24-Stunden-Spiel

Als ich damals Leiter einer Jugendgruppe bei den Pfadfindern war, organisierte ich auf dem Sommer-Camp regelmäßig ein 24-Stunden-Spiel für die Jugendlichen. Ich denke, dass das heute so gar nicht mehr möglich ist, aber damals hatten wir Leiter irgendwie noch nicht so viel Angst, dass etwas passieren könnte.

Die jüngeren Jugendlichen zogen zu dritt los und mussten bis zum Folgetag Aufgaben lösen, wovon eine war, eine Unterkunft zu finden. Nach genau 24 Stunden – mit Uhrenvergleich – sollten sie dann wieder im Lager sein.

Selbsterfahrung

Die Volljährigen, durften (einmalig) ein ganz großes Abenteuer bestehen: Auch sie sollten 24 Stunden lang das Lager verlassen. Aber sie sollten für die Zeit des Spiels jegliche Zivilisation meiden, durften in kein Dorf gehen, mit niemandem sprechen. Das war für alle eine wirklich krasse Selbsterfahrung. Höhepunkt war, dass sie an einem von uns bestimmten Ort ein Lager zum Übernachten in der Natur aufbauen sollten. Sie bekamen drei Streichhölzer mit, von denen sie aber nur eines nutzen durften, um ein Feuer anzuzünden (Keine Sorge, die Kids waren so geschult, dass sie keine Wälder in Brand steckten – über dem Feuer zu kochen, war unser täglich Brot).

Einkreisen

Weder Camp noch Feuer sollte man, wenn man durch den Wald ging, entdecken können. In den ersten Jahren sind wir Leiter dann noch los und haben die Jungs im Wald gesucht – was sich ja ein Stück widerspricht. Wir konnten zwar den Ort einkreisen, aber, wenn die Spieler ihre Aufgabe gut gelöst hatten, dann waren sie einfach kaum zu finden.

Was für ein Bild

In einem Jahr fuhren wir also mit dem Auto von Ort zu Ort und liefen dann durch den Wald zu den vermeintlichen Übernachtungsplätzen. In dieser Nacht war es so dunkel, dass man selbst die großen Wege im Wald nicht erkennen konnte. Die einzige Chance, nicht in die Irre oder gegen einen Baum zu laufen, war es, nach oben in den Himmel zu schauen (was für ein Bild). Dort, wo der Weg war, trafen die Baumkronen nicht ganz aufeinander, sodass man durch den schwachen Lichtschein erahnen konnte, wo der Weg langgehen würde.

Rabenschwarzer Wald

Mehrere von den Jungs fanden wir gar nicht. Das lag unter anderem daran, dass manch einer es nicht geschafft hatte, ein Feuerchen anzuzünden. Aber selbst die, die ein Feuer entfacht hatten, waren kaum zu finden, denn sie versteckten dies natürlich. Aber in einem wirklich rabenschwarzen, dunklen Wald, wirkte jeder noch so kleine Lichtstrahl eines Feuers als guter Orientierungspunkt.

Unterschied Licht im Gegensatz zu Dunkelheit

Und, wenn wir dann jemanden doch gefunden hatten und am Feuer kurz schweigend rasteten, dann war das eine kaum zu beschreibende Atmosphäre. Nach einer Zeit fast völliger Orientierungslosigkeit und Unbehagen mitten im Wald (und mehreren erfolglosen Versuchen überhaupt jemanden zu finden) nun im Schein eines kleinen, wärmenden Feuers zu sitzen, das änderte alles. Was für einen Unterschied Licht im Gegensatz zu Dunkelheit doch macht.

Vergleich

Die Bibel greift das Bild von Licht und Dunkelheit an vielen Stellen auf. Nach den Erfahrungen von damals ist der Vergleich für mich sehr viel emotionaler und tiefer geworden. Paulus schreibt im Epheserbrief: „Was Gott ans Licht bringt, wird hell. Deshalb heißt es auch: »Erwache aus deinem Schlaf! Erhebe dich von den Toten! Und Christus wird dein Licht sein.«“ (Epheser 5, 14).

Orientierunslosigkeit, Angst, Sorgen weichen

Wo Gott in mein Leben leuchtet, da wird es hell, da weichen Orientierungslosigkeit, Angst und Sorge. Wo Gottes Licht Bereiche meines Lebens berührt, da ist es wohlig und warm, wie an einem Lagerfeuer. Der dunkle Wald mag noch um einen herum sein, aber der Schein des Lichtes erfüllt einen so, dass man sich geborgen und sicher fühlt. Die Welt außerhalb des Lichtscheins wird ausgeblendet, weil man nur auf das achtet, was man durch den Schein des Feuers sehen kann. Und das tut gut. Wo Gottes Licht in meinem Leben leuchtet, ist Dunkelheit nicht mehr bedrohlich – sie weicht immer mehr, je mehr Gottes Licht sich ausbreitet. Voraussetzung ist aber, sie ins Herz hineinzulassen.

Erfahrung

Wir haben übrigens irgendwann aufgehört, die Spieler zu suchen. Zum einen, weil ganz viele das wirklich großartig gemacht haben, zum anderen aber, weil alle uns gesagt haben, dass sie die Erfahrung, einen Tag und eine Nacht ganz auf sich gestellt zu sein für ihr Leben und ihren Charakter wirklich umwerfend und prägend war. Und ja, alle sind wieder gesund und heil angekommen.

Umwandlung

Ich wünsche dir, dass du erlebst, wie Gottes Licht in dunkle Bereiche deines Lebens leuchtet und Angst und Hoffnungslosigkeit, Sorge und Orientierungslosigkeit in Geborgenheit und Sicherheit verwandelt.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken sowie ein Song zum Tag – zum selbst Lesen oder weiterleiten – gibt es hier: https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de