verblühte Rose

Beerdigungsvorbereitung

Mir gegenüber sitzt ein junger Mann. Seine Mutter ist verstorben und gemeinsam bereiten wir ihre Beerdigung vor. Ich kenne die Familie seit meiner Kindheit. Anfang der 80er Jahre zogen sie in das Haus, in dem ich groß geworden bin. Sie waren aus der DDR nach West-Berlin übergesiedelt und somit die ersten Menschen von der anderen Seite der Mauer, die als Kind ich bewusst kennengelernt hatte.

Erzählung aus dem Familienleben

Die Mutter war Künstlerin, tanzte unter anderem am Staatsballett der DDR – und war somit so ganz anders als alle, die ich damals kannte, total nett, aber eben anders. Der junge Mann erzählt mir aus dem Leben der Familie. Sein Opa, der Vater der Verstorbenen, war ausgezeichneter Widerstandskämpfer und wird heute noch in einer Ausstellung als „Held des Widerstandes“ erwähnt. 

Zeit nach der Wende

Dann schwenkt er um in die Zeit nach der Wende. Der ältere Bruder, sein Onkel, sei irgendwann in den Schwarzwald gezogen und hätte dort begonnen, ein anderes, ein neues, ein ihnen fremdes Leben zu leben. Irgendwie wurde der ein wenig bieder, fast schon spießig. Und vor allem fing der an – „Schuld“ sei dessen Frau gewesen – sich mit der Kirche zu beschäftigen. 

Und dann, fast schon entschuldigend sagt er dann noch: „Du kannst verstehen. Mein Opa war überzeugter Sozialist, ein Kommunist, war im Widerstand – da hatten wir nie etwas mit der Kirche zu tun. Das passt einfach nicht.“ Und dann wird er für einen Moment still, um dann leise fortzufahren: „Aber jetzt, wo meine Mutter gestorben ist, macht man sich schon so seine Gedanken …“

Wir sterben irgendwann alle

Der Tod ist immer ein Scheidepunkt. Stirbt ein Mensch, den man geliebt hat, hinterlässt das oft mehr, als den Schmerz des Verlustes. Es ist wie ein Stich in die eigene Seele, in die eigene Sicherheit. Denn es wird uns bewusst, dass unsere Sicherheit irgendwann nicht mehr trägt, weil wir selbst sterben müssen. Wir leben hier auf Erden oft, als würde unser Leben nie enden. Sich mit dem eigenen Tod auseinanderzusetzen zu müssen ist auch alles andere, als ein angenehmes Abendprogramm.

Aber es wäre gut, wenn wir und Zeit dafür nehmen würden, denn eines Tages wird er bei jedem anklopfen, der grimmige Tod. Und dann?

Gottes Gericht

Die Bibel spart dieses Thema natürlich auch nicht aus. Im Hebräer 9, 27 (HfA) steht: „Jeder Mensch muss einmal sterben und kommt danach vor Gottes Gericht.“ Solche Sätze sind in der gesamten Geschichte der Christenheit von den verschiedensten Strömungen missbraucht worden. Die einen nutzen ihn, um andere unter Druck zu setzen – wie im Mittelalter zum Beispiel, wo Kirchenleute Ablassbriefe für teuer Geld verkauften und den Menschen damit einen „garantierten Freispruch“ in diesem Gericht zusprachen. 

Heute ist es oft eher umgekehrt. Der „liebe Gott“ ist doch keiner, der uns Menschen „richtet“. Das würde doch seiner Liebe widersprechen.

Liebender Vater

Ich bin mir sicher, dass – wenn Gott ein liebender Vater ist, der seinen eigenen Sohn gegeben hat, damit wir versöhnt sein können mit ihm – er seine Kinder nicht vor die („Himmels-„)Tür setzt, nur, weil sie den einen oder anderen Fehler im Leben gemacht haben. Das widerspräche wirklich seinem Wesen.

Nach dem Tod

Auf der anderen Seite ist es für mich schwer vorstellbar, dass Menschen, die ihr ganzes Leben nichts mit Gott zu tun haben wollten, auf einmal nach ihrem Tod seine Kinder sind. Außerdem bin ich weder Richter, noch Verkläger noch Anwalt.

Kümmere dich um dein Herz!

Ich weiß nicht, was bei anderen geschieht, wenn sie sterben (oder nachdem sie starben) – ich kann ja nicht in die Herzen dieser Menschen schauen. Ich kann mich aber um mein eigenes Herz kümmern. In Römer 6, 8 (HfA) schreibt Paulus: „Gottes Geist selbst gibt uns die innere Gewissheit, dass wir Gottes Kinder sind.“ Ich kann wissen, dass ich mich vor einem „Gericht“ nach meinem Tod nicht fürchten muss, weil ich Gottes Kind bin, wenn ich Jesus folge. 

Vom Tod zum Leben

Jesus sagt selber: „Ich sage euch die Wahrheit: Wer meine Botschaft hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben. Ihn wird das Urteil Gottes nicht treffen, er hat die Grenze vom Tod zum Leben schon überschritten“ (Johannes 5, 24). So wenig, wie ich weiß, wie das aussieht, das „Gericht“ nach dem Tod, so sehr weiß ich, dass ich als Christ keine Angst davor haben muss, weil mein „Urteil“ schon gesprochen ist: Freispruch. Meine Schuld ist vollumfänglich bezahlt.

Gewissheit

Lebst du auch mit dieser Gewissheit? Wenn nicht, dann schiebe es nicht auf die lange Bank. Am besten man beschäftigt sich mit dem eigenen Tod, so lange man lebt. Ich wünsche dir Frieden, Liebe Gottes und Zuversicht dafür.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de