Freude

Wir sitzen gerade beim Abendessen. Unsere Tochter Sarah war am Nachmittag mit meiner Frau Alexandra einkaufen – und nun kam sie strahlend aus der Küche mit einer Flasche ganz besonderer Brause. Auf der Flasche steht: „Für den besten Papa!“ – „Die habe ich extra für dich gekauft, Papa…“ – mein Herz hüpfte natürlich vor Freude.

Nicht verdient

Das Essen ist lecker, wir unterhalten uns munter, als mein Sohn Joshua fragt, ob er auch etwas von meiner besonderen Brause haben darf. Noch bevor ich antworten kann (natürlich teile ich gerne den kleinen Schatz) spricht Joshua plötzlich: „Nein Papa, lass mal. Die Brause hat Sarah ja extra für dich gekauft. Dann sollst du die auch alleine trinken! Außerdem habe ich die gar nicht verdient!“

Am Nachmittag hatte es etwas Streit mit ihm gegeben – und jetzt schaut er mich, wie ein Häufchen Elend an. „Joshua, ich habe dich lieb, du bist mein Sohn! Natürlich teile ich gerne mit dir!“ Joshua legt noch einmal nach: „Aber ich habe mich so daneben benommen, ich habe das nicht verdient!“

Verhalten

Ja, sein Verhalten am Nachmittag war wirklich nicht so prickelnd. Aber ändert das etwas an meiner Liebe zu ihm? Natürlich nicht. Und möchte ich, dass es ihm gut geht? Natürlich. Also wäre das nie ein Gedanke gewesen, ob und was er verdient hätte und was nicht. Natürlich verbiete ich meinem Sohn ab und an Dinge, gerade, wenn er Mist gebaut hat. Und natürlich bekommt er auch mal eine Strafe. Ich möchte, dass er lernt, dass wir Menschen die Konsequenzen für unser Handeln übernehmen müssen.

Liebe

Aber das ist etwas ganz anderes. Wer Liebes-Entzug als Strafe anwendet, der hat Liebe nicht verstanden. Liebe ist nicht abhängig davon, ob ich sie verdient habe oder nicht.

„Erbarmen – Gnade“

Wir lachen, und Joshua schläft fröhlich und entspannt ein. Ich bin nur ein Mensch, der versucht, ein liebevoller, guter Vater zu sein und der wieder etwas gelernt hat: Vielleicht können wir mit Begriffen wie „Erbarmen“ (Luther nutzt das Wort „Gnade“) heutzutage nicht mehr so viel anfangen. Aber manchmal ist es so, dass wir durch kleine Begebenheiten mit der Nase darauf gestupst werden.

Als ich Joshua abends ins Bett bringe, sagt er von sich aus: „Das war vorhin ein bisschen wie bei Jesus. Der schenkt uns auch ganz viel, obwohl wir das nicht verdient haben!“ „Ja, sage ich. Wenn ich von Jesus nur bekommen würde, was ich verdient habe, dann wäre ich ein ganz schön armes Würstchen.“

Eigenschaften

Liebe, Erbarmen, Geduld und Güte – das sind alles Eigenschaften, die Gott zugesprochen werden. Liebe, Erbarmen, Geduld und Güte – das sind alles Eigenschaften, von denen ich überzeugt bin, dass es gut wäre, wenn ich eine ganze Portion mehr davon hätte.

Gut, dass es Menschen, wie meine Kinder um mich herum gibt, die mir helfen zu erkennen, wenn etwas gut gelaufen ist.

Sei gesegnet!

https://juergens-gedanken.blogspot.com/

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de