gefaltete Hände

Wie wird Gebet definiert?

Was ist Gebet? Das Lexikon definiert Gebet so: „[1] Religion: an einen Gott gerichtete Bitte, Gespräch mit einem Gott. [2] Religion: meist festgelegte Worte, die an eine Gottheit gerichtet sind, um sie zu bitten, ihr zu danken oder sie zu verehren.“

Wenn ich dich fragen würde, wie du Gebet definierst, dann hättest du sicherlich ein Bild im Kopf, das mit deinen Erfahrungen und Prägungen zu tun hat. Vielleicht denkst du an eine kahle und kühle Kirche, in der ein Pfarrer im Talar von der Kanzel herab mit Gott spricht. Oder denkst du an die alte Dame, die abends vor dem Bett kniet, bevor sie schlafen geht oder die Gruppe Frauen, die im Gemeindesaal Hände-haltend im Kreis stehen.

Erfahrung mit Gebet

Vielleicht hast du schon deine eigenen Erfahrungen mit dem Thema gemacht. Viel später, lange, nachdem ich Christ geworden war, fiel mir auf, dass ich schon als Kind gebetet hatte, obwohl ich an „nichts“ geglaubt hatte. Besonders, wenn ich in Not war, kam es mir über die Lippen: „Bitte hilf mir doch!“

Nun bin ich schon viele Jahre Christ und zucke manchmal immer noch zusammen, wenn es um das Thema Gebet geht. Oft habe ich dann ein latent schlechtes Gewissen, weil ich denke: Betest du eigentlich genug? Manchmal geht es mir wie den Männern in der Bibel, und ich frage mich: Hört Gott mein Gebet eigentlich?

David zum Beispiel bittet Gott: „Öffne dein Ohr für mein Gebet, Gott! Entziehe dich nicht meinem Flehen“ (Psalm 55, 2 BB), so als ob er sich nicht sicher ist, ob Gott ihm überhaupt zuhört.

Gebetsleben

Dann gibt es noch die Leute, die meine unguten Gefühle noch verstärken, indem sie – sicherlich aus guter Motivation heraus – fragen: „Und, hast du schon darüber gebetet?“ Oder: „Wie sieht eigentlich dein Gebetsleben aus?“

Dabei sollte das Thema Gebet einem Menschen gute Gefühle bereiten. Der große Evangelist Billy Graham hat einmal gesagt: „Das Gebet ist einfach ein Gespräch zwischen dir und Gott.“ Das klingt jetzt nicht nach schlechtem Gewissen oder unguten Gefühlen. Das klingt sogar ziemlich einfach.

Paulus schreibt: „Freut euch, dass ihr Hoffnung habt. Bleibt standhaft, wenn ihr leiden müsst. Hört nicht auf zu beten“ (Römer 12, 12 BB).

Normale Kommunikation mit Gott

Dennoch machen wir es oft zu einem komplizierten Akt, in dem wir uns besonders verhalten. Wir nehmen eine besondere Stimmfarbe ein, nutzen besondere Worte und nehmen oft auch eine besondere Körperhaltung ein, so als würde Gott uns erst genau in dem Moment sehen, wo wir ihn ansprechen.

Wie wäre es, wenn wir das Gebet ansehen würden, als normale Kommunikation, wie ein Gespräch mit einem anderen Menschen? Wenn Gott mein Schöpfer ist, wenn er mich liebt, und wenn er mich hört, dann holt er mich genau da ab, wo ich bin. Ich kann ebenso lachen, wenn ich fröhlich bin, wie ich weinen kann, wenn die Trauer mich drückt.

Ich kann ihm erzählen, was mich gestern begeistert hat, aber auch, welche Sorge mich drückt.  Mein Leben muss ich nicht erst in Ordnung bringen. Auch nicht, ein besonders frommes Gesicht aufsetzen und dann gewählte oder vorformulierte Worte nutzen.

Schuld und Sorgen abladen

Gebet ist einfach und bedeutet, Gott kennenzulernen, bei ihm Schuld und Sorgen abzuladen und Frieden dafür geschenkt zu bekommen. Mit Gott zu sprechen, wie uns der Schnabel gewachsen ist, Gott sagen, was uns beschäftigt, bedrückt oder Sorgen bereitet. Dann zu hören, was er uns durch seinen Geist zu sagen hat. Im Gebet unseren Schmerz zum Ausdruck bringen und Trost erfahren, wenn ich mich in seine Arme fallen lasse und vieles mehr.

Wenn ich sehe, wie ich mit meinen Freunden spreche, wie viel ich zu sagen habe und wann und wie ich Gelegenheiten nutze, dann fallen mir die Worte von Paulus leicht, nicht aufzuhören zu beten. Und mir wird klar, es ist gut, sich morgens Zeit freizuschaufeln, um für den Tag zu beten und vielleicht abends ebenso, um die Lasten des Tages abzulegen – aber eben auch, einfach mit Gott im Gespräch zu bleiben – im Stau, wenn ich im Auto sitze, wie, wenn ich an der Kasse im Supermarkt anstehe, bei Arzt im Wartezimmer ebenso, wie im Bus, wenn ich von einem Ort zum nächsten fahre.

Gott hat immer Zeit für ein Gespräch, er hat immer Lust darauf und wird immer zuhören und auch antworten, wenn ich offene Ohren habe. Lass uns heute anfangen, am besten jetzt gleich.

Sei gesegnet!

„Wo Menschen beten, arbeitet Gott“ (Corrie ten Boom).

Jürgen Ferrary für GottinBerlin

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