aufgeschlagenes Buch - die Bibel

Leben mit Gott

Es gab unzählbar viele Momente in meinem Leben, in denen ich nur über Gott staunen konnte, über das, was er tat, über das, wie mächtig er ist, darüber, wie sehr er liebt. Ich muss aber auch ehrlich zugeben, dass es eine ganze Reihe Situationen in meinem Leben gab, in denen ich enttäuscht von Gott war, weil er anders reagiert hat, als ich es mir erhofft habe, weil er anders eingegriffen hat, als ich es erwartete, oder weil ich das Gefühl hatte, er würde schweigen. Meine Vorstellungen waren andere!

Vorstellung, wie Gott sein soll

Wenn ich noch ehrlicher bin, dann liegt das aber fast immer daran, dass ich mir Gott ein ganzes Stück so hingebastelt habe, wie ich ihn mir wünsche, oder sogar, wie ich es brauchte. Meine Erwartungen an Gott waren an meine menschlichen Vorstellungen von ihm gekoppelt. Gott musste so oder so reagieren, weil ich ihn mir so oder so vorstellte.

Im Wort Enttäuschung steckt ja drin, dass ich getäuscht wurde bzw. mich getäuscht habe. Getäuscht habe ich mich meist dann, wenn ich versucht habe, Gott in eine Schublade meiner menschlichen Vorstellungen zu packen.

„Wenn Gott mich liebt, dann muss er so und so reagieren…“ – Nun, Gott liebt mich, aber genau deswegen reagiert er manches Mal genau anders als ich mir das wünsche, eben weil er sogar besser weiß, was ich brauche als ich.

Wir laufen immer Gefahr, uns Gott in unseren Vorstellungen so hinzubasteln, wie wir ihn sehen wollen oder wie wir ihn brauchen – werden dem aber nie gerecht, wer oder wie Gott wirklich ist.

Wenn die Not groß ist

Wenn ich ein Problem habe oder an einer Krankheit leide oder eine andere Not groß ist, dann sagt meine Vorstellung: „Gott ist so groß, er kann auf meine Not antworten. Nein, er muss darauf antworten, sonst ist er nicht Gott oder liebt mich nicht.“ Und wenn er es nicht oder anders tut, bin ich enttäuscht. 

Machen wir Gott klein?

Umgekehrt trauen wir Gott andere Wunder nicht zu und machen ihn damit kleiner als er ist. „Diese Krankheit kann Gott bestimmt nicht heilen.“ – „Mein Problem ist viel zu groß!“ – „Meine Situation ist viel zu aussichtslos!“ Oder: „Ich bin so wenig liebenswert, so groß kann Gottes Liebe nicht sein, dass er mich liebt!“ Und nehmen uns damit die Chance, dass Gott doch eingreift, redet oder handelt, weil wir unsere Ohren verstopft haben.

Gott stellt sich vor

An vielen Stellen in der Bibel stellt Gott sich Menschen vor. Aber er sagt nicht: „Hallo, ich bin Jürgen, bin verheiratet und habe zwei Kinder. Ich bin Pastor, kann ein bisschen Gitarre spielen und arbeite derzeit an einer Grundschule als Religionslehrer..:“ Das sind Kategorien, die so schön in Schubladen unserer Vorstellungen passen: Er ist Pastor – gut, dann muss er wohl ein bisschen langweilig sein. Er ist verheiratet und hat Kinder, also ist er ein Familienmensch.

Aus diesen Vorstellungen unserer Schubladen erwächst dann unsere Vorstellung, wie jemand handeln muss: „Als Pastor trinkt der bestimmt kein Bier und geht nicht feiern…“ Meine Erfahrungen zeichnen ein Bild, wie das Leben eines anderen sein „muss“.

Gott passt in keine Schublade

Gott passt aber in keine Schublade. Wenn er sich jemandem in der Bibel offenbart, dann tut er es auch immer nur damit, wer er ist. Dem Propheten Jesaja sagt er zum Beispiel: „Ich bin der Herr, dein Gott, der deine rechte Hand fasst und spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir!“ (Jesaja 41, 13 LUT).

Akzeptanz

Gott ist Gott – und ich bin ein Mensch. Es ist gut, das so zu akzeptieren. Gott ist größer, als unsere Vorstellungskraft, weiser, als alle menschliche Weisheit, liebt leidenschaftlicher, als Menschen das können und ist vor allem souverän. Sonst wär er nicht Gott. Vielleicht lautet deswegen eines seiner Gebote: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen…“ (2. Mose 20, 4 LUT).

 

Gott selbst basteln

Wenn ich aufhöre, mir meinen Gott selbst zu basteln, wenn ich „Gott“ Gott sein lasse, der versprochen hat, mein Vater sein zu wollen, der mich so unglaublich liebt und dem ich so unglaublich viel wert bin, dass er sogar seinen Sohn für mich hingegeben hat, dann wird mein Staunen größer und meine selbst eingebrockten Enttäuschungen kleiner.

Wo bist du von Gott enttäuscht worden?

Wo bist du von Gott enttäuscht worden im Leben? Schau dir heute solche Situationen an und bring sie bewusst ans Kreuz, denn sie prägen und belasten deinen Glauben. Gib sie Gott und bitte ihn, dass er sich dir vorstellt, wer er ist und wie er ist – jenseits unserer Schubladen und Vorstellungen.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de