Hoffnungslos
Plötzlich war alles schwarz, weit weg die Stimme des Arztes. Nur seine Worte füllen den Raum, stürzten drohend über das Bett, in dem ein Mensch lag – hilflos, ausgeliefert. Die Angst macht sich breit. Woher hatten sie diese schreckliche Macht? Warum erdrückten sie jeden Widerstand? Weil der Tod dabei war, dem Leben das Leben zu nehmen. Wie hatte der Arzt gesagt? „Hoffnungslos …, noch ein paar Wochen vielleicht, aber hoffnungslos.“
Hoffnung
Wo beginnt die Hoffnung, wo endet sie? Hoffnung wirft sich ganz weit nach vorn, wie ein Schwimmer, der das Ufer erreichen muss und weiß, dass die Kraft nicht mehr ausreicht. Hoffnung traut sich zu, in den Himmel zu steigen, selbst, wenn weit und breit keine Treppe da ist. Hoffnung sagt aufrecht „Ja“, auch wenn alles „Nein“ schreit. Hoffnung trotzt mutig: Du, Tod, behältst nicht das letzte Wort.
Voller Licht
Hoffnung ist ein ausgestreckter Finger. Sie weist auf den, von dem sie kommt, der ihr Gestalt gegeben hat, den Schöpfer. Sie ist hell, voller Licht und trägt doch verborgen die Züge des Leids in sich. Wie könnte es auch anders sein? Gott hat seinen Sohn, die lebendig gewordene Hoffnung, zu uns gesandt und unser Elend auf ihn gelegt: „Er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen.“
Da ist dieses Gesicht, das sich voller Liebe tief über die Armseligkeit dieser Welt beut, das mit uns weint und unsere Tränen auffängt. Das sagt, ich weiß, wie verzweifelt du bist, wie allein, weil ich selbst einmal da war, wo du jetzt bist… Doch ich habe den Tod besiegt. Er hat keine Kraft mehr, obwohl er seine harte Hand nach dir ausstreckt. Sie kann dich nicht festhalten.
Selbst wenn es aussieht, als gingest du auf ein Ende zu, so ist das nicht die Wahrheit. Du, Mensch, kannst nur nicht mehr sehen. Deine Augen sind gehalten, sie sehen und sehen doch nicht hindurch in die unsichtbare Welt! Nur ich kann sagen: „Ich weißs, woher ich gekommen bin und wo ich hingehe.“
Dunkelheit
Sich an Jesus klammern heißt, bei ihm zu bleiben, mitten in der Angst, wenn die Dunkelheit wie eine schwarze Decke alles verhüllt. Wissen, dass Heimat da ist, wo er ist.
Absturz
„Hoffnungslos“ bedeutet Absturz, Fallen ins Bodenlose. Ende, endgültig, verloren für immer. Aber hier ist diese strahlende Helligkeit, die vom Kreuz kommt und jeden mit Licht überschüttet, der darunter liegt.
„Hoffnungslos“? Kein Arzt entscheidet. Nur einer bestimmt, der Schöpfer, von dem das Leben kommt. Und selbst, wenn er nicht mehr Zeit schenkt und wir den geliebten Menschen hergeben müssen, so darf uns das nicht an seiner Liebe zweifeln lassen. Er versteht, was es uns kostet, zitternd zu stammeln: „Dennoch bleibe ich stets an dir! Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.“
Dr. Irmhild Bärend für GottinBerlin.de