Ein Mann sitzt auf einem Felsen im Wasser

Begehren

Bei bestimmten Themen weiß ich im Vorfeld, wie meine Schüler reagieren werden. Wenn ich zum Beispiel über „Regeln im Leben“ spreche und dann die 10 Gebote erwähne, weiß ich ganz genau, dass ein peinliches Gekicher losgeht, wenn es um das „Begehren“ geht – besonders, wenn das in einer sechsten Klasse zur Sprache kommt und besonders, wenn ich die alte Luther-Übersetzung nutze: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau!“ (5. Mose 5, 21 LUT). Dabei täte es uns gut, wenn wir als Christen schauen, warum Gott diese Gebote selbst in Stein gemeißelt hat (2. Mose 24,12).

Natürlich geht es um Ehebruch – und die Tatsache, dass ein beachtlicher Teil meiner Schüler davon zu berichten wissen, dass und wie die Ehe ihrer Eltern in die Brüche gegangen ist – und sie die Leidtragenden sind. Es geht aber noch um mehr (es werden ja auch noch mehr Dinge aufgeführt, die wir nicht von unserem Nächsten begehren sollen), nämlich darum, dass wir als Menschen – um es drastisch auszudrücken – „den Kanal nie voll bekommen“, immer mehr wollen, immer weiter nach oben streben und damit sich schnell das Virus der Unzufriedenheit in uns festsetzt. 

Unzufrieden mit dem Leben

Wir können uns anscheinend immer weniger an dem freuen, was wir haben, eben weil wir begehren, was die Menschen rechts und links von uns haben. Und augenscheinlich sind immer weniger Menschen zufrieden und immer mehr Menschen unzufrieden mit ihrem Leben.

Ich liebe es an dieser Stelle, wenn meine Schüler an dieser Erkenntnis angelangt sind, die alte, kleine Geschichte vom Fischer am Meer von Kurt Bucher zu erzählen: 

Ein Fischer sitzt am Strand und blickt auf das Meer, nachdem er die Ernte seiner mühseligen Ausfahrt auf den Markt gebracht hat. Warum er nicht einen Kredit aufnehme, fragt ihn ein Tourist. Dann könne er einen Motor kaufen und das Doppelte fangen. Das brächte Geld für einen Kutter und für einen zweiten Mann ein. 

Zweimal täglich auf den Fang hieße das Vierfache verdienen. Warum er eigentlich herumtrödle? Auch ein dritter Kutter wäre zu beschaffen; das Meer könnte viel besser ausgenützt werden. Ein Stand auf dem Markt, Angestellte, ein Fischrestaurant, eine Konservenfabrik – dem Touristen leuchteten die Augen. 

„Und dann ?“, unterbricht ihn der Fischer. „Dann brauchen Sie nichts mehr zu tun. Dann können sie den ganzen Tag sitzen und glücklich auf ihr Meer hinaus blicken!“ – „Aber das tue ich doch jetzt schon“, sagt der Fischer.

Wie wäre es, wenn wir ein bisschen mehr genießen, was wir haben und ein bisschen weniger begehren, was wir nicht haben. Neid macht krank und bitter – und es wird immer jemanden geben, der vermeintlich mehr hat. 

Aber hat der dann auch automatisch mehr Lebensglück?

Was sind Dinge in deinem Leben, die dein Leben reich machen? Mache sie dir heute einmal bewusst und geh im Gebet zu Gott, um ihm dafür zu danken. Das macht dein Herz froh und leicht. Wenn du immer nur nach rechts und links schmollst, was du nicht hast, wirst du schnell merken, dass auch du „den Kanal nie voll bekommst“, sondern immer mehr und mehr begehrst.

Dankbar annehmen, was Gott mir schenkt und sich darüber freuen – auch an den kleinen Dingen. Das erfüllt dein Herz mit Freude und macht deinen Tag leichter. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de