Glas umgekippt mit  Geld-Münzen

Macht Geben macht glücklicher als Nehmen?

Bevor die Kinder abends schlafen, nehmen wir uns immer ein wenig Zeit, um über den Tag zu sprechen und zu beten. Gestern gab es nur ein Thema für meine Tochter – Geld. Unser Sohn Joshua hatte ein paar Münzen auf der Straße gefunden, als er vom Fußball-Training nach Hause gefahren war. Sarah war deswegen total aufgeregt. Darf er das Geld nehmen?

Sie fragte mich: „Papa, wie viel Geld, das man auf der Straße findet, darf man denn behalten?“ Ich sagte ihr, dass man alles, was man findet, behalten darf, solange es maximal zehn Euro an Wert nicht überschreiten würde. Sarah dachte einen kleinen Moment nach und antwortete dann wieder einmal so, dass ich sprachlos war. 

„Papa, ich hab schon einmal Geld in einem Laden auf dem Boden gefunden. Das durfte ich auch behalten. Aber das nächste Mal, wenn ich Geld in einem Laden finde, dann will ich es nicht für mich nehmen, dann schenke ich es dem Besitzer. Den Läden geht es im Moment ja nicht gut!“

Sarah hatte bestimmt nur ein paar Cent gefunden, vielleicht einen Euro – und der würde keinen Laden vor dem Bankrott retten. Aber darauf kam es in dem Moment gar nicht an. Es war ihr Herz, das den Unterschied machte. Sie muss irgendwo gehört haben, dass viele Geschäfte im Moment große Einbußen haben und so mancher vor dem Aus steht. 

Also will sie helfen. Wann immer Sarah mit ihren sechs Jahren solch eine Erkenntnis äußert, merke ich immer wieder, warum Jesus gesagt hat, wir sollten wie die Kinder werden. Natürlich denkt und fühlt Sarah nicht immer und in jeder Situation so, aber hier war ihr das Wohl der anderen wichtiger als ein Eis oder ein Spielzeug.

Abwägen

Oft genug ertappe ich mich, dass ich abwäge, ob ich das Geld aufbringen kann, Not zu lindern oder die Zeit opfern möchte. Und manchmal frage ich mich, ob ich Angst habe, etwas zu verpassen, wenn ich etwas von dem, was ich habe, abgebe.

Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinther: „Gebt so viel, wie es euren Möglichkeiten entspricht!  Gott kommt es dabei nicht auf die Höhe der Gabe an, sondern auf unsere Bereitwilligkeit. Er freut sich über das, was jeder geben kann, und verlangt nichts von uns, was wir nicht haben. Ihr sollt nicht selbst in Not geraten, weil ihr anderen aus der Not helft. Es geht nur um einen gewissen Ausgleich. Heute habt ihr so viel, dass ihr ihnen helfen könnt. Ein andermal werden sie euch von ihrem Überfluss abgeben, wenn es nötig ist. Das meine ich mit Ausgleich. Erinnert euch daran, was die Heilige Schrift dazu sagt: »Wer viel eingesammelt hatte, der hatte nicht zu viel; und wer nur wenig aufgelesen hatte, dem fehlte nichts«“ (2. Korinther 21, 12-15 HfA).

Natürlich kommen jetzt gleich wieder Gedanken in meinem Kopf auf, dass es ja auch Betrüger gibt, dass man nicht jedem helfen könne und dass mein Tag ja auch nur 24 Stunden hat, ich also nicht immer und jedem helfen könne. Genau das unterscheidet mich als Erwachsener von meiner Tochter. 

Not sehen und Lösung finden

Sarah sieht eine Not und findet eine Lösung. Ich sehe Probleme, noch bevor ich nach einer Lösung gesucht habe oder das Problem überhaupt eine Chance hat, in mein Herz einzudringen. Mein Gebet gestern war dann anders als sonst. Meist danke ich für den Tag und bete, dass Gott meiner Tochter eine gute Nacht schenkt und sie vor Albträumen bewahrt. Gestern habe ich gebetet, dass Gott mein Herz so verändert, dass es so rein ist wie das von Sarah.

Denn schließlich gilt ja immer noch: „Geben macht glücklicher als Nehmen“ (Apostelgeschichte 20,35).

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de