Eine Frau wird in einer Wanne getauft

Vorwurf

„Du bist jung, und dir geht es gut, da ist es ja nicht schwer, von Hoffnung zu sprechen. Außerdem ist es echt billig, den Menschen vorzugaukeln, es gäbe so etwas, wie ein Leben nach dem Tod. Alles, was ihr Christen damit tut, ist, Menschen zu manipulieren!“ Wow, da muss man erst einmal schlucken, wenn man solch einen Vorwurf hört. Aber, wenn ich ehrlich bin, dann kann ich die Zweifel verstehen. Wie soll es wirkliche Hoffnung geben, wenn mit dem Tod alles zu Ende ist?

Ich habe hunderte Beerdigungsreden in meinem Leben gehalten, hunderte Familien kennengelernt und hunderte Lebensgeschichten gehört – durfte über viele, lange und erfüllte Leben erzählen, aber auch von tragischen, kurzen, mit furchtbarem Ende. 

Was ich immer wieder erlebt habe und erlebe, ist, dass Trauernde, die mir gegenüber sitzen, betonen, dass sie irgendwann Kontakt mit dem Glauben und der Kirche hatte. Das klingt oft schon fast wie eine Entschuldigung. 

So, als ob sie sagen wollten: „Sie sind doch einer von denen. Können Sie nicht ein gutes Wort bei Gott für den Verstorbenen einlegen? Jetzt ist die Zeit, in der wir wirklich Hoffnung brauchen!“ 

Hoffnung geben

„Einmal sehen wir uns wieder“, singt Andreas Gabalier. Dieses Lied höre ich gefühlt auf jeder zweiten Trauerfeier. Wäre das nicht wirklich billige Hoffnung, wenn ich Menschen mit dem, was wir gerne Himmel nennen, vertrösten würde? Hält diese Hoffnung?

Und wie kann ich Menschen begegnen, die gerade tief im Leid stecken – den Geflüchteten aus der Ukraine, der Mutter, die gerade ihr Kind verloren hat, dem Mann, dem der Arzt gesagt hat, er hätte nicht mehr lange zu leben, der Familie, die den Räumungsbescheid erhalten hat und demnächst auf der Straße sitzt. 

„Das Beste kommt noch. Wenn ihr erst tot seid, dann wird alles gut … “ Das klingt doch wie ein Hohn. 

Es mag sein, dass das in den Ohren von Menschen, die aktuell von Sorgen und Leid getroffen sind, wie billiger Trost oder wie Hohn klingt. Dennoch ist die Aussage – wenn auch ziemlich dämlich formuliert – wahr. 

Was für ein Glauben? – Was für eine Hoffnung

Der damals 23-jährige YouTuber Philipp Mickenbecker, dem man gerade mitgeteilt hatte, der Krebs sei erneut und unheilbar bei ihm ausgebrochen, sagte im Januar 2021 in einem Interview auf die Frage hin, ob er Hoffnung hätte: „Es reicht mir zu wissen, dass es einen guten Gott gibt. Und dass der einen guten Plan für mein Leben hat.“

Und nur einen Moment später setzt er noch einen darauf: „Mir reicht’s auch, wenn Gott mich im Himmel gesund macht (…) Ich bin da sehr entspannt. Nach dem Tod wird es nicht langweilig sein“ (Quelle: pro-medienmagazin).

Was für ein Glauben, was für ein Vertrauen, was für eine Hoffnung. Ist sie billig? Hat sich Mickenbecker, der im Juni 2021 dann wirklich verstarb, an einem Strohhalm festgehalten? Ich glaube nicht. Mickenbecker hat erlebt, dass Jesus die Brücke zu Gott ist, dass er am Kreuz für alle Schuld starb. Er hat Versöhnung erlebt – und Gott in seinem Alltag. 

Und er hat erlebt, dass die Auferstehung kein Märchen ist, sondern, dass Jesus lebt und bis heute erfahrbar ist, wenn man sich auf ihn einlässt. Und das war seine Hoffnung. Im 1. Petrusbrief lesen wir: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus! In seinem großen Erbarmen hat er uns neues Leben geschenkt. Wir sind neu geboren, weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, und jetzt erfüllt uns eine lebendige Hoffnung“ (1. Petrus 1, 3 HfA).

Hoffnung, die hält

Mit Jesus steht und fällt alles. Ist er von den Toten auferstanden, so haben wir eine Hoffnung, die hält – bis in die Ewigkeit. Dann können wir schlimme Dinge hier auf Erden ertragen, weil wir wissen: Das Beste kommt noch. 

Ist er nicht von den Toten auferstanden, so sollten wir aufhören, von einer Hoffnung zu sprechen, die Zeit und Traum übersteht. Das Beste ist: Frage Jesus doch selbst, denn ist er auferstanden, wird er heute antworten – und das gibt Hoffnung, die größer ist, als Krankheiten, Not, Krieg und Trauer.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de