Bäkeburg

Als wir vor vielen Jahren für Jugendarbeit ein ehemaliges Toilettenhäuschen mitten im Park übernommen hatten, begann eine Zeit, die spannend und absolut prägend für mich war. Das Haus war mit seinen 36 qm in keinem guten Zustand. Aber wir brauchten damals dringend Räume und hatten schon monatelang nach Alternativen geschaut. Nichts zu machen. Und nun, nach zähen Verhandlungen, einem Quäntchen Glück und einer sehr engagierten Reporterin, die uns geholfen hatte, weil sie eine tolle Story witterte, hatte das Amt uns genehmigt, dieses kleine Haus – unsere Bäkeburg – mitten im Stadtpark Steglitz auszubauen.

Abenteuer

Das Abenteuer begann. Als wir den Schlüssel das erste Mal im Schloss herumdrehten, waren wir aufgeregt, wie kleine Kinder. Wir wussten nicht, was uns erwarten würde. Vieles war gut in Schuss: die Wände waren trocken, die Fenster, die aus Glasbausteinen bestanden zum großen Teil unbeschädigt. Ein Architekt hatte uns damals ein Konzept erstellt, denn 36qm sind nicht gerade viel.

Voller Schutt

Als wir die Serviceklappe zum Dachboden aufmachten, kam der erste Rückschlag. So hoch, wie die Dachbalken waren, war dieser mit Schutt gefüllt. Daneben waren zwei Dachbalken morsch, und das Dach völlig durchgefault. Ein Abenteuer ist kein Abenteuer, wenn es nicht abenteuerlich wird.

Dach abdecken

Also fingen wir an, mit den Händen das Dach abzudecken. Es war November, ein ziemlich kalter noch dazu, und wir hatten keine Heizung im Haus. Schindel für Schindel holten wir vom Dach und machten jeden einzelnen Dachziegel mit der Hand sauber. Als wir nach vielen Tagen und unzählbaren Stunden fertig waren, bauten wir das Dach dann neu wieder auf. Keiner von uns hatte das je vorher getan. Aber es hat geklappt und hält bis heute.

Viele Hände

Wir rissen Wände im Haus ein, bauten Fußböden und Türen. Eine Dusche wurde ebenso neu installiert, wie eine neue Toilette. Wir spachtelten und malerten improvisierten – und ja, ließen für Dinge wie Heizung und Gas-Herd auch mal Profis ran. Das meiste aber war das Werk vieler junger Hände, die die meisten Dinge, die getan werden mussten, noch nie vorher ausprobiert hatten.

Versuch

Natürlich gab es auch den einen oder anderen Versuch, der in die Hose ging, aber bis heute steht unsere Bäkeburg und ist mit einer kleinen Küche, einem Sanitär-Trakt mit Dusche und Toilette, einem Raum von 18qm und einem Schlafboden für 6 Personen nutzbar.

Projekt

Ich muss sagen, dass diese Monate, die wir an dem Haus bauten mit ganz wenig Geld, aber vielen Händen und so einiger Unterstützung von Leuten, die auf das Projekt aufmerksam geworden sind, mit die aufregendsten waren, an die ich mich erinnern kann: Neues wagen, ausprobieren, scheitern, aufstehen und weiter machen und so Schritt für Schritt ein Projekt gestalten – das war großartig.

Auf zu neuen Horizonten

Wenn wir sensibel sind, dann sehen wir, wie Gott uns viele kleine und große Türen in den Weg stellt, wie kleine und große Möglichkeiten uns herausfordern und fördern können – wenn wir sie sehen und durch sie hindurchgehen. In uns sind so viele Begabungen angelegt, so viele Facetten, die wir nur entdecken, wenn wir uns auf zu neuen Horizonten machen.

Über Mauern springen

Wir werden sicherlich auch immer wieder erleben, dass es Dinge gibt, die wir nicht können, aber, wenn ich den Mut habe, Neues auszuprobieren, dann werde ich schnell merken: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“ (2 Sam 22,30)

Abenteuer

Nicht jeder muss ein Toilettenhäuschen umbauen, aber jeder kann erleben, dass Neues aufgeht und Frucht bringt. Grenzen gibt es eigentlich nicht – und wenn: Gott hilft dir, über Mauern zu springen. Abenteuer erleben wir aber nicht, wenn wir im Sessel sitzen bleiben und den Fernseher laufen lassen, sondern wenn wir aufstehen und losgehen, die Schindel vom Dach holen und die Wände einreißen.

Hast du Lust? Hast du Mut? Willst du auch über Mauern springen? Was könnte dein Next-Step sein?

Sei gesegnet!

Wen unser Häuschen interessiert: Es gibt eine zugegeben stümperhafte Internetseite mit ein paar Infos (vielleicht hat ja jemand Lust, hier mal ein Projekt zu starten und uns zu helfen, eine ordentliche Website zu erstellen – dann melde dich gerne): www.baekeburg.org

Weitere Gedanken zum Tag zum selbst Lesen oder weiterleiten: https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de