Kopf einer Löwin

Gender

Vor ein paar Tagen saß ich mit ein paar Kolleg*innen auf dem Schulhof zusammen (natürlich mit Anstand und Abstand) und unterhielt mich über die derzeitige Situation von Lehrer*innen und Schüler*innen im Schulleben (so, genug gegendert, ich lasse die Sternchen jetzt mal weg und meine natürlich auch immer die weibliche Form… ?).

Angst vor Corona?

Ich spürte eine große Unsicherheit, was das Arbeiten unter Corona-Bedingungen angeht. Viele, wenn nicht sogar die meisten, würden am liebsten zu Hause bleiben und wieder digital arbeiten, weil sie Angst vor der Ansteckung mit dem Corona-Virus haben. Ich habe mich eine ganze Weile gefragt: „Hast du auch Angst davor?“

Nun, ich habe sicherlich ebenso wenig Lust, krank zu werden, wie jeder andere Mensch auch. Hey, ich bin ein Mann – und dem Gerücht nach leidet meine Spezies ja besonders. Und natürlich weiß ich, dass Covid-19 alles andere als ein Spaß ist. Aber habe ich Angst vor einer Ansteckung? Das würde mich, glaube ich, total blockieren.

Schweigen

Irgendwann äußerte ich das (und trat damit eine ganz schön heftige Lawine los): „Ich habe keine Angst vor einer Ansteckung. Ich bin vorsichtig, halte mich an die Regeln, aber  wenn es mich trifft, dann trifft es mich…“, sagte ich voller Überzeugung. Schweigen. Ich hatte wohl zu massiv gegen die gängige Meinung gehalten. Irgendwann sagte eine von mir sehr geschätzte, toughe Kollegin: „Aber du kannst sterben, wenn du Covid-19 bekommst!“

Sterben müssen wir alle

Und jetzt antwortete ich auf eine Art und Weise, die gar nicht gut ankam, da sie (verständlicherweise) als arrogant wahrgenommen wurde: „Dann ist es so“, sagte ich, „sterben müssen wir alle. Und ich weiß, ich sterbe, wenn es Zeit ist, ganz gleich, ob ich an Covid erkrankt bin oder in der Karibik am Strand liege. Wenn meine Zeit abgelaufen ist, ist sie abgelaufen.“

Ich meinte das ganz ernst und wollte alles andere als arrogant sein, aber die Reaktionen waren sehr heftig. Ich kann die folgende Diskussion leider nicht wiedergeben. Aber Grundtenor war, dass ich das doch so nicht sagen könne. Und, ob ich denn keine Angst vor dem Tod hätte.

Sicher wie ein Löwe

Jetzt mag es wieder arrogant klingen (was auch dieses Mal nicht so gemeint ist), aber mir kam ein Vers aus den Sprüchen Salomos in den Sinn: „Wer sich von Gott losgesagt hat, ist auf der Flucht, auch wenn niemand ihn verfolgt; wer aber Gott gehorcht, fühlt sich sicher wie ein Löwe“ (Sprüche 28, 1).

Perspektive

Wer Gott nicht kennt, der hat nur die Perspektive „Leben hier auf Erden“. Er muss – ganz klar – alles mitnehmen, was irgendwie geht, denn er nimmt an, mit dem Tod ist alles aus. Und das letzte Hemd hat bekanntlich keine Taschen. 

Jesus hat aber den Tod überwunden. Deswegen weiß ich: Das Beste kommt noch. Das bedeutet keine Weltflucht oder gar eine Sehnsucht nach dem Tod, nimmt aber meinem eigenen Tod die Schärfe. Ich liebe das Leben, weiß aber, dass der Tod eines Tages auch mich treffen wird.

Der Löwe greift an

Ich liebe im Vers den Vergleich mit dem Löwen. Ob ein Löwe Angst hat oder nicht, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Wenn sich ihm aber eine Gefahr entgegenstellt, dann zieht er sich nicht in seinen Bau zurück, sondern greift an und versucht, die Gefahr zu vertreiben. Er fühlt sich sicher.

Entspannter leben

Ich kann Angst vor dem Tod absolut verstehen. Ich kann auch verstehen, dass man versucht, möglichst viel aus dem Leben herauszuholen (das tue ich ja auch, deswegen liebe ich es zum Beispiel zu verreisen). Aber, weil ich weiß, dass mit dem Tod nicht alles aus ist, kann ich mit so manchem entspannter umgehen.

Und für mich ist das eine Art Lot, wie stark mein Glaube gerade ist. Fühle ich mich getrieben, dann steht mein Glaube auf nicht allzu starkem Fundament. Bin ich gelassen und fühle mich sicher in meinem Leben, dann lebe ich gerade in der Geborgenheit Gottes.

Dabei geht es mir absolut nicht um einen Vergleich mit anderen oder gar, dass ich mich über andere erheben will, sondern nur darum zu schauen: Wo stehe ich selber in meinem Glauben? Die Helden der Bibel sind hier meine Vorbilder – ein David, ein Petrus, ein Paulus – und viele andere mehr. Sie haben erlebt, dass auch Menschen, die mit Gott leben, nicht vor Schicksalsschlägen, Gegenwind und Leid geschützt sind, dass Gott einem aber an der Seite steht. Sie alle kamen an den Punkt, den Salomo in seinem Vers beschreibt.

Geborgenheit in Gott

Die Helden der Bibel fühlten sich geborgen in Gott und damit sicher wie ein Löwe – ganz gleich, wie die Umstände waren oder wie stark die Stürme tobten. Und genau da will ich auch hin – nicht getrieben und auf der Flucht, sondern sicher und ruhig. Nicht gespielt mit einer Maske, sondern aus einem tiefen Gottes-Vertrauen und Gottes-Erleben heraus.

Und heute ist der erste Tag meiner Zukunft, dieses Vertrauen aufzubauen und zu stärken. Los geht’s.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de