Ich wünsche mir einen Engel!

Nur einen, aber ganz für mich allein. Ich wünsche mir, dass er immer bei mir ist – Tag und Nacht, 24 Stunden. Dass er nicht in den Urlaub geht, dass er keine Freistunden nimmt, dass er nicht schläft und auch nicht krank wird. Dass er seine Arme um mich legt und mich wärmt, wenn ich friere. Dass er einen Schutzzaun um mich zieht, wenn ich Angst habe. Dass er mich auf Flügeln trägt. Dass er mich zurückhält, wenn mich Abenteuer locken, bei denen ich abstürzen könnte. Dass er an meinem Bett sitzt, wenn es mir nicht gut geht. Dass er mich wieder aufrichtet, wenn ich aufgeben will. Dass er neben mir geht, dass ich ihn richtig spüre, wenn weit und breit niemand da ist, den ich um Hilfe bitten kann. Ich wünsche mir einen Engel, der beim Autofahren hinten auf der Rückbank sitzt und warnend sagt: „Ich steige aus, wenn du zu schnell fährst.“ Einen, der seine Flügel zwischen uns ausbreitet, wenn wir uns gestritten haben und keiner bereit ist, das erste Wort zu sagen.

Ich wünsche mir einen Engel, der in dunklen Tagen kleine Lichter aufleuchten lässt. Der mich mit Worten von meinem himmlischen Vater beschenkt. Einen, der auch im Traum zu mir redet und mir sagt, wohin ich gehen soll, wenn sich alles im Kreis dreht. Einen, der mich zum Lachen bringt, wenn ich eigentlich weinen möchte. Einen, der meine Ohren für  die leisen Töne öffnet, wenn der Lärm des Tages sie bis zum Überlaufen füllt.

Engel sind Lichtgestalten

Helligkeit umgibt sie. Klarheit. Sie erscheinen ohne Ankündigung. Oft lösen sie zuerst Erschrecken aus, weil sie niemand erwartet hat. In geheimnisvoller Weise sind sie auf einmal einfach da. Doch ihre Körperlichkeit hat kein Gewicht. Alles um sie herum ist leicht. Kein Wunder, dass allein schon ihr Erscheinen dem Problem etwas von seiner Erdenschwere nimmt. Augen bekommen wieder Horizontblick. Weite.

 

Boten des Höchsten

Sie sind Boten des Höchsten, mit einer großen Vollmacht ausgestattet. Auch über die Materie können sie gebieten. Da werden sie mitten in ein loderndes Feuer geschickt. Drei Männer sollen darin verbrannt werden, die sich treu zu Gott bekannt haben. Doch das Feuer kann den Männern nichts anhaben. Kein einziges Haar wird versengt. Die Engel haben dem Feuer seine Macht genommen.

Ein anderer Engel steht plötzlich neben einer jungen Frau und kündigt an, sie würde schwanger werden, obwohl sie „von keinem Manne weiß“. Sie ist auserwählt, den Retter der Menschheit, Jesus, zur Welt zu bringen.

Mutiger Prediger

Wieder ist es ein Engel, der einem mutigen Prediger des Evangeliums im Traum erscheint und ihn auffordert: „Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!“ Sofort gehorcht der Mann und macht sich auf den Weg. Durch ihn hören, Tausende zum ersten Mal das Wort Gottes.

Und Engel in Menschengestalt?

Spätabends geht eine junge Frau auf dem Weg nach Hause durch eine schmale Gasse. Alles ist still – weit und breit niemand. Nur die Straßenlaternen leuchten im Halbdunkel. Da taucht am Ende der Straße eine Gruppe junger Männer auf. Drohend bewegen sie sich auf sie zu. Ihr innerer Schrei „Vater, hilf mir!“ wird auf wunderbare Weise beantwortet. Auf einmal ist da jemand neben ihr, ein gr0ßer, kräftiger Mann. Ruhig sagt er: „Ich begleite Sie bis zur nächsten Kreuzung.“ Als ihn die Angreifer sehen, verschwinden sie so schnell, wie sie gekommen sind. Nachdem das Ende der Gasse erreicht ist, will sich die junge Frau bei ihrem Begleiter bedanken – doch er ist nicht mehr da.

 

Ratlosigkeit

Eine Gruppe junger Leute fährt nach einer Freizeit durch eine einsame Berggegend. Sie verlieren die Orientierung. Strömender Regen setzt ein. Es wird immer dunkler und eisig kalt. Wohin? Ratlos bleiben sie stehen. Da kommt mitten in der Einsamkeit ein alter Mann auf sie zu und sagt: „Keinen Schritt weiter. Der Weg hat dort ein Ende. Dahinter ist nur noch Abgrund.“ Sie glauben ihm. Am nächsten Morgen sehen sie, dass Gott ihnen in diesem Mann einen Engel geschickt hat. Nur wenige Meter weiter und sie wären alle umgekommen.

Engel für alle Fälle

So einen Engel wünsche ich mir, einen für alle Fälle. Und steht er nicht schon neben mir? Der große Vater hält immer sein Versprechen: „Er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“ (Psalm 91, 11) Darauf verlasse ich mich. Er kann ja nicht lügen, der mich geschaffen hat. Der zu mir gesagt hat: Du bist mein Kind!

Wer könnte mich besser behüten als er, der alles über mich weiß, der es bereits wusste, bevor ich geboren war? Schon damals hat er einen Engel für mich berufen – ganz für mich allen.

Dr. Irmhild Bärend für GottinBerlin