Kinderwunsch

Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, als ich aus Liebe zu meiner Frau Alexandra mit ihr Frauenarzt gefahren bin. Wir hatten schon lange versucht, ein Kind zu bekommen. Jetzt sah es gut aus. Meine Frau hatte sich seit einigen Tagen verändert – auf einmal schmeckte ihr der Kaffee zum Beispiel nicht mehr. Und irgendwie war sie auch sonst anders.

Ultraschall

Also machten wir einen Termin – ich ließ es mir natürlich nicht nehmen, mit zu kommen. Die Ärztin strich etwas Gel auf den Bauch von Alexandra und setzte das Ultraschall-Gerät an. Sie fand schnell die kleine Eizelle und kommentierte dies mit: „Da ist sie ja!“ Aber dann wurde sie plötzlich still. Nicht, dass sie Unruhe ausstrahlte, aber es war sofort zu merken, dass irgendetwas nicht stimmte.

Sie fuhr mit dem Gerät hin und her und sagte, dann: „Die Ei-Hülle ist anscheinend leer…“ Ich glaube, ich habe selten so inbrünstig innerlich gebetet. Dann der erlösende Ausruf: „Da ist ja das Ei! Ist wohl ein bisschen schüchtern. Ganz wie der Vater?!?“ Sie kannte mich wohl nicht so gut.

Liebe

Auf dem Monitor war ein klitzekleiner weißer Punkt umgeben von einer fast durchsichtigen Hülle zu sehen. In diesem Moment geschah etwas in mir, das ich bis dato nicht kannte. Ein Gefühl explodierte regelrecht – das Gefühl von Liebe, die anders war, als alle Liebe, die ich bisher gekannt hatte. Mein Herz brannte für diese klitzekleine Eizelle, die noch nie etwas geleistet hatte, die einfach nur da war.

Liebe – weil ich bin

Dieser Tag hat meinen Glauben revolutioniert, denn ich begriff zumindest ein Stück, wie Gott uns liebt. Er liebt mich nicht, weil ich etwas leiste oder, weil ich etwas für ihn tue. Er liebt mich nicht, weil ich ein artiger Junge war oder, weil ich aus der Gosse kam. Gott liebt mich einfach, weil ich bin! Gott liebt mich genau so leidenschaftlich, wie ich meine Kinder liebe (und wahrscheinlich noch viel leidenschaftlicher, als ich es überhaupt in der Lage bin).

Einen großen Unterschied aber gibt es zu der kleinen Eizelle – diese Eizelle, später der kleine „Zell-Klumpen“, der ungeborene Fötus und dann das geborene Baby hatten keine Chance, sich meiner Liebe zu entziehen. Ich habe die Chance, Gottes Liebe anzunehmen, Gottes Liebe zu erleben und mich von Gottes Liebe umhüllen zu lassen. Ich kann mich in meinem Leben auch dafür entscheiden, dieser Liebe den Rücken zu zu kehren.

Unverdient

Was aber bleibt, ist, dass ich nichts tun kann oder brauche, um mir Gottes Liebe zu verdienen oder sie größer zu machen. Gott liebt mich leidenschaftlich, bedingungslos, unendlich. Und weisst du, was das Gute ist? Er liebt dich ganz genauso.

Ich wünsche dir, dass du Gottes unendliche Liebe heute deutlich spürst, dass sie dich einhüllt, dass sie dich aufbaut, tröstet, mit dir feiert und du merkst, dass sie dich den ganzen Tag begleitet.

Sei gesegnet!

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de