Motivation

Meine Tochter Sarah hat einen wirklich großartigen Musiklehrer. Eigentlich wollte sie ja Geige lernen. Also haben wir sie zum Geigenunterricht angemeldet. Aber irgendwie scheinen die Finger einer 6-Jährigen dafür nicht so richtig ausgelegt zu sein. Ihr taten die Finger irgendwann so weh, dass sie noch vor Ende der Stunde aufgeben wollte. Der Lehrer gab sich alle Mühe, Sarah zu motivieren mit kleinen Spielen, Hörübungen und vielem mehr.

Aber es half alles nichts. Nach einer Weile wollte sie das Instrument wechseln und Klavier lernen. Der Lehrer stimmte zu, also wurde ab sofort Klavier gespielt. Mittlerweile ist es so, dass Sarah jede Woche ihre Geige mit zum Unterricht nimmt und dann vor Ort entscheidet, was sie spielen möchte. Wenn ihr die Finger von der Geige weh tun, spielt sie auf dem Klavier weiter und umgekehrt. Großartig.

Was für ein genialer Lehrer, der sich so auf die Kinder einstellen kann.

Duett

Manches Mal gibt es ein kleines Konzert. Wenn der Lehrer sieht, dass ich im Garten der Musikschule warte, öffnet er das Fenster und winkt. Und dann spielen die beiden zusammen im Duett – der Musikraum ist die Bühne, ich draußen bilde das Publikum.

Und was die beiden dann zusammen spielen, klingt immer wunderschön. Wenn Sarah alleine spielen würde, dann wären es vielleicht nur einzelne Töne, die nicht ganz gleichmäßig und mit manchem Fehler erklingen würden, aber im Duett geht es besser.

Beim Konzert spielt Sarahs Lehrer immer auf seiner Geige mit dazu. Er umspielt die Melodie meiner Tochter und macht aus den einzelnen Tönen ein richtiges Musik-Stück. Ich will damit die Leistung von Sarah absolut nicht schmälern. Sie gibt wirklich alles – und das ist schon ganz schön viel dafür, dass sie erst so kurz Unterricht hat.

Kunstwerk

Aber die Unterstützung des Lehrers macht aus der Anstrengung ein Kunstwerk. Das erinnert mich an Worte von Jesus: „Bleibt fest mit mir verbunden, und ich werde ebenso mit euch verbunden bleiben! Denn eine Rebe kann nicht aus sich selbst heraus Früchte tragen, sondern nur, wenn sie am Weinstock hängt. Ebenso werdet auch ihr nur Frucht bringen, wenn ihr mit mir verbunden bleibt“ (Johannes 15, 4).

Alles selber machen!

In meinem Leben denke ich oft, ich muss alles selber machen, muss alles planen und durchführen, aufbauen und niederreißen. Ich bin der Macher. Aber, wenn ich ehrlich bin, dann klingt vieles, was ich versuche, wie einzelne Töne eines Instrumentes, das ich gerade erst angefangen habe zu lernen. Erst, wenn Jesus mit im Boot ist, wird daraus etwas wirklich Gutes. Er setzt die Puzzle-Teile meines Lebens zusammen, verbindet, öffnet Türen und schließt andere. Er schenkt meinen Anstrengungen das Gelingen.

Eigentlich weiß ich das, aber, wenn es darauf ankommt, dann verlasse ich mich doch ganz schnell auf mich selbst, auf das, was ich kann, auf meine Erfahrungen, auf meinen Verstand. „Verlass dich nicht auf deinen eigenen Verstand, sondern vertraue voll und ganz dem Herrn!“, mahnt Sprüche 3,5.

Schreiben

Und das fängt bei den Zeilen, die ich hier schreibe, an. Schreiben habe ich in der Schule gelernt – aber die Inspiration brauche ich von Gott. Worte zusammensetzen und einen Text daraus zu formen, das schafft mein Verstand – aber dass Menschen diese Worte überhaupt lesen, dass sie das Herz anderer treffen, dass sie zum Segen werden, das kann weder mein Verstand noch können das meine Erfahrungen produzieren. Das kann nur Gott.

Mit dem Meister leben

Und so ist es in allem in meinem Leben. Es gibt ja den Spruch – verlässt du dich auf dich selbst, dann bist du verlassen. Klingt jetzt nicht so aufbauend, stimmt aber. Wenn ich mich auf Gott verlasse, wenn ich mein Leben als Duett mit dem Meister lebe, dann wird es gelingen, dann wird er das Beste daraus machen, dann wird es wirklich gut.

Erste Geige

Um bei der Musik zu bleiben: Wer spielt eigentlich bei dir im Leben die erste Geige? Meine „fromme Antwort“ ist natürlich: „Ganz klar – Gott!“ Aber stimmt das auch im Alltag so – und auch, wenn ich ganz ehrlich bin?
 
Ich jedenfalls freue mich auf das nächste kleine Konzert meiner Sarah zusammen mit ihrem Lehrer, dem ich mehr als dankbar bin!
 
Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de