Eine Hand will eine schwarze Feder auffangen

Farbanschlag

In der Schule meines Sohnes gab es vor ein paar Tagen einen Farbanschlag. Ein Lehrer wurde durch Graffiti-Schmierereien am Schulgebäude auf das Übelste diskreditiert. Unser Sohn Joshua, der den Lehrer sehr mag, war am Abend, als er aus der Schule kam, am Boden zerstört. Wer macht so etwas Schlimmes? Wer verbreitet so schlimme Behauptungen, ist aber zu feige, sie öffentlich kund zu tun?

Wir hatten alle Mühe, unseren Sohn halbwegs zu beruhigen, denn er litt mit seinem Lehrer sehr mit. „Das Schlimme ist“, sagte meine Frau, „wenn jemand mit Dreck wirft, dann wird immer etwas schmutzig, dann bleibt immer etwas hängen…“ Recht hat sie. 

Auch, wenn wir sicherlich keine Farbschmierereien an Häuserwänden hinterlassen, so sind wir dennoch nicht gegen Lästereien und Gerüchte immun. Es gibt den Spruch: „Wenn du möchtest, dass sich etwas ganz schnell verbreitet, dann erzähle es jemandem im Vertrauen.“ Leider gilt das für Christen ebenso, wie für alle anderen. 

Lästereien und Gerüchte

Was Lästereien und Gerüchte anrichten, zeigt eine kleine Geschichte, die ich vor Jahren einmal gehört habe: 

Eine Frau hatte über eine lange Zeit über den Pfarrer des Ortes hergezogen und Gerüchte über ihn verbreitet. Irgendwann, als sie krank wurde, bereute sie ihr Verhalten, Sie ging zum Pfarrer, um sich bei ihm zu entschuldigen. Der Pfarrer sagte, er würde die Entschuldigung unter einer Bedingung annehmen, bat die Frau aber, ihm einen Gefallen zu tun. Die Frau stimmte zu. 

Der Pfarrer sagte: „Nimm einen Korb, gefüllt mit schwarzen Federn, und steige damit ganz nach oben auf den Kirchturm. Wenn du oben bist, dann schütte die Federn aus dem Korb in alle vier Himmelsrichtungen. Danach komme bitte wieder zu mir.“

Die Frau tat, um was der Pfarrer sie bat, und es dauerte nicht lange, da saß sie ihm wieder gegenüber. „Hast du alle schwarzen Federn aus dem Korb ausgeschüttet?“, fragte der Pfarrer? „Ja, das habe ich“, antwortete die Frau. „Nun, dann geh  los und sammle alle Federn wieder ein!“ „Aber, das ist unmöglich!“, sagte die Frau erschrocken, „der Wind hat die Federn in alle Richtungen verteilt, man kann sie nicht mehr einsammeln!“

„Siehst du“, sagte der Pfarrer freundlich, „so ist das mit Gerüchten und Lästereien auch. Sie verbreiten sich, wie der Wind. Niemand kann sie wieder einsammeln! Bevor du also das nächste Mal den Mund aufmachst, um zu lästern oder Gerüchte zu verbreiten, denke an die schwarzen Federn!“ 

Schnell verlassen unsere Worte unseren Mund

Ob sich die Geschichte so oder ähnlich zugetragen hat oder eben nur eine Geschichte ist, kann ich nicht sagen. Aber inhaltlich ist sie absolut wahr. Schnell verlassen Worte unseren Mund, die jemanden anderes in ein schlechtes Licht stellen. Es müssen noch nicht einmal Lügen sein, Halbwahrheiten reichen, kleine spitze Worte, kleine Lästereien oder Gerüchte. Die machen dann blitzschnell die Runde, und können – ganz nach dem Prinzip von „Stille Post“ – auch noch schlimmer werden.

Das Problem vom Lästern und Verbreiten von Gerüchten ist so alt, wie die Menschheit. Schon die Bibel warnt davor: „Ein hinterlistiger Mensch sät Zank und Streit, und ein Lästermaul bringt Freunde auseinander“ (Sprüche 16, 28 HfA).

Leider sind wir nicht davor gefeit, dass andere über uns lästern. Man kann nur hoffen, dass einen so eine gemeine Attacke, wie der Anschlag auf Joshuas Lehrer, nicht trifft. Solche Aktionen können nicht nur den Ruf oder die Karrieren von jemandem zerstören, sondern auch den Menschen gleich mit. 

Wir haben wenig Einfluss darauf, ob Menschen über uns lästern oder Gerüchte verbreiten. Was wir aber tun können – und sollten – ist, dass wir uns an Lästereien und Gerüchten nicht beteiligen. Wir können das Glied in der Kette sein, das die Verbreitung von Gerüchten und Lästereien unterbricht. 

Und was wir tun können, ist, für Täter und Opfer zu beten, denn die haben beide Segen bitter nötig. 

Sei gesegnet!

 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de