ängstliches Frauengesicht

Wechselbad der Gefühle

Als ich mit Anfang 20 Christ wurde, bedeutete das für mich ein Wechselbad der Gefühle. Dass Gott mir all meine Schuld vergeben hatte, dass Jesus dafür ans Kreuz gegangen war, das begeisterte mich, denn ich hatte so einiges auf dem Kerbholz. Aber neben dem Gefühl der Befreiung machte sich in mir ein Gefühl der Angst breit. Und nicht nur das. Auf der einen Seite spürte ich Gott deutlich in meinem Leben, hörte sein Reden, bemerkte sein Eingreifen. Ich wusste mit dem Kopf: Du bist eine neue Schöpfung, das Alte ist vergangen. Auf der anderen Seite hatte ich immer Angst, ich könne Gott nicht genügen.

Angst vor Gott?

Ich versuchte mit aller Macht, bloß keine Fehler mehr zu machen, aus Sorge, ich könne Gott enttäuschen. Und, wenn ich ehrlich bin, hatte ich Angst vor Gott. Ich kam mir vor, wie ein kleiner Wurm, der am besten unbemerkt unter dem Teppich von A nach B kriecht, um nicht aufzufallen.

Und meine erste Gemeinde, der ich viel zu verdanken habe, implizierte mir auch immer, wir jungen Leute sollten bloß nicht denken, wir wären „Kumpels“ von Gott. Oft hatte ich das Gefühl, diese Spannung in mir würde mich zerreißen: Auf der einen Seite spürte ich Gottes Liebe, auf der anderen hatte ich Angst vor ihm.

Fear to Faith

Angst hatte auch die Frau, die von ihrem Blutfluss geheilt worden war, als sie sich durch die Menschenmenge gedrängt hatte und von hinten das Gewand von Jesus berührt hatte. Heilende Kraft war von Jesus ausgegangen, obwohl die beiden noch nicht einmal Augenkontakt hatten.

Und dann heißt es: „Aber Jesus blickte umher, um zu sehen, wer es gewesen war. Die Frau zitterte vor Angst; sie wusste ja, was mit ihr vorgegangen war. Darum trat sie vor, warf sich vor Jesus nieder und erzählte ihm alles“ (Markus 5, 32-33 GNB).

Wieder einmal nur ein kleiner Satz am Rande, der so tiefe Wahrheit beinhaltet. Jesus entdeckt die Frau, die vor Angst zitterte. Und obwohl er unterwegs war zu einer wichtigen Mission – immerhin lag die Tochter des Synagogenvorstehers im Sterben, – nahm er sich die Zeit, dieser Frau zuzuhören.

Angst ist nichts Schlimmes!

Ich habe im Laufe meines Christenlebens gelernt, dass Angst nichts Schlimmes ist, auch nicht die Angst vor Gott. Ich habe aber auch gelernt, wie schlecht es ist, die Angst herunterzuschlucken, sie zu verstecken, einfach so mit ihr zu leben.

Die Frau hatte Angst, weil sie einfach so das Gewand von Jesus berührt und Heilung erlebt hat. Sie hatte Angst, verurteilt zu werden.

Die Wahrheit ist: Gott liebt dich. Er hat Zeit für dich. Wie ein liebender Vater will er für dich sein (Römer 8,15). Egal, was dich beschäftigt, Gott hat ein Ohr, und er hat immer Zeit für dich. Und ganz gleich, was für Gefühle dich plagen, Gott bietet dir an, mit ihm darüber zu sprechen und Negatives von dir zu nehmen.

Gott ist nie zu beschäftigt, ist nie genervt, wenn du zu ihm kommst. Und er ist die beste Adresse zum Reden, egal, in was für einer Lebenslage du gerade bist. Du musst dafür nicht vor Jesus auf den Boden werfen, aber du kannst tun, was die Frau tat: Gott alles erzählen, wirklich alles, auch die geheimsten Geheimnisse.

Du wirst sehen, wie dich das entlastet, deine Gefühle sortiert, wie Gott liebevoll reagieren wird – dich tröstet, wie eine Mutter, dich umsorgt, wie ein Vater.

Sei gesegnet!

„Mut ist Angst, die gebetet hat“ (Corrie ten Boom).

 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de