Maßstab
Der alte Martin Luther hat schon festgestellt, dass der einzige Maßstab unseres Glaubens die Bibel sein soll. Und das ist auch gut so. Keine Tradition, kein selbst ernannter Prophet und kein angeblich göttlich inspiriertes Zusatz-Buch sollen unseren Glauben bestimmen, sondern nur das, was es damals in die Bibel geschafft hat. Allein deswegen ist es so unendlich wichtig, auch in diesem Buch zu lesen.
In der Apostelgeschichte gibt es eine Passage, die von einem Kämmerer aus Äthiopien handelt. Dieser liest zwar in der Schrift und versucht intellektuell sie zu verstehen, was die Worte sagen, aber er eigentlich gar nichts begreift. Ein Jünger von Jesus, Philippus, bekommt die Szene mit und spricht den Mann an:
„Verstehst du eigentlich, was du da liest?“, fragt er ihn unverblümt. „»Nein«, erwiderte der Mann, »wie soll ich das denn verstehen, wenn es mir niemand erklärt!«“ (Apostelgeschichte 8, 30-31 HfA).
Verstehst du eigentlich?
Wie oft geht es uns so, dass wir Passagen in der Schrift, vielleicht ganze Bücher, und wir nehmen die Worte irgendwie auf, aber verstehen tun wir davon wenig. Gerade gestern sagte mir eine Frau: „Wie kann ich anderen vermitteln, was ich glaube, wenn ich selbst nicht begreife oder begreifen kann, dass Jesus für mich am Kreuz gestorben ist?“
Wir können in solch einem Fall nichts anderes machen, als Verse aus der Bibel zitieren, die dann wahrscheinlich nicht allzu authentisch klingen. Denn wenn jemand nachhakt, dann kommen wir leicht ins Stocken.
Was bedeutet Glaube für dich?
Das erinnert mich sehr an die Menschen, die mit ihren lustigen Wägelchen auf der Straße stehen und versuchen, lustige Heftchen zu verteilen. Wenn ich mit denen spreche, dann erlebe ich das auch immer wieder. Es werden dann „Wahrheiten“ aus der Bibel zitiert. Wenn ich dann nachhake, dann stellt sich sehr schnell heraus, dass „Glaube“ für sie bedeutet, das anzunehmen und zu zitieren, was andere ihnen gesagt haben.
Verstehe ich was ich lese?
Verstehen wir eigentlich, was wir lesen, wenn wir denn überhaupt die Bibel aufschlagen und uns Zeit für sie nehmen?
Ich kann versuchen, intellektuell an die Sache zu gehen. Was das Lieblingsthema so manches Skeptiker zu sein scheint, kann ich abwägen, welche Argumente für eine Schöpfung und welche für die Evolutionstheorie gelten.
Überlegen kann ich, ob übernatürliche Wunder wie Heilungen möglich sind und welche Ursache sie haben. Ich kann schauen, welche Optionen es für das leere Grab an Ostern gibt und daraus schließen, ob Jesus auferstanden ist oder ob es andere Möglichkeiten für seinen Verbleib gibt.
Das alles ist erst einmal nicht verkehrt. Aber habe ich dadurch verstanden, was ich lese?
Erleben
Wenn ich erlebe, wie Gott mein Herz anrührt und mir meinen Schmerz nimmt, wie er mich als sein Kind annimmt, wie er meine Seele entlastet, weil er Vergebung ausspricht. Gott antwortet, wenn ich bete. Wenn er in meinen Alltag eingreift und Türen öffnet, von denen ich gar nicht geträumt hätte, dass es sie überhaupt gibt.
Durch Gott mir neue Perspektiven eröffnet werden, er mich stark macht, mutig, mich sendet, mich segnet, mich auferbaut, tröstet, heilt. Dann verstehe ich vielleicht nicht jede einzelne Passage aus der Bibel, aber dann verstehe ich, was die Bibel meint. Wenn die Bibel davon spricht, dass Gott lebt, dass er liebt, dass er vergibt, dass er annimmt, dass er mir Wert gibt, dass er mich zu seinem Kind machen möchte.
Ich muss nicht alles intellektuell verstehen – wie Jona zum Beispiel drei Tage im Bauch eines Wales überlebt hat – aber verstehe dennoch die Schrift.
Bin ich bereit…
…mich von Gott anrühren und segnen zu lassen?
…dass er mir meinen Weg heute ebnen und zeigt und ich ihn dann auch gehe?
…Gottes Maßstäbe zu meinen zu machen, mit ihm zu sprechen, wenn ich vor Entscheidungen stehe, mich von ihm befreien zu lassen, wenn mich Ängste plagen oder Sorgen?
Wenn ich erlebe, wie Gott in mein Leben eingreift, wie er sich als liebender Vater und liebende Mutter erweist, dann kann ich auch anderen davon zu erzählen und kann offen zugeben, dass es trotzdem Dinge gibt, die ich nicht ergreifen oder begreifen kann.
Bist du bereit? Dann bitte Gott, dich heute an die Hand zu nehmen!
Sei gesegnet!
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten
https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de