Ich mache eine Reise

Im Grundschulalter spielten wir gerne „Ich mache eine Reise und nehme mit …“. Die Aufzählung wurde immer länger, irgendwann vergaß jemand ein Utensil, worüber die anderen herzlich lachten und alle durcheinander riefen, was noch fehlte. Wir waren gemeinsam unterwegs und hatten einen Riesenspaß. Es war keine Frage: gemeinsam würden wir auch das Ziel unserer Reise erreichen und dann die nächste planen. Der Gedanke, dass das irgendwann einmal vorbei sein könnte, kam uns nicht.

Unser Schwur

Dann wurde einer unserer Gefährten schwerkrank. Von jetzt auf nachher landete er im Krankenhaus und verstarb.

Wir schworen uns, nie wieder zu lachen. Irgendwann zog eine Lehrerin uns auf die Seite und fragte, was los sei. Als wir ihr von unserem Schwur erzählten, wurde sie sehr ernst und sagte: „Das geht so nicht. Dass P. gestorben ist, ist sehr traurig. Und traurig dürft ihr auch sein. Aber dass ihr nicht mehr lacht, macht es nur noch trauriger. Ihr seid Kinder, ihr lebt. Ihr dürft fröhlich sein und lachen, viel lachen. Das hätte er gewollt.“

Was tue ich, wenn ich verreise?

Wenn ich heute auf eine Reise gehe, wähle ich mein Reiseziel aus und suche die Endstation, die mich meinem Ziel am nächsten bringt. Ich informiere mich über Land und Leute, über das, was ich sehen und gerne unternehmen will, kläre die Kosten, prüfe mein Budget, mache eine Liste der Sachen, die ich mitnehmen will und regle, wer sich in meiner Abwesenheit um mein Zuhause kümmert, meine Haustiere versorgt, Blumen gießt etc., damit ich entspannt den Ort meiner Erholung genießen kann. Wenn ich dann meine Endstation erreiche, atme ich erleichtert auf: Ich bin angekommen.

 

Das Leben ist eine Reise, die wichtigste, die jeder Mensch begeht. Und allen ist dieselbe Endstation bestimmt. Wie bereiten wir uns darauf vor?

Endstation

Eine Frau fuhr eines Tages mit ihrer Familie durch eine Baustelle. Nachdem sie das Ende passiert hatten, lachte sie und sagte: „Das will ich auch.“ „Was?“, fragten ihre Kinder. „Wenn ich einmal sterbe, soll auf meinem Grabstein stehen: ‚Ende der Baustelle. Danke für Ihre Geduld.‘“

Alle lachten. Als es so weit war, dass sie verstarb, erfüllten ihre Kinder ihren Wunsch. Gleichzeitig wussten sie aber auch, dass diese Baustelle zu einem Ziel führte: Ihre Mutter war angekommen. Sie glaubte, dass ihr Leben nur eine Baustelle war, für das, was danach kommen würde. Die Geduld für die sie sich auf ihrem Grabstein mit einer Prise Humor bei ihren Mitmenschen bedankte, war auch die Mischung aus Geduld und Humor, die ihr Leben prägte. Die Würze aber, war die hoffnungsvolle Zuversicht, auf den, der sie an der Endstation erwartete.

Wie bereiten Sie sich darauf vor?

Diana Molnar für GottinBerlin