abstrakt

Nicht mehr zu dieser Welt?

Jesus sagt einmal über seine Freunde einen Satz, der mich sehr zum Nachdenken anregt. Er beschreibt das Verhältnis von Christen zu dieser Welt – in der wir alle ja nun einmal leben. Jesus sagt, wer ihm folgte, würde nicht mehr zu dieser Welt gehören (Johannes 17, 16). Wir leben zwar in dieser Welt – und ich gebe zu, ich lebe sehr gerne, aber wir gehörten nicht mehr zu dieser Welt. Was meinte Jesus damit?

Zeit zu gehen

Immer, wenn ich auf dem Friedhof stehe, wird mir bewusst, wie endlich unser Leben ist. Und die „Einschläge kommen näher“, wie man im Volksmund so schön sagt. Noch vor ein paar Jahren war das Thema Tod gefühlt so weit weg für mich, wie die Antarktis.

Aber spätestens ab dem Moment, wo ich „ruhe sanft in Frieden“ zu den sterblichen Überresten von Menschen sagen muss, die genauso alt sind, wie ich oder sogar jünger, schaue ich in den Spiegel, mit dem Wissen: Eines Tages ist es auch Zeit für dich zu gehen.

Mich beunruhigt der Gedanken wenig. Was mich beunruhigt, ist die Tatsache, dass die meisten Menschen, die ich kenne, fast all ihre Gedanken, all ihre Worte, all ihre Ausrichtung im Alltag auf das Leben im Hier und Jetzt investieren.

Lebensversicherung

Noch vor ein paar Jahren gehörte es fast zu einem guten Ton, eine Lebensversicherung abzuschließen. Wofür? Nicht etwa, damit im Falle meines Todes meine Angehörigen abgesichert sind, sondern eher, dass ich in 20 oder 30 Jahren einen Batzen Geld in der Hand habe, mit dem ich mein Leben schön gestalten kann.

Dumm nur, wenn ich vielleicht gar keine 20 oder 30 Jahre mehr hier auf Erden habe, weil mich der Herr vorher nach Hause holt. Wir wissen, dass wir einst gehen müssen, aber wir nutzen alles, was wir haben, Zeit, Geld, Lebensenergie nur für das Heute.

Dabei warnt Jesus uns sehr eindringlich. „Häuft keine Schätze auf der Erde an. Hier werden Motten und Rost sie zerfressen und Diebe einbrechen und sie stehlen. Häuft euch vielmehr Schätze im Himmel an. Dort werden weder Motten noch Rost sie zerfressen und keine Diebe einbrechen und sie stehlen“ (Matthäus 6, 19-20 BB).

Zwischenstation

Anstatt wir uns damit beschäftigen „Schätze im Himmel“ anzuhäufen, klammern wir das Thema im Alltag meist gänzlich aus. Es macht ja auch keinen Spaß, an den Tod zu denken. Aber vielleicht daran, was danach kommt?!?

Wir sollten mehr Zeit hier damit verbringen uns auf dort vorzubereiten, denn die Zeit dort kommt schneller, als wir vielleicht denken. Was sind schon 80 oder 90 Jahre? Und dann stehen wir vor Gott und geben Rechenschaft über unser Leben.

Wenn ich mir dessen bewusst bin, dass dieses Leben hier auf Erden nur eine Zwischenstation ist, dann kann ich viele Dinge entspannter sehen und hinter mir lassen. Wir sollten heute gute Entscheidungen treffen. Und eine dazu gehört, so manches hinter uns zu lassen. Wir vergeuden so viel Zeit, uns mit Dingen herumzuschlagen, die wir nicht ändern können:

Hingabe der Gedanken und Gefühle

„Ich hatte eine schlimme Kindheit. Ich wurde so tief verletzt. Ich bleibe verbockt, bemitleide mich selbst, hasse die, die mir Unrecht getan haben. Ich werde sauer, wenn es nicht nach meinem Willen läuft“

Wie viel Zeit, Energie und Lebensfreude haben wir in der Vergangenheit schon vergeudet, weil wir uns dafür entschieden haben, uns unseren Gedanken und Gefühlen hinzugeben, anstatt sie hinter uns zu lassen, weil sie uns auf unserem Weg nur behindern und unser Leben beschwerlich machen.

Was ist unser Ziel?

Wir können die meisten dieser Dinge sowieso nicht mehr ändern. Warum schleppen wir sie also mit uns, wenn wir wissen, dass unsere Zeit hier auf Erden viel zu kurz ist, um uns von ihnen belasten zu lassen? Unser Ziel sind nicht 90 Jahre hier auf Erden, unser Ziel ist die Ewigkeit bei Gott.

Und wenn du sagst, dass du dein Leben hier genießen möchtest, dann bin ich absolut mit dir. Aber das tun wir nicht, indem wir uns dafür entscheiden, dass unser Rucksack auf dem Rücken so schwer ist, dass wir kaum vorankommen.

Wenn du Schätze „im Himmel“ sammeln möchtest, dann entleere deinen Rucksack, lass Dinge bewusst hinter dir, damit du Platz hast für die Dinge, die dein Leben nicht beschweren. Lass los und lass die Vergangenheit hinter dir (deswegen heißt die Vergangenheit auch Vergangenheit). Und schiebe es nicht auf die lange Bank – das wäre eine gute Entscheidung für heute!

Sei gesegnet!

 

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de