Verschiedene Art des Betens

Wenn ich mich mit anderen unterhalte – was ja derzeit ziemlich viel virtuell übers Internet geschieht – dann habe ich den Eindruck, als würden in diesem Zeiten mehr Menschen das Gebet wieder für sich entdecken. Dabei ist die Art des Betens sehr unterschiedlich. Menschen berichten mir, sie würden sich in sich versenken und quasi mit ihrem Inneren reden. Andere sind verzweifelt, weinen und schreien ihre Ängste, Sorgen, ihren Kummer und ihre Bedrängnis laut heraus.

Gespräch mit Gott

Gebet, so, wie es die Bibel beschreibt, ist Gespräch mit Gott. Ich habe ein Gegenüber, einen liebenden Vater, der es gut mit mir meint, der mich hört, der mich versteht, der mit mir mit leidet. 

Aber oft bemerke ich, dass ich wie der Mann bin, der die Ohrenschützer trägt. Ich schreie meine Ängste, Sorgen und Nöte heraus, rechne aber nicht damit, dass Gott antworten kann und antworten möchte. 

Nachbarschaft

Wenn mir das bewusst wird, komme ich mir dann vor wie ein Mann, der zu seinem Nachbarn geht, um ihn um etwas zu bitten, z. B. eine Bohrmaschine. Er erklärt dem Nachbarn groß und breit, warum gerade er die Bohrmaschine benötigt und bedrängt ihn regelrecht. Aber noch bevor der Nachbar antworten kann, geht der Mann zurück in seine Wohnung und schmeißt die Tür zu. 

Vielleicht wollte der Nachbar ihm ja die Maschine geben. Vielleicht wollte er noch einiges dazu sagen, irgendwelche Besonderheiten oder gar Sicherheitsmaßnahmen, ja, theoretisch könnte es sogar sein, dass der Nachbar dem Mann die Bohrmaschine schenken wollte, weil er z. B. vielleicht zwei hat. Keine Chance. Der Mann hat sich schon lange umgedreht und ist weg.

Beten

Der Apostel Paulus schreibt, er würde nicht aufhören. für die Gemeinde zu beten, aber worum? Dafür, dass die Menschen erkennen, was Gottes Wille ist. Das ist stark und herausfordernd zugleich. 

Gerade, wenn ich selber Bedrängnis erlebe, Angst um meine Angehörigen (oder meine eigene Gesundheit) habe oder um meinen Arbeitsplatz, gerade, wenn mich Verzweiflung packt oder Depression. Dann ist ein Gebet für das Gute und gegen die Bedrängnis absolut verständlich. 

Herausfordernd ist es, wenn ich dennoch damit rechne, dass Gott antworten will, dass er in jeder Situation meines Lebens zu mir sprechen möchte – und dass die Worte des Vaterunsers „DEIN Wille geschehe“ an Aktualität nichts verloren haben.

Ja, natürlich gibt es Momente und Situationen, in denen ich zu verzweifelt, zu hoffnungslos, zu kraftlos bin. Natürlich gibt es Situationen, in denen es mir Angst macht zu beten: „Gott, dein Wille geschehe.“

Leidenschaftliche Liebe

Aber: In Jesus haben wir einen festen Grund. Durch Jesus wissen wir, dass Gott uns leidenschaftlich liebt. Deshalb habe ich beschlossen: Wenn ich das nächste Mal meinen Nachbarn um eine Bohrmaschine bitte, bleibe ich stehen, werde still und warte ab, was der zu sagen hat.

Ich wünsche dir Kraft, Gesundheit, ganz viel Mut und einen gesegneten Tag! (Und ja, ich weiß: Bilder hinken immer …)