Sam bekam Panik

Der neunjährige Sam besuchte einmal die Farm seiner Großeltern. Er liebte es, bei seinen Großeltern zu sein – und er liebte es, dort mit seiner Steinschleuder durch den Wald zu streifen. So gerne er auf Bäume, alte Dosen oder Flaschen zielte, er traf eigentlich nie. Nur einmal, als seine Großmutter ihn zum Abendessen gerufen hatte und er eher gedankenverloren, fast schon aus Spaß auf die Lieblingsente der Großmutter zielte, verfehlte er sein Ziel nicht. 

Er traf die Ente mitten am Kopf. Sie fiel ohne ein letztes Quaken um und war auf der Stelle tot. Sam war geschockt. Noch nie hatte er etwas getroffen, erst recht kein lebendiges, sich bewegendes Ziel. In ihm stieg Panik auf. 

Und so nahm er die tote Ente und vergrub sie heimlich unter einem Holzstoß hinter dem Farmhaus. Dann ging er, am Boden zerstört, in das Haus. Dort grinste ihn seine 12-jährige Schwester breit an. Sam wusste sofort, dass sie alles mit angesehen hatte. 

Du musst kein Sklave sein

Nach dem Abendessen fragte die Großmutter: „Julie, würdest du mir bitte beim Abwasch helfen?“ – „Oma“, antwortete das Mädchen, „ich würde dir gerne helfen, aber Sam hat gesagt, dass er das heute macht!“ Dann ging sie an ihren unglücklichen Bruder vorbei und flüsterte ihm ins Ohr: „Denk an die Ente!“ 

Am nächsten Morgen wollte der Großvater Sam und Julie zum Angeln mitnehmen, doch seine Frau hatte andere Pläne. „Ich muss ein paar Dinge im Haus erledigen und brauche Julie dazu!“, sagte sie. Julie erwiderte: „Oma, Sam hat gesagt, er würde hierbleiben und dir helfen!“ Und dann lief sie wieder an Sam vorbei und flüsterte: „Denk an die Ente!“ 

Nach mehreren Tagen voller Arbeit und wenig Freude hatte Sam endlich die Nase voll. Er wollte nicht Handlanger seiner Schwester sein. Also ging er zu seiner Großmutter und beichtete, was geschehen war. „Oma, es tut mir so leid. Es war ein Versehen, aber ich habe deine Lieblingsente getötet!“, sagte er mit Tränen in den Augen. 

Vergebung

Seine Großmutter nahm den Jungen zärtlich in den Arm. „Sammy“, sagte sie sanft, „ich weiß, was passiert ist. Da ich am Fenster stand, habe alles gesehen! Ich habe gesehen, wie geschockt du warst und habe dir schon lange vergeben! Nur wollte ich schauen, wie lange du dich von Julie zum Sklaven machen lassen würdest!“ 

Nicht nur Sams Großmutter hatte am Fenster gestanden, Gott stand neben ihr. Gott sieht jeden Fehler von uns, jeden Irrtum, jeden Mist, den wir bauen, jede Schwäche und jede Bosheit. Die gute Nachricht ist: Auch er hat uns lange vergeben. Gott ist nicht nachtragend, aber auch er schaut, wie lange wir es zulassen, dass wir uns zum Sklaven des Anklägers machen. Paulus schreibt an die Gemeinde in Rom: „Wer nun mit Jesus Christus verbunden ist, wird von Gott nicht mehr verurteilt.“ (Römer 8, 4 HfA). 

Wir müssen nicht mit einem schlechten Gewissen herumlaufen, das uns dazu bringt, lauter Dinge zu tun, mit denen wir versuchen, es zu beruhigen. Schuldgefühle sind wie eine Tretmühle: Man strengt sich an und kämpft und schwitzt ohne Unterlass, ohne auch nur einen Zentimeter voranzukommen. 

Das Geheimnis ist: Egal, was du getan hast, Großes oder Kleines, egal, was du für Schuld auf dich geladen hast. Gott kennt sie und hat dir vergeben. Aber es ist wichtig, so wie Sam bei seiner Großmutter, dass wir unsere Fehler bekennen. Dann werden wir frei. 

Du kannst all die Dinge, die deine Seele belasten, in einem Tausch am Kreuz abgeben und dafür Frieden und Freiheit im Herzen erlangen. Erzähle Jesus, was in deinem Leben, im letzten Monat, gestern, schiefgelaufen ist und lass es zu, dass er dein Herz entlastet. Du musst kein Sklave deiner Schuldgefühle sein.

„Gottes größte Freude besteht im Vergeben“ (Richard J. Foster)

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de