Bettler

In der Apostelgeschichte steht eine Geschichte, über die ich schon öfters gepredigt habe: Zwei der Freunde von Jesus sind auf dem Weg in den Tempel, um dort am öffentlichen Gebet teilzunehmen. Nichts Ungewöhnliches. Auch nicht, dass man Gelähmte zum Betteln vor die Tür gelegt hat, an denen die, die in den Tempel wollten, vorbeigehen mussten. Das tat man, weil dort die Chance am größten war, etwas Geld zu bekommen. Wer, wenn nicht die religiösen Leute, hätten ein Herz für Gelähmte, Kranke und andere Menschen, die betteln mussten, um zu überleben.

Wunder

Ein Bettler spricht die beiden Freunde, Petrus und Johannes, an und bittet sie um Geld. Petrus antwortet dem Mann: „Ich habe kein Geld für dich. Aber was ich habe, gebe ich dir. Im Namen von Jesus Christus von Nazareth: Steh auf und geh!“ (Apostelgeschichte 3,6). Ich fand es immer erstaunlich und aufregend, dass es für die ersten Christen anscheinend völlig normal war, dass sie um Wunder beteten und dann auch Wunder erlebten. Und vor allem auch, wie selbstbewusst sie im Glauben waren.

Heilung

Der Bettler vor dem Tempel hatte gar nicht darum gebeten, geheilt zu werden, sondern wollte wirklich nur etwas Geld zum Überleben haben. Trotzdem wurde er geheilt.

Warum eigentlich? Weil ein bisschen Geld sein Leben nicht grundlegend verändert hätte. Er wäre weiterhin der Bettler geblieben, der eben – je nachdem, wie viel Geld er bekommen hätte – für einen Tag oder mehrere Tage versorgt gewesen wäre. Aber er wäre immer noch der gelähmte Bettler geblieben.

Was mich stutzig macht, ist, dass Petrus nicht sagt: „Dein Glaube hat dich geheilt!“ (Das hat Jesus ja oft so gesagt.) Oder: „Deine Schuld ist dir vergeben!“ Oder: „Wir nehmen dich mit und kümmern uns um dich!“ – Petrus sagt: „Steh auf und geh!“

Lebensänderung

In meinem Leben bin ich manchmal wie ein Bettler, der schon lange geheilt wurde, aber immer noch jeden Morgen brav vor dem Tempel liegt, um die Menschen um etwas Geld zum Leben zu bitten. Ich sehne mich danach, dass sich etwas grundlegend ändert – aber ich bleibe trotzdem sitzen. Tag für Tag.

Das erinnert mich an eine Szene in der umstrittenen Komödie „Das Leben des Brian“: Ein Mann hüpft und tanzt um den vermeintlichen Messias (der immer wieder betont, er wäre nur Brian und eben nicht der Messias) herum bittet: „Eine Gabe für einen Ex-Lepra-Kranken…“ Das ist ein gutes Bild.

Positive Veränderung

Bei Jesus geht es nicht darum, dass ich irgendwie einen weiteren Tag überstehe, irgendwie überlebe, weil ich ein paar Münzen zugesteckt bekommen habe, um dann morgen wieder bettelnd vor dem Tempel zu liegen. Es geht darum, dass sich Dinge in meinem Leben grundlegend zum Positiven verändern, so dass ich gar nicht mehr bettelnd vor dem Tempel liegen muss (um bei dem Bild zu bleiben).

Jesus möchte, dass wir aufstehen – nicht am Boden liegen. Und Jesus möchte, dass wir gehen – nicht stehen bleiben. Stillstand verändert nichts. Stillstand bedeutet, dass ich morgen genau so unglücklich, kraftlos, trostlos, vielleicht sinnlos lebe, wie gestern und vorgestern. Aufstehen und gehen bedeutet, dass ich mich aufmache – Schritt für Schritt – in ein neues Leben.

„Steh auf und geh!“ – so oder ähnlich formuliert findet es sich immer und immer wieder in der Bibel, sei es bei Mose, bei Abraham, ja, sogar bei Noah – bei der Berufung der Jünger und schließlich ganz am Ende von Jesu Wirken beim großen Auftrag an uns: „Geht hinaus in alle Welt …“ (Matthäus 28,19)

Berufen

Das mag Angst machen. Aber ich werde nicht erleben, wie sich mein Leben verändert, zum Besseren wendet, wenn ich liegen bleibe und weiter bettele, obwohl Jesus mich schon lange dazu berufen hat, ein Kind Gottes zu sein.

In welchem Bereich deines Lebens möchtest du, dass sich Dinge ändern? Wo müsstest du aufstehen und gehen? Und wie könnte dein nächster Schritt aussehen?

Sei gesegnet!

www.juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de