Jesus klopft an die Tür

Advent

„Advent, Advent, ein Lichtlein brennt, erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier …“ – kaum konnte unser Sohn sprechen, da hat er dieses kleine Gedicht auswendig gekonnt. Dabei ist die Tradition des Adventskranzes noch gar nicht so alt. Nachdem der Theologe Johann Hinrich Wichern 1833 das „Rauhe Haus“ als Heim für Waisen und vernachlässigte Kinder gegründet hatte, „erfand“ er quasi nur einige Jahre später den Adventskranz, um seinen Schützlingen die Wartezeit bis Weihnachten zu verkürzen.

Warten auf Jesus

20 kleine und 4 große Kerzen schmückten ein Wagenrad, das Wichern an die Decke im Zimmer hing. Die Kinder sahen ganz plastisch: Je heller der Raum wurde, desto näher rückte das Weihnachtsfest: Advent – Warten auf Jesus. 

Die Kinder in Wicherns „Rauhem Haus“ waren so vorbereitet – Tag für Tag – auf das Kommen des Herrn. Aber sind wir es auch?

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir einmal zu einem Straßen-Advents-Fest eingeladen haben. Alles war vorbereitet: Die Nachbarn in unserer kleinen Straße waren seit Wochen informiert. Viele wollten etwas mitbringen: Wir selbst hatten einen großen Topf Suppe gekocht, eine Nachbarin hatte Kinderpunsch, eine andere Würstchen mit Brötchen. Und so ging es weiter. 

Geplant war, ein Feuer in einer Feuerschale zu machen, dazu sollte natürlich adventliche Musik geben. Eine Nachbarsfamilie wollte sogar einen Basteltisch für die Kinder aufbauen. Und dann begann es zu regnen. Immer stärker und stärker. 

Erst war mir nach ausfallen lassen. Aber alle hatten sich so darauf gefreut, und alles war vorbereitet. Also beschlossen wir kurzerhand unsere Wohnung zur Verfügung zu stellen. Wir hatten weniger als 30 Minuten Zeit zwischen der Entscheidung und dem Kommen der Gäste.

Wer kommt?

Wer alles kommen würde, wussten wir nicht, aber was wir wussten, war, dass alle es trocken und gemütlich haben sollten. Wir öffneten also unsere Tür. Und dann kamen sie, eine Familie nach der anderen, Singles, Senioren. Schnell füllte sich damals unsere Wohnung. Es war ein wunderschönes Adventsfest. 

Wir waren sehr froh, dass unsere Wohnung gerade aufgeräumt und sauber war – das ist sie nicht immer. Es passte gerade, dass wir nur die Tür öffnen, ein paar Lichter entzündeten und auf die Gäste warten mussten. 

Advent – unser Herr kommt. Sind wir eigentlich auch darauf vorbereitet, dass Jesus eines Tages vor unserer Tür stehen wird? Dass er es ist, der anklopft und kein Nachbar? Werden wir ihm dann die Tür öffnen, und was wird er dann vorfinden?

Jesus sagt einmal zu seinen Freunden: „Seid also zu jeder Zeit bereit, denn der Menschensohn wird gerade dann kommen, wenn ihr am wenigsten damit rechnet!“ (Matthäus 24, 44 HfA). So froh wir bei unseren Nachbarn waren, dass unsere Wohnung einladend und gemütlich, aufgeräumt und sauber war, so sehr wussten wir: Die sind alle dankbar, dass sie nicht im Regen stehen müssen, die hätten auch über Unordnung hinweg gesehen.

Sauber und aufgeräumt

Aber bei Jesus wäre es mir bestimmt peinlich, wenn er Dinge in der einen oder anderen Ecke meines Lebens finden würde, die ich so gerne vor anderen verstecke, weil sie nicht sauber und aufgeräumt sind. Bei dem Gedanken wird mir etwas blass um die Nase. Advent – unser Herr kommt, eigentlich ein hoffnungsvoller Gedanke, aber auch ein bisschen beunruhigend – irgendwie. 

So erinnert mich die Adventszeit Jahr für Jahr daran, dass Jesus wiederkommen wird, dass er irgendwann vor der Tür steht und anklopft (Offenbarung 3, 20).

Dann liegt es an mir, die Tür aufzumachen und ihn hineinzubitten. Sind wir bereit dazu?

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de