Mann steht in der Abendsonne im Wasser

Telefonat

Gestern rief mich meine Tochter Sarah auf dem Handy an. Mit ihren knapp 8 Jahren ist sie eigentlich ziemlich tough, fährt seit über einem Jahr alleine mit dem Bus zur Schule. Also musste etwas im Busch sein. Ich nahm also schnell mein Telefon und wollte wissen, was passiert sei. Eigentlich klang Sarah recht fröhlich, aber dann sollte unser Gespräch mich zum Nachdenken über mein Gebetsleben bringen. 

Sarah fragte mich: „Papa, kannst du mich von der Schule abholen?“ Eigentlich passte mir das gar nicht. Ich hatte eine ganze Menge zu tun – und außerdem lassen wir das Auto so oft wie möglich stehen, schon alleine der hohen Sprit-Preise wegen. 

„Sarah, eigentlich ist das jetzt ziemlich ungünstig. Kannst du nicht mit dem Bus fahren, und ich hole dich an der Haltestelle ab?“, fragte ich also zurück. Und jetzt brach ihre Stimme ab, und sie klang plötzlich verzweifelt: „Papa, bitte komm mich abholen. Ich stehe schon ganz lange hier und es kommt einfach kein Bus!“

Sarahs Verzweiflung traf mich in Mark und Bein. „Ich bin gleich bei dir, Schatz. Ich beeile mich!“, antworte ich noch und stolperte schon los mit halb angezogenen Schuhen in Richtung der Garderobe, um meine Jacke zu greifen. 

Beziehung

Als ich die überglückliche Sarah dann in den Arm nahm, um sie zu trösten, dachte ich mir: Solch eine Beziehung wünscht sich Gott auch! Jesus selbst hat uns gesagt: „Ihr sollt deshalb so beten: Unser Vater im Himmel!“ (Matthäus 6, 9 HfA). 

Er verwendet hier das Wort „abba“, das übersetzt „Papa“ bedeutet. Gott wünscht sich, dass wir genau diese intensive, intime und vertraute Beziehung haben, die ein Papa (oder eine Mama) mit ihrem Kind hat. Warum? Weil er uns liebt. 

Als Jesus mit seinen Freunden über das Thema Gebet spricht, nennt er ihnen die Begründung: „Denn der Vater (abba) selbst liebt euch!“ (Johannes 16, 27 HfA).

Meine Tochter würde nie auf die Idee kommen, ihre Stimme zu verändern, wenn sie mit mir spricht – es sei denn, sie äußert damit ihre Gefühle. Sie wird nie komplizierte, möglichst mit Fremdworten gespickte Sätze formulieren, besonders langsam, betont oder gar theatralisch mit mir reden. 

Sie wird, besonders wenn sie etwas von mir möchte oder Nöte hat, sprechen, wie es ihr Herz sagt, mit den Worten, die sie immer verwendet, mit dem Tonfall, den sie immer nutzt, mit einer Eindringlichkeit, wie man eben mit seinem Vater spricht.

Gottes Ohr ist immer offen

Ich gebe zu, ich mache es mir manchmal ganz schön schwer, wenn ich mit Gott spreche – besonders, wenn andere Menschen zuhören. Dann gebe ich mir oft Mühe, besonders kluge Gedanken zu formulieren und besonders klar und deutlich zu sprechen, als ob Gott ein Hörgerät tragen würde. 

Wir dürfen mit Gott wirklich sprechen, wie ein Kind mit seinem Vater redet – mit seinem Papa – weil er ein Vater ist, der uns liebt, den es im Herzen berührt, wenn wir Kummer haben, den es nicht locker lässt, wenn wir verzweifelt anrufen, weil kein Bus kommt. 

Komm zu deinem himmlischen Vater mit allem, was dich bewegt, mit jeder Freude ebenso wie mit jeder Sorge und jedem Kummer,  Bitten für dich und andere. Sein Ohr ist offen für dich und bei ihm ist es nie unpassend.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de