Die Gegebenheiten

Nicht wenige Kinder in der Menschheitsgeschichte wurden und werden in der Obdach- und Heimatlosigkeit geboren. Die geo- und wirtschaftspolitischen Umstände bieten wenig Kinderfreundlichkeit. So war es auch vor 2000 Jahren, als der obdachlose Gott geboren wurde, von dem uns die Weihnachtsgeschichte erzählt.

Der Anlass

In den Geschichten der Völker erschienen die Götter, wenn sie die Menschen „besuchten“, majestätisch und in Herrlichkeit. Sie, die Mächtigen stellten sich in Glanz und Glorie vor. Der Gott der Bibel nicht. Er, der sich entschieden hat die Menschheit nicht allein zu lassen, kommt als Kind zur Welt. Jedoch nicht in einem Königspalast in Samt und Seide. Das, was heute gern so romantisierend auf Bildern dargestellt wird, war nicht kuschelig, nicht fröhlich sondern eine Notgeburt.

Der Sinngehalt 

„Es war kein Raum in der Herberge“. Eine hochschwangere Frau findet kein Quartier, kein Bett in dem sie gebären kann. Übrig bleibt ein Viehstall, wo sie sehr unromantisch ihr Kind zur Welt bringt. Was uns diese Geschichte deutlich machen will, ist die Art und Weise, in der Gott diese Welt besucht. Er kommt als einer, der sich solidarisch macht mit den Ärmsten der Armen. Er, der die Ängste und Nöte der Menschen kennt, stellt sich nicht über sie. Auf unterster Ebene kommt Er, lebt Er unter uns. Nicht von oben herabschauend, sondern von unten her mitleidend, miterlebend und so eben von unten her verstehend, helfend und heilend lebt und durchlebt er das Menschsein. Er bleibt unter den Armen und Verachteten, ja wird einer von ihnen. Nicht mit Herrlichkeit und Gewalt will der menschgewordene Gott begegnen. Sondern als der Mitleidende, der den selbsterklärten Mächtigen den Spiegel vorhält, sie auf ihre eigene Selbstsucht und Mitleidlosigkeit hinweist, bereit, sie sich zu Feinden zu machen.

Die Konsequenz 

Mit den Wölfen heulen oder gegen den Strom schwimmen? Der Mensch neigt dazu, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen. Das ist bequem und erleichtert mir mein Dasein und sei es auch um den Preis des Gewissens. Wir blenden für unseren Luxus vieles aus, was uns angeht: fünfzig Millionen Verhungernde jährlich, Zerstörung der Natur, Tierquälerei, um jeden Tag ungesund Fleisch zu essen und dergleichen mehr. Hauptsache, wir haben es bequem. Nicht so der Gott der Weihnachtsgeschichte. Gerade in Gottes Selbsterniedrigung ruft Er auf Seinen Weg. Und dieser Weg ist eben nicht das Mitschwimmen auf der Fettschicht sondern die Solidarität mit den Abgemagerten, abgemagert an Körper und Seele. Der zerstörenden Macht setzt Er Seine heilende Liebe entgegen. Dies ist die Botschaft der Weihnacht und dessen sollten wir, neben allem Feiern und aller Christbaumromantik, innewerden. Denn auch unserer Armut, derer, die in dieser Welt als Reiche gelten, nimmt Er sich an. Schau auf dich, auf deine Nöte und schau in dich, in deine hungernde Seele und lass dir von Weihnachten her sagen, dass Er genau dafür gekommen ist, den Durst, den Hunger zu stillen, der unsere Seele so obdachlos wie das Jesuskind erscheinen lässt.

Thomas Nachtigall, Berlin-Lankwitz für GottinBerlin.de