Bewahren und Löschen
Ich habe eine Reihe alter Video-Filme digitalisieren lassen. Jetzt sitze ich oft vor dem Rechner und schaue, welche Filmausschnitte sich lohnen zu schneiden und zu bewahren und was ich lösche. Ich finde es nicht nur erstaunlich, wie schlecht im Verhältnis zu heute, die Qualität damals war – zumal man ja viel Geld für gute Geräte ausgegeben hat. Es ist noch erstaunlicher, was man in seinem Leben alles erlebt hat und wem man alles begegnet ist.
Viele alte Gesichter tauchen auf, mit denen ich zum Teil über Jahre nichts mehr zu tun habe. Und gerade bei Filmen, die in Gemeinden gedreht wurden, wird mir klar, wie schnell die Zeit vergangen ist. Die Jugendlichen, mit denen ich damals das Theaterstück spielte oder Musik machte, haben heute bestimmt schon selber Kinder.
Wurzeln wachsen lassen
Ob noch der eine oder andere seinen Glauben lebt? Oder sind alle irgendwo in einem stressigen Alltag eingebunden, der für den Glauben wenig Platz lässt oder ihn vergessen lässt? Hat unsere Zeit von damals Wurzeln im Leben der damaligen Jugendlichen wachsen lassen?
Es scheint ein recht „normales“ Phänomen zu sein, dass wir Menschen uns schwer damit tun, Wurzeln zu schlagen. Schon im Buch „der kleine Prinz“ gibt es eine Passage zu diesem Thema:
„Der kleine Prinz durchquerte die Wüste und begegnete nur einer Blume mit drei Blütenblättern, eine ganz armselige Blume…. „Guten Tag“, sagte der kleine Prinz. „Guten Tag“, sagte die Blume. „Wo sind die Menschen?“, fragte der kleine Prinz höflich. Die Blume hatte eines Tages eine Karawane vorüberziehen sehen. „Die Menschen? Es gibt, glaube ich, sechs oder sieben. Ich habe sie vor Jahren gesehen. Aber man weiß nie, wo sie zu finden sind. Der Wind verweht sie. Es fehlen ihnen die Wurzeln, das ist sehr übel für sie.“ „Adieu“, sagte der kleine Prinz. „Adieu“, sagte die Blume.“
Ins Wanken kommen
Und auch Jesus berichtet davon, dass es viele Menschen gibt, deren Glaube leicht ins Wanken kommt, weil sie keine Wurzeln geschlagen haben. Aber es gibt sie, die Menschen, die dran bleiben, die Schritte im Glauben machen, die krasse Dinge mit Gott erleben und die auch in Zeiten der Dürre festhalten am Glauben. Sie sind es, von denen Jesus sagt: „Aber dann gibt es auch Menschen, die sind wie der fruchtbare Boden, auf den die Saat fällt: Sie hören Gottes Botschaft und nehmen sie mit aufrichtigem und bereitwilligem Herzen an. Sie halten treu daran fest, lassen sich durch nichts beirren und bringen schließlich reiche Frucht“ (Lukas 8, 15 HfA).
Es lohnt sich sehr, die ganze Passage von Lukas 8 zu lesen.
Aber wie kann das geschehen, dass mein Glaube „stabil“ wird, dass nicht der erste Sturm des Lebens ihn ausreißt und durch die Luft wirbelt? Mir hat bei der Frage der erste Psalm Davids geholfen. Dort heißt es:
„Glücklich ist, wer nicht dem Rat gottloser Menschen folgt, wer nicht mit Sündern auf einer Seite steht, wer nicht mit solchen Leuten zusammensitzt, die über alles Heilige herziehen, sondern wer Freude hat am Gesetz des HERRN und darüber nachdenkt – Tag und Nacht. Er ist wie ein Baum, der nah am Wasser gepflanzt ist, der Frucht trägt Jahr für Jahr und dessen Blätter nie verwelken. Was er sich vornimmt, das gelingt“ (Psalm 1, 1-3 HfA)
Stark wie ein Baum
Ein Baum, der in guter Erde nah am Wasser steht, wird starke Wurzeln entwickeln. Er wird stark und hoch wachsen und viel Frucht bringen. Das hebräische Wort für „glauben“ ist abgeschaut von Wüstenbäumen, die ihre Wurzel ganz tief in die Erde treiben und sich festkrallen, so dass sie auch in Dürrezeiten genügend Wasser bekommen und vor allem auch, dass kein Wüstensturm sie ausreißen kann.
Wenn ich einen Glauben entwickeln möchte, der trägt, der hält, dann brauche ich solche Wurzeln. Und um diese zu bekommen, brauche ich genügend Wasser und Nährstoff. Und die erhalte ich, indem ich – auch und gerade in meinem Alltag – nah an Gott bleibe – so, wie es der Psalm 1 beschreibt.
Es genügt nicht, ab und an schöne Erlebnisse – wie einen inspirierenden Gottesdienst zu haben, selbst Gebetserhörungen und Wunder Gottes sind oft nur wie ein schöner Sommerregen für einen Baum. Sie helfen, aber sie reichen nicht aus. Ein Baum – gerade ein junger Baum – braucht regelmäßig Wasser und muss in guter Erde stehen.
Wenn du möchtest, dass dein Glaube stark ist und stark bleibt, dann investiere Zeit mit Gott – regelmäßig. Was genau „regelmäßig“ bedeutet, musst du für dich herausfinden, denn ein Baum braucht mehr Regen, als ein anderer.
Suche die Nähe Gottes, sprich mit ihm, lass ihn zu dir sprechen, vor allem durch sein Wort – und erlebe, wie deine Wurzeln wachsen. Und wenn du das nächste Mal einen schönen, alten Baum siehst, dann denke daran, dass er nur so stark ist, weil er starke Wurzeln hat und genügend Wasser bekommt.
Sei gesegnet!
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de