Blitze am Abendhimmel

„Wartet ab, bis ihr selbst Kinder habt…“

Zu der Zeit, als wir noch keine Kinder hatten, wohnten wir schon in unserer Wohnung im wunderschönen Steglitz. Die Nachbarn über uns hatten damals zwei kleine Kinder, die heute schon erwachsen sind. Immer wieder hörten wir von ihnen Warnungen zu verschiedenen Gelegenheiten und den Satz: „Wartet ab, bis ihr selbst Kinder habt…“

Diese Warnungen klangen immer fast wie Drohungen in den Ohren, sodass ich irgendwann merkte, wie sich in meinem Leben die Einstellung festsetzte: Wenn du irgendwann Kinder hast, dann ist dein Leben zu Ende. Alles, was dir jetzt Spaß macht, kannst du dann nicht mehr machen. Und du wirst dann genau so einen Charakter haben, wie eben die Nachbarn über dir. Ich gebe zu, das war keine schöne Vorstellung.

Das Leben auf den Kopf stellen

Es dauerte lange, aber vor zehn Jahren dann schenkte uns Gott unseren Sohn Joshua. Natürlich hat das unser Leben auf den Kopf gestellt – und das ist auch gut so. Natürlich haben sich manche Dinge geändert – aber ganz vieles eben auch nicht. Wieder sprachen uns unsere Nachbarn Warnungen aus und prophezeiten, soziale Kontakte würden durch ein Baby massiv eingeschränkt, aber Joshua war ein Baby, das wir überall mit hinnehmen konnten.

Wir legten ihn einfach in seine Tragetasche oder auf ein Bett – und Joshua schlief wie ein Engel. Und was die sozialen Kontakte anging, so wurden es eher mehr als weniger, weil unsere Augen viel offener wurden und wir erkannten, wie viele kleine Babys in unserer Nachbarschaft wohnten. Die Warnung, weniger Kontakte zu haben, traf nicht ein.

Immer nur Warnungen

Jetzt haben wir zwei Kinder und hören weiterhin Warnungen. Als die beiden klein waren, wurden wir vor den „Crazy-Two“ gewarnt (die verrückten Zweijährigen), dann vor den „Crazy-Three“ (die verrückten Dreijährigen) und so weiter. Jetzt steht als nächstes die Pubertät an – und ich höre es schon wieder: „Wartet ab, bis eure Kinder in der Pubertät sind …“ Wir warten – und wir vertrauen.

Das Problem an solchen Warnungen sind, dass sie etwas mit unserer Seele machen. Wenn ich einen Satz (Warnung) verinnerliche, dann verschmelzen meine Gedanken und meine Gefühle und werden zu meinen Handlungen. Die Angst, die sich nun in mir breit macht, wird mein Leben beeinflussen und meinen Weg ein ganzes Stück bestimmen.

Wir haben schon damals beschlossen zu versuchen, entspannt zu sein. Wir sind nur Menschen – wir wissen nicht, was die Zukunft bringt. Ja, die Pubertät wird kommen. Und sie wird kommen ganz gleich, ob sie jetzt schon ein Angstgespenst für mich ist oder nicht. Wenn ich mich von meiner Angst leiten lasse, werde ich dementsprechend handeln und habe große Chancen, dass eintrifft, was meine schlimmsten Befürchtungen sind. So erging es Hiob, der seinen Freunden verrät: „Meine schlimmsten Befürchtungen sind eingetroffen, und wovor mir immer graute – das ist jetzt da!“ (Hiob 3, 25). 

Tausche Angst gegen Vertrauen

Versuche einmal, deinen Kopf in eine Richtung zu drehen, dort starr hinzuschauen und dann geradeaus zu laufen. Selbst, wenn du es schaffen solltest (ich kann das nicht), wird es viel anstrengender sein, als wenn du direkt nach vorne schaust.

Wenn du dich von deinen negativen Gedanken leiten lässt, dann wirst du auch in die Richtung laufen und Weichen dementsprechend stellen – wobei ich natürlich nicht sage, dass alles Negative und alles Unglück davon rührt, dass wir sie uns einreden. Ich will und werde mir mein Leben nicht schlecht reden lassen, sondern meine Gedanken stattdessen auf Gott lenken und auf mein Vertrauen in ihn.

Das wird mich nicht vor Unglück und Rückschlägen gänzlich bewahren, sorgt aber dafür, dass ich zum einen entspannter und fröhlicher durchs Leben gehen kann, zum anderen, dass ich mich von meinen Ängsten nicht leiten und verführen lasse. 

Ich lade dich ein, heute konkret etwas zu tun. Geh symbolisch oder wirklich ans Kreuz und tausche deine Angst, deine Sorgen, deine Festlegungen ein gegen Vertrauen. Gib Gott ab, was deinem Leben eine negative Richtung gibt und bitte ihn, dir zu helfen, alles Vertrauen auf ihn zu legen.

So, Pubertät, jetzt kannst du kommen – ich habe keine Angst vor dir. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de