Hände von Generationen

Trauerfeier

Wir stehen mitten im Wald auf einer kleinen Lichtung. Dort findet die Trauerfeier für eine Dame statt, die in hohem Alter verstorben und nun an einem Baum bestattet werden soll. Der Ort an sich ist schon besonders, ein paar Bänke stehen im Halbkreis um einen Baumstumpf, der zu einem Rednerpult umgebaut wurde. Daneben ein weiterer, großer Baumstumpf, auf dem die Urne und ein Bild der Verstorbenen stehen. Aber diese Trauerfeier ist aus noch einem weiteren Grund ungewöhnlich. 

Enkeltochter tritt ans Rednerpult

Nachdem ich meine Worte gesagt habe, geht die Enkeltochter nach vorne ans Rednerpult und ehrt die Oma mit eigenen Worten. Schon das geschieht nicht oft, aber, was sie sagt – und wie sie es sagt, bewegt mich im Herzen sehr. Diese Frau redet so liebevoll von ihrer Oma und auch von ihrer Mama, dass ich merke, wie mein Herz doller anfängt zu schlagen. 

Auch, wenn es ja das Vorurteil gibt, es würden immer nur „gute Menschen“ beerdigt werden, so scheint diese Verstorbene wirklich ganz besonders gewesen zu sein, denn selten habe ich so herzliche, liebevolle und ehrliche Worte gehört wie in diesem Friedwald. Es werden auch Fehler der Dame benannt, aber die gehören nun einmal zu uns Menschen dazu. 

Neben all den erwähnten positiven Eigenschaften wird ganz besonders die Beziehung der Familienmitglieder untereinander erwähnt. Auch hier muss ich sagen, dass ich selten eine so enge Beziehung der verschiedenen Generationen untereinander gesehen habe. 

Die Enkeltochter berichtet davon, wie Mama und Oma immer ein eingespieltes Team waren, wie sie als Tochter und Enkeltochter mit einer Geborgenheit und Liebe umhüllt groß geworden ist, dass sie immer den Wunsch hat, genauso für ihre eigenen Kinder da zu sein. Sie erzählt aber auch, wie sich das Verhältnis umkehrte, als die alte Dame dement wurde. 

Nun konnten sie von der Liebe und Geborgenheit etwas zurückgeben – und nun arbeiteten Tochter und Enkeltochter eng zusammen. Bis zum Tod waren beide für sie da, hegten und pflegen sie, umsorgten und behüteten. 

Zehn Gebote

Die Familie war nicht gläubig, aber sie waren ein leuchtendes Beispiel dafür, dass die „Zehn Gebote“ auch nach 3000 Jahren noch aktuell sind. „Du sollst Vater und Mutter ehren!“ so heißt es in 2. Mose 20, 12 (LUT). 

Heute an Muttertag stehen wieder unzählige Rosen auf den Frühstückstischen, es wurden Bilder von Kindern gemalt und Dinge gebastelt, um den Müttern zu zeigen: Wir lieben euch. Wir danken euch. Und das ist auch gut so. 

Nehmen wir doch von diesem Momentum etwas mit in den Alltag – gerade, wenn es mit den Eltern mal nicht leicht ist. Gerade, wenn man sich auf die Zunge beißen muss. Und besonders dann das Verhältnis zu den eigenen Eltern angespannt ist. Dann soll es in unserem inneren aufleuchten, dass es ein Gebot von Gott ist: „Du sollst Vater und Mutter ehren!“. Ehren heißt, dass ich danach trachte zu tun, was das Beste für sie ist. 

Wusstest du, dass dieses Gebot das einzige Gebot mit einer Verheißung ist? Der ganze Satz lautet nämlich:  „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, geben wird.“ 

Gedanken an die Mutter

Denke heute bewusst darüber nach, wie du deine Mutter ehren kannst, wie du ihr Gutes tun kannst, was du tun kannst, das deiner Mutter gut-tut und sie damit ehrt. Nicht nur, weil du gerne länger leben möchtest, nicht nur, weil es ein Gebot Gottes ist, sondern, weil deine Mutter deine Mutter ist. Auch, wenn sie Fehler hat, selbst, wenn sie manchmal ein Drachen sein sollte, sie ist deine Mutter – und ohne sie wärst du nicht hier auf dieser Welt.

Und, wenn du so ein Verhältnis zu deiner Mutter hast, wie die Familie im Wald, um so besser, dann sollte es dir um so leichter fallen. Nimm dir heute bewusste Zeit und sei für deine Mutter da – wenn es geht leibhaftig, wenn sie schon nicht mehr da ist, dann zumindest in Gedanken! 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de