Schaf grasend

Panik – finden wir Joshua?

Als unser Sohn Joshua noch klein war, hatten wir ein Erlebnis mit ihm, das uns durch Mark und Bein ging: Wir lieben es, im Sommer nach Swinemünde auf Usedom zu fahren. Dort auf der Promenade herrscht abends immer ein buntes Treiben: Musiker, Gaukler und fliegende Händler stehen rechts und links des Weges und ziehen Tag für Tag unzählige Touristen an. Wenn man sich hier aus den Augen verliert, kann man sich schwer wieder finden.

So auch an diesem einen lauen Sommertag. Wir schlenderten gemütlich den knappen Kilometer hinunter und kamen an eine Stelle, an der eine Band „indianische Volksmusik“ darbot (zumindest verkauften sie es als solche). Eine große Menschentraube stand um die Musiker herum.

Und so sehr wir auf Joshua achtgaben, plötzlich war er verschwunden. Er war damals vielleicht drei oder vier Jahre alt. Im ersten Moment empfanden wir die Situation als nicht allzu bedrohlich, als wir aber mehrere Male die Menschentraube von beiden Seiten abgeschritten hatten, ohne Joshua zu finden, sank mir das Herz in die Hose. Keine Spur von unserem Sohn.

Es kursierten nicht gleich furchtbare Bilder von entführten Kindern oder schweren Verbrechen in meinem Kopf, aber so sehr unsere Vernunft auch sagte, er könne nicht verschwunden sein, so sehr machte sich dennoch die Panik in mir breit, die stärker und stärker wurde, je länger die Zeit verging, in der wir Josua nicht fanden.

Kontakt verlieren

Wenn die Bibel sagt, dass Gott ganz genauso fühlt, wenn Menschen verlorengehen, so habe ich seitdem ein gewisses Gespür dafür, was damit gemeint ist. Wir sind Gott alles andere als egal. Gott leidet, wenn wir den Kontakt zu ihm verloren haben. 

Jesus verpackt seine Botschaften immer in Bilder, mit denen die Menschen damals etwas anfangen konnten. Und so nutzt er immer wieder Vergleiche aus der Welt seiner Zuhörer. Einmal sagt er: „Stellt euch vor, einer von euch hätte hundert Schafe und eins davon geht verloren, was wird er tun? Lässt er nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück, um das verlorene Schaf so lange zu suchen, bis er es gefunden hat?“ (Lukas 5, 14 HfA).

Nun haben wir mit Schafen in unserem Alltag nicht so viel zu tun, außer dass wir sie niedlich finden, ihre Wolle nutzen oder Käse von ihnen lecker finden – aber spätestens seit dem Tag, an dem wir Joshua in der Menge verloren hatten, habe ich eine Ahnung davon, was Jesus meint. Denn, wann immer er von Schafen redet, meint er uns Menschen.

Gefühlt hat es damals in Swinemünde eine Ewigkeit gedauert, bis wir Joshua wiederfanden – in der Realität waren es bestimmt nur Minuten. Aber an dem Tag lernten wir noch eine weitere Lektion, nämlich dass es gut ist, mit offenen Augen durch sein Leben zu gehen. Ein Kind, das ohne Aufsicht in der Öffentlichkeit ist, fiel damals den Polen auf. Sofort hatten sich liebevoll Erwachsene um ihn gekümmert und ihn getröstet. Wir waren heilfroh, als wir Joshua wieder in die Arme schließen konnten und spendierten ihm erst einmal ein riesiges Eis. 

Gott macht sich Sorgen

Jesus möchte uns sagen, dass Gott sich ebenso Sorgen um uns macht, wenn wir ihm den Rücken zukehren. Er läuft uns nach, wirbt um unser Herz und tut alles ihm möglich, um uns den Weg zu ihm zurück zu ebnen. Er ist wie der Hirte, der die restliche Herde zurücklässt, um das eine verlorene Schaf zu suchen. 

Und sein Herz ist voller Freude über jeden, der zu ihm zurückkehrt. Deswegen fährt Jesus fort: „Wenn er es dann findet, nimmt er es voller Freude auf seine Schultern und trägt es nach Hause. Dort angekommen ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen: ›Freut euch mit mir, ich habe mein verlorenes Schaf wiedergefunden!‹“ (Lukas 15, 5-6 HfA).

Die Frage ist: Lassen wir uns eigentlich finden, wenn wir uns in unserem Alltag verlaufen haben und verlorengegangen sind? Oder leben wir einfach so weiter, als gäbe es Gott nicht oder als hätte er uns nichts zu sagen? Wie entscheidest du dich?

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de