Mann betrachtet die Berge

Schlimme Kindheit

Ich muss gestehen, dass ich mich sehr lange gerne hinter meiner schlimmen Kindheit versteckt habe und keine Verantwortung für mein Leben übernehmen wollte. Und meine Kindheit war wirklich in weiten Teilen nicht schön. Suchtproblematik mit allem, was dazugehört von Vernachlässigung bis Gewalt auf der einen Seite, psychische Probleme auf der anderen. Ich hatte alle Voraussetzungen dafür, dass mein Leben nicht gelingt.

Und genau dahinter habe ich mich sehr gerne versteckt. Wenn etwas schieflief in meinem Leben, dann lag das an meiner schlimmen Kindheit. Wenn ich scheiterte, Ziele nicht erreichte, im Studium nicht weiter kam, Freundschaften nicht funktionierten, dann war immer das eine Schuld: meine schlimme Kindheit.

Neustart

Mit Anfang 20 nahm ich dann Jesus in mein Leben auf. Ich hatte verstanden, dass er mir einen Neustart schenken wollte, und einen Neustart wollte ich auf jeden Fall. Aber geändert (oder verändert) hat sich erst einmal nicht viel. Irgendwann – viele Jahre später – nahm mich ein Seelsorger, den ich sehr schätzte, zur Brust und sprach Tacheles mit mir:

„Wenn du in deinem Leben weiterkommen willst“, so sagte er, „dann musst du endlich anfangen, Verantwortung für dein Leben zu übernehmen! Wenn ein Schiff untergeht, dann wird der Kapitän dir nicht das Rettungsboot in deine Kabine bringen. Du musst selber hinlaufen und hineinsteigen! Wenn du nicht selbst Verantwortung für dein Leben übernimmst, dann wirst du untergehen…“

Das waren harte Worte für mich. „Aber was ist mit meiner schlimmen Kindheit?“, fragte ich zaghaft zurück. „Hör auf, deine Kindheit als Ausrede dafür zu nehmen, dass du dein Leben nicht in die Hand nimmst“, sagte der Seelsorger fast schon hart. „Gott hat dir unendlich viele Wege geebnet, unendlich viele Türen geöffnet, unendlich viele Menschen an die Seite gestellt. Und er hat dir versprochen, immer selbst an deiner Seite zu sein. Also hör endlich auf, dich ‚rauszureden und fang an loszugehen!“

Veränderung

Das hatte gesessen. Wenn ich einen Neuanfang will, dann muss ich auch neu anfangen. Wenn ich mich nach Veränderung sehne, dann muss ich anfangen, Veränderung zu leben. Wenn ich innere Heilung erleben möchte, dann muss ich Heilung auch zulassen.

Ich muss die Verantwortung für mein eigenes Leben übernehmen! Gott hat mir alles dazu gegeben, was ich brauche: „Der Herr gab dem Menschen den Verstand, um seine innersten Gedanken und Gefühle zu durchleuchten“ (Sprüche 20, 27 HfA).

Gott gibt den Versand

Ich bin dafür verantwortlich, meine Gedanken und Gefühle zu durchleuchten. Den Verstand dazu hat Gott mir gegeben. Und jetzt kommt Gott ins Spiel: Er selbst ist derjenige, der mir den nächsten Schritt zeigt, die nächste Tür öffnet, den nächsten Menschen an die Seite schickt, den nächsten Bereich in meiner Seele heilt und so weiter. Viel zu oft bleiben wir auf der Stelle stehen und wundern uns, dass wir nicht vorankommen.

Fluch der Vergangenheit

Heute ist der Fluch meiner Vergangenheit gebrochen. Das heißt nicht, dass ich nicht auch scheitere oder Dinge falsch mache. Aber es bedeutet, dass meine Vergangenheit keine Macht mehr über meine Gegenwart oder Zukunft hat. Es war oft schwer, ich brauchte oft Hilfe, ich kam immer wieder an Punkte, wo ich dachte, es ginge nicht weiter – aber es hat sich gelohnt.

Übernimm Verantwortung

Und so sehr, wie ich bei weitem nicht am Ende bin, was Veränderung in meinem Leben angeht, so sehr muss ich dir sagen: Fang du auch an, Verantwortung für dein Leben zu nehmen. Geh den nächsten Schritt und versteck dich nicht hinter deiner Vergangenheit. Deine Vergangenheit mag (auch) hart gewesen sein. Deine Zukunft sollte sie nicht beherrschen. Und heute ist der erste Tag einer neuen, einer anderen, einer besseren Zukunft!

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de