Vor Gericht

Einer steht vor Gericht. Er ist angeklagt. Er hat niemanden umgebracht, kein Haus angezündet, keine Unterschlagungen gemacht. Es gibt nichts, das man ihm zur Last legen könnte. Ratlos fragt der Richter, wofür er denn den Mann verurteilen sollte?

Verurteilen

Die Ankläger gehen auf seine Frage überhaupt nicht ein. Wütend fordern sie, man solle den Mann ins Gefängnis werfen und am besten sofort zum Tode verurteilen.

Auf die erneute Frage des Richters, was man dem Angeklagten eingentlich vorwerfe, schreit die Menge: „Der ist Christ. Der glaubt an die Hoffnung der Auferstehung!“

Glaube Privatsache?

Der Richter versucht zu besänftigen, Glaube sei Privatsache und ginge niemanden etwas an. Schließlich könne „jeder nach seiner Fasson“ selig werden. Warum nur diese Aufregung?

Erbost wiederholen die Ankläger, das sei es ja gerade. Der Mann da behaupte, es könne eben nicht jeder für sich glauben, was er wolle. Er sage, man müsse an diesen Jesus glauben, der auch Christus genannt würde und der der Sohn Gottes und der Erlöser der Menschen sei. Ohne ihn wäre jeder verloren und das ganze Leben umsonst.

Und nun fast schreiend: Gegen so eine Lüge müsse man vorgehen! Der Angeklagte, Paulus, sei ein öffentliches Ärgernis.

Geheimnisvolles

Früher habe man ihn bewundert, ja sogar unterstützt. Da hätte er diese verhassten Christen verfolgt. Aber dann sei irgend etwas Geheimnisvolles mit ihm geschehen. Und plötzlich sei aus dem Christenhasser ein leidenschaftlicher Anhänger dieses Jesus geworden. Nun sage auch Paulus, dass Jesus, von dem doch alle wüssten, dass er am Kreuz gestorben sei, lebe und nur er allein Schuld vergeben könne. Das sei Gotteslästerung! Welcher Mensch könne denn Sünden vergeben …?

Nachfolger

Wer ist dieser Christus, für den Menschen, die zu ihm gehören, Strafen, Verfolgung, sogar den Tod auf sich nehmen? Was sind das für Leute, die ihm nachfolgen?

Sie haben nichts zu tun mit denen, die in machtpolitischer Besessenheit im Namen des Kreuzes Kriege geführt und Völker anderer Länder und Kulturkreise umgebracht haben.

Sie sind keine Karteileichen im Gemeinderegister. Sie gehören auch nicht zu den „aufgeklärten Leuten“, die mit der Zeitströmung schwimmen und Anpassung üben. Die das Wort Gottes für nicht mehr zeitgemäß halten und darum gleichgeschlechtliche Partnerschaften segnen und Gott als Frau und die Bibel weiblich interpretiert sehen wollen. Die am Sonntag über die „Tagesschau“ der Woche predigen und ihre eigenen Probleme zu Fragen der Gemeinde machen.

Christen

Christen sind auch nicht die, für die Christsein eine Definition des Abendlandes ist, aus dem sie kommen, entsprechend der Beschreibung im Pass, nach Körpergröße, Geburtsort und Staatsangehörigkeit.

Christen sind Menschen, für die der leidende und auferstandene Christus die Mitte und die einzige Hoffnung ist, von der sie leben. Die wissen, dass er ihre Schuld auf sich genommen und ihnen Vergebung geschenkt hat. Die sich ihm bedingungslos ausgeliefert haben und bereit sind, mit ihm zu gehen, ganz gleich, was es kostet.

Die glänzende Positionen ablehnen, wenn sie darin gegen ihre Überzeugung handeln müssen. Die das ungeborene und behinderte Leben schützen. Für die die Ehe unantastbar und Liebe das Wichtigste im Umgang mit dem Nächsten, ja sogar mit dem Feind ist.

Barmherzigkeit

Die es wagen, darauf hinzuweisen, dass gute Taten allein nicht in den Himmel bringen. Die nicht schweigen, wenn es darum geht, Glauben zu bezeugen. Die deutlich machen, dass Gott nicht schläft, sondern da ist – furchtbar nah, und dass er Rechenschaft fordert von jedem Menschen. Dass er Schuld beim Namen nennt und keine Therapiekurse anbietet, um sie zu verdrängen. Und dennoch in seiner großen Barmherzigkeit den Menschen als Gegenüber sucht und ihm nachgeht.

Mut zu bekennen

Wer den Mut hat, sich so zu Gott zu bekennen, braucht vor Gericht keinen Verteidiger. Die Beweise sprechen laut genug. Christus selbst ist das Vorbild – angeklagt, verurteilt – und auferstanden. Eine Tatsache, die alle Hoffnung rechtfertigt.

Sind Sie Christ? Gibt es Beweise?

Dr. Irmhild Bärend für GottinBerlin.de