Ein Mann tauft den Teenager im See See

Meinungsverschiedenheiten

Unsere Tochter Sarah ist mit ihren sechs Jahren in manchen Bereichen sehr schlau und schon sehr durchdacht. So hat sie zum Beispiel herausgefunden, dass sie Situationen deeskaliert, wenn sie sich schnell beruhigt und dann entschuldigt. Es gibt irgendeine Meinungsverschiedenheit, Sarah wird sauer, manchmal dann auch „sehr unfreundlich“ – und wenn wir dann schimpfen, fängt sie oft an zu weinen und rennt in ihr Zimmer. 

Aber schon einen kleinen Moment später kommt sie aus dem Zimmer heraus, schaut einen mit einem Gesichtsausdruck an, der jedes Herz erweicht und säuselt „Entschuldigung!“ Ich muss zugeben, dass ich ziemlich lange darauf eingegangen bin – vielleicht sollte ich sogar sagen: hereingefallen bin (und, dass ich mächtig stolz bin, dass sie so reagiert und nicht stundenlang bockt).

Natürlich habe ich ihr immer wieder gesagt: „Natürlich nehme ich deine Entschuldigung an, aber ich möchte auch, dass du aus der Situation lernst und beim nächsten Mal anders reagierst!“ Den ersten Teil hörte sie wohl. Mit dem zweiten Teil müssen wir wohl noch Geduld haben – sie ist ja auch noch ein Kind. Ich möchte, dass sie umkehrt und über sich nachdenkt und durch ihre Fehler lernt.

Heute versucht sie öfters, dies ein Stück als Taktik einzusetzen, gerade, wenn sie so über die Stränge geschlagen hat, dass sie Konsequenzen fürchten muss. Bevor sie also eine Strafe trifft, setzt sie wieder dieses unschuldige Lächeln auf und entschuldigt sich. 

In den Spiegel sehen

Und wieder einmal ist eines meiner Kinder ein Spiegel, in dem ich mich selbst sehe. Handle ich Gott gegenüber nicht auch oft so? Ich tappe wieder einmal in eine Sünde – ich formuliere das dann gerne so, dass ich mich habe zu etwas Doofem hinreißen lassen, das nimmt mir dann ein Stück mein schlechtes Gewissen, weil es so klingt, als hätte ich nur bedingt Einfluss darauf gehabt – und, wenn ich dann einsehe, dass ich wieder einmal Mist gebaut habe, dann schaue ich Gott mit genau demselben unschuldigen Lächeln an und säusle ebenso: „Entschuldigung!“

Und Gott antwortet dann genauso, wie ich es bei Sarah immer tue: „Natürlich nehme ich deine Entschuldigung an, aber ich möchte auch, dass du aus der Situation lernst und beim nächsten Mal anders reagierst!“ Gott möchte, dass wir umkehren!

Ja, Gott vergibt. Gott verhängt auch kein Handy-Verbot oder schickt mich in mein Zimmer. Aber irgendwie ist es bei mir auch wieder ähnlich, wie bei meinen Kindern. Den ersten Teil – mit der Vergebung – höre ich wohl. Mit dem zweiten Teil muss Gott wohl noch Geduld haben.

Gott vergibt

Das aber ist nicht das, was die Bibel lehrt. Diesen Anspruch, den ich da fälschlicherweise habe, würde ich billige Gnade nennen. Denn Vergebung ist die eine Sache – Gott vergibt aus Liebe. Dafür hat er Jesus auf die Welt gesandt, dafür ist Jesus gestorben. 

Gott möchte aber auch, dass wir umkehren, lernen, reifer werden und anders reagieren. Schon als Johannes der Täufer, der Cousin von Jesus, auftrat – noch bevor Jesus angefangen hatte zu wirken – rief er die Menschen dazu auf: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ (Matthäus 3, 2 LUT)

Buße tun bedeutet nicht nur einzusehen, dass ich Mist gebaut habe und „Entschuldigung“ zu säuseln. Buße tun bedeutet Umkehr, sich umdrehen und einen neuen Weg zu gehen. Die ganz frisch erschienene Übersetzung „Das Buch“ nutzt eine sehr passende Formulierung: „Ändert euer Leben grundlegend! Denn Gottes gute Herrschaft ist ganz nahe!“ (Matthäus 3, 2 DBU).

Reifer und besser handeln

Ich möchte gerne, dass meine Tochter etwas aus ihrem Verhalten lernt und die Konsequenzen daraus zieht, indem sie reifer wird und besser handelt. Genau das wünscht sich Gott von uns auch. Ein Kind wird allein durch Lebenserfahrung und das zunehmende Alter „reifer“ – wir haben den Vorteil, dass Gott selbst uns helfen möchte, uns zu ändern und damit Jesus ähnlicher zu werden.

Ich habe meine Tochter ein Stück durchschaut, wenn sie ihre Entschuldigungen als Taktik einsetzt (ich möchte damit natürlich absolut nicht sagen, dass ihr ihre Fehler nicht leidtun würden). Ich kann davon ausgehen, dass Gott mich ebenso durchschaut, wenn ich wieder einmal um Vergebung bitte (oder sie gar als selbstverständlich ansehe) – und eigentlich gar keinen Willen oder Antrieb habe, mich wirklich zu ändern. 

Vielleicht wäre es ja ab und an gut, wenn auch wir Handy-Verbot bekommen oder Gott uns in unser Zimmer schicken würde – vielleicht würde uns das ja noch einmal zum Nachdenken bringen. Aber ehrlich: Gut, dass er das nicht tut. 

Die Frage lautet heute dennoch: Säuselst du noch oder kehrst du schon um?

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de