Mädchen hilft Jungen beim Aufstehen

Jeden Tag eine gute Tat

Was kommt dir als Erstes in den Sinn, wenn du an Pfadfinder denkst? Immer wieder habe ich zumindest, wenn ich damals in meiner Jugend in Pfadfinderkluft unterwegs war, den Spruch gehört: „Oh, Pfadfinder! Jeden Tag eine gute Tat, oder?“ Ja, wenn Kinder mit sieben oder acht Jahren Pfadfinder werden – sie heißen dann „Wölflinge“, also kleine Babywölfe, – dann versprechen sie das, dass sie die Augen offen halten und jeden Tag zumindest eine gute Tat vollbringen wollen. Damit sollen sie ein Stück sensibilisiert werden, um Hilfsbereitschaft als Teil ihres Charakters zu bekommen.

Ein Pfadfinder, der größer (reifer?) ist, verspricht dann, „seinen Mitmenschen jederzeit zu helfen!“ Pfadfinder haben also einen hohen ethischen, moralischen Standard. Ob das wirklich alle so leben, bleibt dahingestellt. Auf jeden Fall wurden die Regeln und Versprechen Anfang des 20. Jahrhunderts von einem Mann namens Baden Powell in England so aufgestellt und sind bis heute gültig.

Ein jeder sehe nicht nur auf das Seine

Das mit der Hilfsbereitschaft kommt übrigens auch in der Bibel vor. Paulus schreibt: „Ein jeder sehe nicht nur auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient!“ (Philipper 4, 2 LUT). Als Christ  soll ich also nicht nur darauf achten, dass mein Nächster nicht zu kurz kommt, sondern schauen, was ihm dient. Das ist das typische Bild des Pfadfinders, der die alte Dame über die Straße bringt (und humorvoll wird, es, wenn die das gar nicht will…).

Es gibt aber einen großen Unterschied zwischen dem, was die Pfadfinder-Versprechen und Pfadfinder-Gesetze fordern und dem, was die Bibel sagt. Bei den Pfadfindern wird versucht, Kinder zu „kritischen, selbst-denkenden und hilfsbereiten Menschen“ zu erziehen (zumindest haben wir das damals immer so formuliert, schon allein, um eine scharfe Grenze zu politischen Jugendorganisationen zu ziehen, die so einiges aus der Pfadfinderbewegung geklaut und missbraucht haben, wie z. B. die Kluft. Deswegen haben wir auch nie von Uniform gesprochen).

Es geht also um Erziehung, darum, dass Pfadfinder den Anspruch haben durch Vorleben, Regeln und Versprechen andere dazu zu bringen, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und nach und nach reifer zu werden, sprich einen  besseren Charakter zu entwickeln. Pfadfinder – so sagten wir immer – sollte man nicht nur an der Kluft erkennen, sondern daran, wie sie leben. Also, jeden Tag eine gute Tat vollbringen.

Das war das hehre Ziel, das übrigens für Christen auch gilt: Auch die Bibel hat einen hohen ethischen, moralischen Anspruch (und auch hier lässt sich fragen, ob wir Christen die immer so gut umsetzen).

Das Herz wird erneuert

Der große Unterschied ist, dass es im Glauben nicht darum geht, sich krampfhaft an Versprechen und Gesetze zu halten und quasi dadurch ein besserer Mensch zu werden, sondern, sich von Jesus verändern zu lassen. Als „Wölfling“ im Glauben mag vieles noch nicht bis in mein Herz vorgedrungen sein, aber ein Mensch, der schon länger mit Jesus unterwegs ist, sollte reifer geworden sein, weil sein Herz von Jesus ein ganzes Stück erneuert wurde.

Pfadfinder zu sein bedeutet, sich in seinem Leben nach den Regeln und Gesetzen der Pfadfinder zu richten. Christ zu sein bedeutet, Jesus ähnlicher zu werden und dadurch ein anderes Leben zu leben. Pfadfinder erinnern sich regelmäßig an das, was sie versprochen haben (nämlich eine gute Tat täglich zu vollbringen) – Christen sollten sich daran erinnern, was Jesus ihnen versprochen hat.

Wenn ich auf das schaue, was dem anderen dient, wenn ich meine Bedürfnisse zurückstelle und den anderen als wichtiger erachte, dann ist das ein feiner Charakterzug. Wenn ich das aber aus moralischer Verpflichtung tue, dann ist das auf Dauer anstrengend. Jesus will nicht, dass wir uns selbst erlösen, um selbst bessere Menschen zu werden, uns selbst Regeln auferlegen – er will, dass wir neue Menschen werden – und das, weil ER es uns schenkt.

Wir müssen nicht bei Lagerfeuerschein im Kreis stehen und öffentlich versprechen, dass wir uns Mühe geben wollen, täglich eine gute Tat zu vollbringen, wir müssen Jesus unser Herz hinhalten mit all seinen Fehlern und Schwächen, allem Egoismus und aller Trägheit und ihn bitten, Dinge zu verändern, die nicht gut sind. Pfadfinder zu sein ist aufregend und manchmal auch anstrengend. Christ zu sein ebenso, denn es bedeutet, dass ich meine Schwachstellen nicht verstecke, sondern sie bewusst an die Oberfläche hole. Das kann weh tun – aber nur so kann Jesus mich verändern.

Achte doch heute über Tag mal darauf, wo es Situationen gibt, von denen du denkst, dass Jesus anders reagieren würde, als du. Und dann nimm dir abends Zeit und sprich mit ihm darüber. Ich bin gespannt, was passiert.

Sei gesegnet!

 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de