Positiver Blick
„Groß und wunderbar sind all’ Deine Werke, o Herr, Gott allmächt’ger Schöpfer“, so lauteten die ersten Worte eines Lobpreisliedes, das Mitte der 80er Jahre entstand. Ich habe diesen Song damals geliebt, nicht nur, weil er sich von den vielen altbackenen und eher traurig wirkenden Kirchenliedern abhob, die ich bis dato kannte, sondern, weil er einen so positiven Blick hat.
Solange ich Christ bin, habe ich gehört, dass alles, was einmal schön war, durch den Sündenfall zerstört wurde. Wir Menschen wären Sünder und eigentlich zu nichts zu gebrauchen, außer, uns unwürdig dem großen Gott zu unterwerfen.
Elender Wurm
Das mag übertrieben klingen und polemisch, aber das war die Botschaft, wie ich sie damals als junger Christ empfunden habe. Ich bin ein elender Wurm, der schmutzig und sündig zu Jesus kommt. Und obwohl immer gepredigt wurde, er würde uns neu machen, rein machen, von aller Sünde befreien, blieb das Bild aus Psalm 22 in mir hängen: Ich bin ein elender Wurm.
Meisterwerk
Wenn aber Gottes Werke groß und wunderbar sind, dann bin auch ich groß und wunderbar! David schreibt in einem seiner berühmtesten Lieder: „Du hast mich mit meinem Innersten geschaffen, im Leib meiner Mutter hast du mich gebildet!“ (Psalm 139, 13).
Wenn Gott mich erschaffen hat, nach seinem Bilde, wie es im ersten Buch Mose heißt, wie kann ich dann annehmen, dass ich wertlos und nutzlos bin? Wenn Gottes Werke wunderbar sind, dann bin auch ich wunderbar, einzigartig und ein Meisterwerk.
Der Blick ist wichtig
Ja, die Sünde hat so manches Positive bedeckt, ich zeige nicht meine ganze Schönheit – und weiß, dass Gott noch viel zu tun hat, wenn ich mehr und mehr zu dem werden möchte, wie Gott mich gedacht hat. Aber der Blick ist wichtig.
Sehe ich mich als den kleinen Wurm, der hässlich auf dem Boden kraucht? Dann werde ich auch so leben. Oder sehe ich mich als das Meisterwerk Gottes, das von Sünde eben noch besudelt ist und Reinigung braucht?
Ich denke, wenn wir wirklich wüssten, wie genial Gott uns erschaffen hat, was für umwerfendes Potenzial in jedem von uns steckt, was für ein wertvolles, einzigartiges Meisterwerk wir wirklich sind, wir würden ganz anders durch das Leben gehen.
Wir hätten ein ganz anderes Selbstbewusstsein, ein gesundes Selbstbewusstsein, fernab jeglichen falschen Stolzes. Wir müssten uns aber auch kaum Gedanken machen, wie wir in die Welt gehen und Jünger machen müssten.
Erschaffen
Die Mona Lisa zum Beispiel predigt nicht, sie ist einfach nur da. Und sie fasziniert, weil sie ein so wunderbares Kunstwerk ist (wenn auch ohne Bewusstsein). Wenn sie ein Bewusstsein hätte, dann würde sie nur um so mehr strahlen, denn sie wüsste: Die Menschen bleiben stehen und bewundern mich, weil ich großartig bin – nicht aus mir selbst heraus, sondern, weil ein großartiger Künstler mich als großartiges Werk erschaffen hat.
Vielleicht haben wir Christen deshalb manchmal so wenig Ausstrahlungskraft, weil wir immer noch eher wie die elenden Würmer durch das Leben gehen, als wie eine Mona Lisa (und das, obwohl wir noch viel kunstvoller und wertvoller erschaffen wurden).
Vielleicht liegt es daran, dass wir so oft auf das schauen, was wir (noch) nicht sind und nicht auf das, wer wir sind und wer uns erschaffen hat. Jesus nennt dich und mich nicht ohne Grund „Licht der Welt“!
Wenn du das nächste Mal ein Kunstwerk – ein schönes Bild, eine wundervolle Statue – bewunderst, dann denke daran, dass du schon im Mutterleib von Gott geformt wurdest und seine Werke alle groß und wunderbar sind!
Gebet:
Gott, viel zu oft schaue ich auf meine Fehler, auf das, wie ich nicht bin. Bitte hilf mir darauf zu schauen, dass du mich erschaffen hast, der du der größte Künstler bist, den es gibt. Bitte hilf mir, ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln und wirklich strahlend durch die Welt zu gehen, weil ich weiß, wer ich in Dir bin! AMEN.
Sei gesegnet!
„Dein Leben ist weder ein Zufallsprodukt noch irgendein unbedeutendes Ereignis. Du bist ein Geschenk an die Welt, ein göttliches Kunstwerk, das seine Unterschrift trägt“ (Max Lucado).
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de