort am Teich Betesda ausharrte. Solche Berichte in der Bibel haben einen tieferen Sinn, als nur, dass wir mit armen Leuten mitfühlen, die vor 2000 Jahren einmal gelebt haben. 

Immerhin hat es diese Geschichte des Kranken am Teich Betesda bis in die Bibel geschafft. Gott möchte uns also etwas Wichtiges damit sagen. Es geht um Selbstaufgabe, um Gelähmt-Sein und um den Einfluss unserer Vergangenheit auf unser Leben. 

Der Kranke am Teich hatte sich aufgegeben, weil seine Erfahrung ihn lehrte, dass es keinen Sinn machte, sich zu bemühen, dass es vielleicht für andere Hoffnung gab, für ihn aber nicht. Und so ist es nicht verwunderlich, dass er auf deprimierende Weise antwortete, als Jesus vor ihn tritt und ihn fragt: „Willst du gesund werden?“ (Johannes 5, 6 HfA). 

Optionen ausklammern

Man würde einen lauten Aufschrei erwarten, ein „Ja“, dass noch von Weitem zu hören gewesen wäre. Aber der Mann hat diese Option in seinem Leben ausgeklammert. Er signalisiert Jesus, dass  es keinen Sinn macht, auf so etwas zu hoffen: „»Ach, Herr«, entgegnete der Kranke, »ich habe niemanden, der mir in den Teich hilft, wenn sich das Wasser bewegt. Versuche ich es aber allein, ist immer ein anderer schneller als ich.«“ (Johannes 5, 7 HfA). 

Wie oft sind auch wir in unserem Leben blockiert, ja regelrecht gelähmt, weil uns die Vergangenheit gelehrt hat, dass Dinge nicht funktionieren. Wir haben schon einmal um Heilung gebetet, sind aber krank geblieben. Wir wollten einen Job finden, aber wurden immer wieder abgelehnt. Wir sehnen uns nach einer Familie, aber die Suche nach dem rechten Lebenspartner war erfolglos.  Wir haben schon versucht, von der Sünde, der Sucht, den schlechten Charaktereigenschaften loszukommen, haben aber einen nach dem anderen Rückschlag erlebt. 

Verharren wir, in dem wer wir sind?

Und so ergeben wir uns – wie der Mann am Teich Betesda – „unserem Schicksal“ verharren in dem wer wir sind, wie wir sind und wo wir sind. Und selbst, wenn Jesus vor uns stehen würde und uns fragen würde, ob wir Veränderung in unserem Leben wollen, Heilung – die innere, wie die äußere – oder neue Perspektiven, würden wir ihm vielleicht nur davon erzählen, wie sinnlos alles ist. 

Aber Jesus lässt sich nicht abwimmeln. Er sieht den Mann an, sieht sein Herz, sieht seine Sehnsüchte, die so tief unter seinen Verletzungen, seiner Resignation, seinem Frust verborgen sind und reagiert darauf. 

Ohne, dass der Mann es ausgebrochen hat, dass sein tiefster Wunsch natürlich ist, geheilt zu werden, sagt Jesus zu ihm: „»Steh auf, nimm deine Matte und geh!« Im selben Augenblick war der Mann geheilt. Er rollte seine Matte zusammen und ging seines Weges“ (Johannes 5, 8-9 HfA). 

Setze einen Schritt vor den anderen

Lass es nicht zu, dass dich deine Vergangenheit, deine Erfahrungen oder die Rückschläge in deinem Leben blockieren. Lass es nicht zu, dass du aufhörst, einen Schritt vor den anderen zu setzen und wie gelähmt dein Leben lebst. Es braucht nur einen Satz von Jesus, um alles auf den Kopf zu stellen: „Steh auf, nimm deine Matte und geh!“ 

Sind wir bereit zu hören? Sind wir mutig genug anzunehmen, was Jesus sagt? Und sind wir dann bereit, es auszuprobieren? Aufzustehen und den nächsten Schritt zu gehen? Wenn unsere Vergangenheit uns dazu bringt, liegenzubleiben, wenn unsere Erfahrungen Macht über uns haben, wird sich im Leben nichts ändern. Wir werden nicht vorankommen.

Wer ist der Herr deines Lebens – deine Vergangenheit oder Jesus?

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de