Der Tod gehört zum Leben

Ich habe in meinem Leben viele Familie auf dem letzten Gang eines Angehörigen begleitet – alt wie jung. Wenn ältere Menschen sterben, dann hat man vielleicht das Gefühl: Die haben ihr Leben gelebt, Sterben gehört eben leider zum Leben dazu. Der älteste Mann, den ich bestatten durfte, hatte 101 Jahre leben dürfen – und es war eine aufregende, fast heitere Feier. Die Beerdigungen, die mir aber wirklich nahe gekommen sind, waren immer die, wenn Eltern am Grab standen und sich von ihren Kindern verabschieden mussten.

Trauer

Trauer, Verzweiflung, Wut, Hoffnungslosigkeit, oft emotionale Lähmung – das waren die Gefühle, die auf diesen Menschen lagen. Das hat mir ein Stück näher gebracht, wie sich Maria, die Mutter von Jesus gefühlt haben muss. Sie hatte auf wundersame Weise diesen Jungen in einem Stall in der Fremde zur Welt gebracht. Sie hatte sicherlich all ihre mütterliche Liebe bei der Erziehung investiert. Sie hatte miterlebt, wie Jesus zu einem Mann heran wuchs. Sie hat gesehen, wie Jesus mit seinem Wirken anfing, wie er Wunder tat, wie er Menschen heilte, Gefangene frei setzte, den Hoffnungslosen Hoffnung gab.

Erleben wie es dunkel wurde

Dann hatte man Jesus, der nie etwas Böses getan hatte, verhaftet, gequält und dann umgebracht. Sie musste mit eigenen Augen sehen, wie Jesus am Kreuz litt und wie das Leben langsam und qualvoll aus seinem Körper wich. Sie hörte, wie selbst am Kreuz ein Verbrecher noch Jesus verspottete, Jesus dem anderen aber versprach, er werde noch am selben Tag mit ihm im Paradies sein. Und dann hörte sie die Worte: „Es ist vollbracht!“ Maria erlebte mit, wie es dunkel wurde, wie die Erde bebte. Ihr Sohn war gestorben. Was muss diese Frau durchgemacht haben?

War der Tod umsonst?

Trotz ihrer unbeschreiblichen Trauer wusste Maria aber, dieser Tod, der Tod ihres Sohnes war nicht umsonst. Jesus war der Auserwählte, der Messias, der für die Schuld der Menschen den Tod gehorsam auf sich nahm. Aber macht das die Trauer und den Schmerz einer Mutter kleiner?

Verlust

Es ist schon ein paar Jahre her, da lernte ich eine Mutter kennen, die beim Vorgespräch zur Beerdigung ihres Sohnes erstaunlich gefasst wirkte. Nein, sie war nicht lieblos. Jedes Wort, das sie sagte zeugte davon, wie sehr sie ihren Sohn liebte, wie sehr der Verlust ihr Herz zerriss. Dennoch zerbrach sie nicht unter der Last. Als ich mich dann nach der Beerdigung am Grab von ihr verabschiedete, lächelte sie mich mit rot geweinten Augen an und sagte: „Der Tod meines Sohnes war nicht umsonst! Er hat sein Herz gespendet, so kann jemand anderes weiter leben.“

Worte wie diese werde ich nicht vergessen. Sie haben sich tief in mein Herz eingebrannt. Der Tod eines Menschen war nicht umsonst, weil durch den Tod jemand anderes weiter leben konnte.

Schuld der Welt

Der Tod von Jesus war auch nicht umsonst. Die Bibel spricht davon, dass er die „Schuld der Welt“ auf sich nahm – ein frommer Terminus, mit dem man im 21. Jahrhundert vielleicht nichts mehr anfangen kann. Man sieht es daran, dass in den vergangenen Jahren immer wieder Veranstalter, Vereine, politische Gruppierungen dagegen geklagt haben, dass es zwischen Karfreitag und Ostersonntag in Deutschland keine Parties, Feiern oder Konzerte geben darf.

Schuld der Welt

Der Tod von Jesus war auch nicht umsonst. Die Bibel spricht davon, dass er die „Schuld der Welt“ auf sich nahm – ein frommer Terminus, mit dem man im 21. Jahrhundert vielleicht nichts mehr anfangen kann. Man sieht es daran, dass in den vergangenen Jahren immer wieder Veranstalter, Vereine, politische Gruppierungen dagegen geklagt haben, dass es zwischen Karfreitag und Ostersonntag in Deutschland keine Parties, Feiern oder Konzerte geben darf.

Auflehnung gegen Gott

„Schuld der Welt? Kenne ich nicht, habe ich nichts mit zu tun!“ – könnte man jetzt sagen. Leider doch. Denn es sind die kleinen und großen Dinge, die in meinem Leben schief laufen oder gelaufen sind, die „Schuld der Welt“ sind. Es geht um mein Herz, das sich immer wieder gegen Gott auflehnt. Es sind meine Lügen, meine schlechten Gedanken, meine Aggressionen, meine Betrügereien… Und der Gedanke: „Ich bin ja gar nicht so schlimm, andere sind viel schlimmer“ – ändert leider auch nichts daran. Dass ich mich von Gott abgewendet habe und im Alltag immer wieder abwende, das ist mein Problem und nicht das „Problem der Welt“.

Die Brücke zu Gott

Der Tod von Jesus ist die Brücke zu Gott, denn Jesus ist die Brücke über die Trennung zwischen den Menschen und Gott. Jesus hat „die Schuld der Welt“ – meine Schuld, deine Schuld mit ans Kreuz genommen. Ich habe Gott den Rücken zugewandt, wollte nicht mit ihm zu tun haben – ER ist mir dennoch hinterher gelaufen, weil er mich liebt! Und Gott selbst hat mir mit dem Kreuz die Brücke zu ihm zurück gebaut.

Es ist vollbracht

Jesus hat – bevor er starb – verkündet: „Es ist vollbracht!“. Es IST vollbracht, wenn ich es annehme. Die Brücke ist da – gehen muss ich sie alleine. Und ich werde nur sehen können, ob die „Geschichte von Ostern“ stimmt oder nicht, wenn ich diese Brücke gehe – wenn ich dieses Ostergeschehen nicht das Ostergeschehen „für die Welt“ sein lasse, sondern ein Ostergeschehen für mich persönlich. Es ist vollbracht. Der Tod von Jesus war nicht umsonst.

Ich wünsche dir, dass du erlebst, wie sehr Gott dich liebt, wie sehr er um dich wirbt. Und ich wünsche dir, dass du erlebst, wie dein Herz leicht wird, wenn du Ostern in dein Leben hinein lässt, wenn du erlebst, wie Gott dir einen Neuanfang schenkt, wie Gott dir vergibt!

Sei gesegnet!

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de