Männer sitzen zusammen und reden miteinander

Gabe des Redens

Wenn es eine Sache gibt, die ich ganz gut kann, dann ist das das Reden. Gott hat mir die Gabe gegeben, dann hat er mich in seinen Dienst gerufen. Es gibt kaum Situationen, in denen es mir die Sprache verschlägt. Und so habe ich schon auf Hochzeiten gesprochen, auf Beerdigungen, predige im Gottesdienst und so einiges mehr. 

Ausprobieren konnte ich mich vor vielen Jahren, als ich in einem Kino einen Studentenjob hatte. Ich arbeitete eigentlich als „Vorführer“, war aber auch hier und da an der Kasse oder beim Einlass. Bei besonderen Veranstaltungen, wie der wöchentlichen „Sneak Preview“ (Überraschungsfilm als Vorausschau) drückte mir mein Chef ein Mikrofon in die Hand, und ich wurde zum Entertainer. 

Meist hatte ich einen ganzen Sack voller Give-aways, die ich unter die Leute brachte – und so herrschte schnell eine heitere Stimmung, wenn ich kurz vor der Vorstellung den Kino-Saal mit den Worten „Hallo, liebe Gäste“ betrat, woraufhin diese dann antworteten: „Hallo Jürgen!“

Auch sonst bin ich nicht auf den Mund gefallen, bin meist schlagfertig und bringe oft Menschen zum Lachen. Es fällt mir nicht schwer, den Mund aufzumachen – es fällt mir jedoch schwer, den Mund zu halten. 

Es kam in der Vergangenheit immer wieder vor, dass mir Leute ins Gesicht sagten: „Du kannst nie einfach nur mal zuhören, oder?“ Besonders getroffen hat mich der Spruch: „Ich wünschte, dein Gehirn würde so schnell arbeiten, wie dein Mundwerk!“ Oder auch der eigentlich nett gemeinte Ausspruch einer Freundin, die zu einer anderen Person sagte: „Das ist Jürgen, der hat immer etwas zu sagen!“

Die gleiche Zunge kann Segen oder Fluch sein

Ich merkte, dass meine Gabe immer wieder aus dem Ruder lief. Derselbe Mund, der Menschen eine gute Zeit schenkte, zum Lachen brachte und viel Gutes tat, überrollte andere regelrecht, die schüchterner mit ihren Worten waren, als ich und verletzte sie.

Die gleiche Zunge kann Segen und Fluch sein. Und was mir auch bewusst wurde, war, dass unsere Zunge das wiedergibt, was unser Herz fühlt. In Momenten, in denen ich dominant ein Gespräch bestimmte, war das ein Zeichen meines Herzens, genauso, wie es Spiegelbild des Herzens ist, wenn Menschen sich schüchtern kaum trauen, den Mund aufzumachen. 

Geholfen hat mir (auch, wenn in diesem Bereich noch ein langer Weg vor mir liegt), dass ich aus diesem Grund versuche,  meinen eigenen Worten selbst zu lauschen. Manches, was ich höre, schmeichelt mir nicht gerade. Ich muss mich fragen, was mit mir eigentlich los ist, dass ich rede, wie ich rede. 

Anderes wiederum zeigt, dass ich im Herzen ausgeglichen und fröhlich bin. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, seine Zunge im Zaum zu halten – und dabei an die Wurzel zu gehen und sich nicht einfach zu zwingen, nichts zu sagen. 

In dem Moment, wo ich Gott bekannt habe, dass mein Herz meine Zunge in eine ungute Richtung gelenkt hat, hat Gott mir einen Sieg geschenkt. Ich bin sensibler geworden für meine Worte, aber auch für den Zustand meines Herzens. 

Im Buch der Sprüche lesen wir: „Wollt ihr ein glückliches Leben führen und gute Tage erleben? Dann hütet eure Zunge vor bösen Worten und verbreitet keine Lügen! Wendet euch ab vom Bösen und tut Gutes. Bemüht euch, mit anderen in Frieden zu leben“ (Sprüche 34, 13-15 HfA).

Halte deine Zunge im Zaum

Weil Herz und Mund so eng verknüpft sind, gibt es einen engen Zusammenhang zwischen dem, wie ich rede und was ich sage und dem, ob ich ein glückliches Leben lebe. Böse Worte und Lügen aus meinem Mund sind ebenso Spiegelbild des Zustandes meines Herzens, wie liebevolle Worte und Wahrheit. 

Achte auf deine Worte und halte deine Zunge im Zaum – am besten, indem du schaust, wie der Zustand deines Herzens ist. Böse Worte kommen aus einem bösen Herzen und gute Worte aus einem guten. Wenn du merkst, dass du deine Zunge nicht im Zaum halten kannst, dann bekenne Gott, dass du gemerkt hast, dass du andere verletzt und bitte ihn um Vergebung. 

Er wird an die Wurzel – an dein Herz – gehen und dir zeigen, worin das Problem liegt. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de