2 Frauen gehen auf der Straße im Sonnenschein

Ein Haufen alter Kasseten

Als ich vor ein paar Wochen mein Arbeitszimmer umgebaut habe, fielen mir ein Haufen alter Kassetten von einer Videokamera in die Hände, die viel Platz wegnahmen. Also entschied ich mich, sie auf eine Festplatte zu überspielen. Viele der alten Filme brachten mich zum Schmunzeln. Zu sehen sind frühere Konzerte meiner Band, alte Urlaubsvideos, aber auch einige Predigten von früher. Eine davon hat mich aus zwei Gründen in den Bann gezogen. 

Ich hatte sie im Rahmen eines Konzertes meines Jugend-Musik-Projektes beim CVJM-Potsdam gehalten. Bei dem Auftritt spielten und sangen die Kids die Musik alles selbst (obwohl einige extra dafür erst ein Instrument gelernt hatten), dazu gab es eine Streetdance-Performance und ein selbstgeschriebenes Theaterstück. Zu diesem durfte ich dann ein paar Worte sagen. 

Die Show hieß: „Bitte lächeln!“ – und als erstes erstaunte mich, wie ich es damals geschafft habe, eine Predigt in knapp acht Minuten zu halten. Heute brauche ich fast so lange, um in Fahrt zu kommen. 

Aber im Ernst. Das Thema hat mich – obwohl ich meinen eigenen Predigten gegenüber ein starker Kritiker bin – noch einmal gepackt. 

Bitte lächeln!

Kennst du das auch, dass du an einen Ort hingehst, wo du einen Service von Menschen erwartest? Das kann in einem Laden sein, der Friseur, ein Hotel oder ähnliches. Sobald dich die Mitarbeiter entdecken, macht es regelrecht klick und auf dem Gesicht dieser Menschen erstrahlt ein Lächeln – zumindest, wenn es Geschäfte sind, die noch auf die Etikette achten. 

Lächelnd hilft man dir oder bedienst dich, dann verabschiedest du dich irgendwann und drehst dich weg. Und wieder, als ob man einen Schalter betätigt, verändert sich der Gesichtsausdruck. Woher ich das weiß, obwohl ich den Menschen ja den Rücken zugedreht habe? 

Manchmal drehe ich mich noch einmal unerwartet um, weil ich etwas vergessen habe oder mich noch einmal bedanken oder verabschieden will. Und in diesen Momenten dauert es meist, bis mein Gegenüber reagieren kann. Ich sehe das „herkömmliche“ Gesicht und dann, wie der kleine Schalter umgelegt wird und das Lächeln wieder erstrahlt. 

Natürlich ist mir so ein gespieltes Lächeln lieber, als mich in einem Geschäft „anmaulen“ zu lassen (auch das gibt es ja). Aber wenn ich es auf die Spitze treibe, dann ist das Lächeln vieler nicht wirklich ehrlich. Es ist eben die Etikette, Höflichkeit. 

Freude, die von Innen kommt

Der Apostel Paulus hatte anscheinend ein wirkliches Lächeln auf den Lippen, das unabhängig von seinen äußeren Umständen war. In seinem Brief an die Gemeinde in Philippi schreibt er: „Freut euch immerzu, mit der Freude, die vom Herrn kommt! Und noch einmal sage ich: Freut euch!“ (Philipper 4, 4 GNB). Seine eigene Situation? Alles andere als so, dass man sich freuen könnte. Er sitzt gerade (wieder einmal) unschuldig im Gefängnis.

Seine Reaktion (man kann das in der Apostelgeschichte 16 gut nachlesen): Er „macht Worship“, wie man neudeutsch-christlich sagen würde. Er betet Gott mit Lobpreisliedern an und wird mit Freude erfüllt – wahrer Freude, die von Gott kommt – und er erlebt Wunder. 

Und genau diese Freude wünscht Paulus der Gemeinde. Kein aufgesetztes Lächeln, keine Höflichkeit der Höflichkeit wegen, sondern eine Freude, die von innen kommt, eine Freude, die Gott schenken kann, ganz unabhängig, ob ich gerade in einem Geschäft andere Menschen bediene oder unschuldig im Gefängnis sitze. 

Diese Freude möchte ich auch haben. Ich möchte bekannt dafür sein, dass Gottes Freude aus mir heraus strahlt und nicht für mein falsches Lächeln, das ich aus Höflichkeit an den Tag lege. Deswegen ist mein Gebet heute Morgen: 

Gebet:

„Gott, wenn du mich aufforderst, mich immerzu zu freuen, dann bitte ich dich,  mir diese Freude ins Herz zu schenken, denn aus mir heraus kann ich mich nicht einfach so freuen! Ich gebe dir all die Dinge ab, die mir in meinem Leben mein Lächeln rauben wollen und bitte dich, sie auszutauschen durch deine Freude! AMEN“

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de

Wenn du Lust bekommen hast, das alte Video einmal anzuschauen, findest du es hier: https://youtu.be/zviPh_6QOwk