Vater Fleischer Joe
Pastor Max Lucado hat einmal die bewegende Geschichte des Vaters Fleischer Joe und seiner Tochter Madeline erzählt. Madelines Mutter starb bei der Geburt, und so musste Joe das Kind alleine groß ziehen. Er tat es nach besten Kräften und mit viel Liebe.
Die Geschichte beginnt, als Madeline fünf Jahre alt ist und sich zu ihrem Papa auf den Schoß setzt. Wie jedes Jahr feiern die beiden bei Joes Mutter, Madelines Oma, Weihnachten. Kurz bevor die restlichen Verwandten auftauchen würden, kuschelt sich das Kind an ihren Papa und bittet ihn, mit ihr zu tanzen.
Joe ist vom Essen träge, aber diesen Wunsch kann er seiner Tochter nicht abschlagen, zumal es jedes Jahr dieses gleiche Ritual gibt: Essen, tanzen und dann die restlichen Verwandten begrüßen, die noch zu Besuch kommen.
Vater und Tochter
Madeline wird größer und kommt in die Pubertät. Das Verhältnis zwischen Vater und Tochter wird schwieriger. Irgendwann will Madeline gar nicht mehr mit zur Oma zu Weihnachten kommen. Und wenig später ist die Jugendliche, als Joe von der Arbeit nach Hause kommt, einfach verschwunden.
Die letzte Spur verliert sich auf dem Busbahnhof des Ortes, bei dem sich Madeline eine Fahrkarte in die nächste große Stadt kauft.
Beklemmendes Gefühl
Seitdem ich selbst Vater bin, bewegen mich solche Geschichten noch viel mehr als früher. Beim Lesen schüttelte es mich regelrecht. Ich hatte Tränen in den Augen und ein beklemmendes Gefühl in der Brust. Was, wenn meine Kinder sich irgendwann abwenden und nichts mehr mit mir zu tun haben wollen?
Was, wenn sie einfach mein Leben verlassen und es für mich in ihrem Leben keinen Platz mehr gibt? Ich kann mir wenig vorstellen, was mich mehr innerlich zerreißen würde. Und nur durch diese Geschichte wurde mir klar, wie sehr Gott leidet, wenn wir ihm den Rücken zudrehen und er keinen Platz in unserem Leben hat.
Im 1. Johannes 3, 1 (HfA) heißt es: „Seht doch, wie sehr uns der Vater geliebt hat! Seine Liebe ist so groß, dass er uns seine Kinder nennt – und wir sind es wirklich!“ Gott fühlt für uns, wie wir für unsere Kinder fühlen. Und Gott leidet deswegen, wie wir leiden, wenn die Beziehung zerbricht.
Obdachlosenasyl
In der Geschichte legt Max Lucado den Fokus auf Madeline. Sie zieht in die nächste Stadt zu einem Cousin, aber als dessen Beziehung zerbricht, landet sie auf der Straße. Sie findet Unterkunft in einem Obdachlosenasyl, für das sie aber immer ein paar Dollar organisieren muss.
Ihr Cousin kommt regelmäßig und bringt ihr Briefe, die er für sie erhalten hatte. Das tut er auch weiterhin, als Madeline ganz unten ist und in einer Tabledance-Bar beginnt zu arbeiten. Sie weiß, dass die Briefe von ihrem Vater sind und kann sich vorstellen, was in ihnen steht.
Briefe schreiben aus Liebe
Aber auf Vorwürfe hat sie keine Lust und so sammelt sie alle Briefe ungelesen in einem Karton fein säuberlich nach Daten der Poststempel sortiert. Aber eines Tages erhält sie einen weiteren Brief – nicht über den genervten Cousin, sondern direkt in der Bar – und ohne Briefmarke.
Ihr Vater muss also dort gewesen sein. Madeline kann nicht anders, als den Brief zu öffnen. In ihm stehen nur wenige Worte: „Ich weiß, wo du bist, und ich weiß, was du tust. Aber das ändert nichts daran, wie ich fühle! Was ich in allen Briefen geschrieben habe, bleibt wahr!“
Madeline ist sich sicher zu wissen, was in den Briefen steht. Aber sie öffnet schließlich doch einen und beginnt zu lesen, dann den nächsten und den nächsten. In kürzester Zeit ist der Boden gesäumt mit Briefen.
Kommst du nach Hause?
„Vielleicht schaffe ich es noch“, denkt sich die junge Dame. Sie rennt zur nächsten Busstation und fährt, so schnell sie kann, nach Hause zu ihrem Vater. Es ist Weihnachten, und die Verwandten wollen gerade gehen, als Madeline in der Küche erscheint und ihrem Vater mit Tränen in den Augen zuruft: „Die Antwort ist: »JA«, wenn die Einladung noch gilt!“
Neben der Eingangstür liegt ein weiterer Brief, der an Madeline adressiert und schon mit einer Briefmarke versehen ist. Und in ihm steht, was in allen anderen Briefen auch schon stand: „Kommst du nach Hause und tanzt wieder mit deinem Papa?“
Aus Liebe…
Dieser einfache Mann, der Fleischer, tat alles, was er konnte, um seine Tochter wiederzugewinnen, aus Liebe. Er wusste, was seine Tochter getan hatte und wo sie war. Aber er machte ihr keine Vorwürfe, sondern warb um ihr Herz und wartete Tag für Tag mit offenen Armen auf sein Kind.
Egal, was das Mädchen angestellt hatte, sie war und blieb seine Tochter, und er liebte sie über alles.
Gott wirbt ebenso um dein Herz. Auch er schreibt dir Nachrichten. Auch er liebt dich, egal, was in deinem Leben alles schiefgelaufen sein mag. Er macht dir keine Vorwürfe, er sehnt sich nach dir, und es zerreißt ihm das Herz, wenn du nichts mit ihm zu tun haben willst.
Aber auch er gibt nicht auf, sondern fragt dich immer und immer wieder: „Kommst du nach Hause und tanzt wieder mit deinem Papa?“ Wie ist deine Antwort?
Sei gesegnet!
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de