Mann sitzt am Zaun

Trost

„Das wird schon wieder…“ – wie oft bin ich mit diesen gut gemeinten Worten schon getröstet worden? Als ich als kleines Kind hingefallen bin und mir das Knie aufschlug, als ich mir das erste Mal meinen Arm brach, aber auch, als ich mit meinem ersten Liebeskummer zu kämpfen hatte. In Momenten, in denen man solchen Trost benötigt, glaubt man oft nicht daran, dass alles wieder gut werden wird. Aber dann, nur einen Moment später, hältst du dann jemand anderen im Arm, der Trost braucht und sprichst diesem Menschen genau dieselben Worte zu: „Das wird schon wieder …“

Ich glaube, wenn wir anderen versuchen, so Trost zuzusprechen, dann bedeutet das meist mehr als nur hohle Worte. Irgendwie meinen wir das schon ernst, denn irgendwie gehört das zu unseren Lebenserfahrungen dazu. „Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist das noch nicht das Ende!“

Es ist, wie ein innerer Urinstinkt, der uns sagt, dass das wahr ist – deswegen trösten uns solche Worte immer wieder – zumindest ein ganz klein wenig – und deswegen trösten wir andere auch mit ihnen.

Glauben wir das wirklich?

Aber mal Hand aufs Herz – glauben wir das wirklich, dass am Ende alles gut wird? In einer Welt, die so vom Bösen regiert wird, in der Trauer und Leid Alltag scheinen? Sind die Worte „Das wird schon wieder…“ wirklich Trost?

Was ist mit denen, die schon seit Jahren beten, aber das Gefühl haben, Gott hätte sie vergessen? Was ist mit denen, die seit langer Zeit hoffen, aber nichts hat sich bisher gebessert? Was ist mit denen, die bis ans Ende ihrer Kräfte kämpfen, aber kein Licht am Ende des Tunnels sehen?

Denen kann man doch wohl schlecht ins Gesicht sagen, dass alles schon wieder wird. Denn das klingt doch ein Stück wie ein Hohn.

Auch solchen Menschen verspricht Gott – wie dir, uns, mir, dass es nach Tagen der Dunkelheit auch wieder helle Tage geben wird. Im Psalm 30, 6 (HfA) heißt es: „Die Nacht ist noch voll Weinen, doch mit dem Morgen kommt die Freude.“

Kannst du das glauben? Glaubst du, dass Gott jede Nacht, jede dunkle Stunde, eines Tages beenden wird? In ihrem berühmten Kirchenlied „So nimm denn meine Hände“ schrieb Julie Hausmann 1862:

Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht,
du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht:
so nimm denn meine Hände und führe mich
bis an mein selig Ende und ewiglich!

Hausmann schrieb diese Worte, weil es Teil ihrer Erfahrung war, dass Gott sie auch in der dunkelsten Stunde nicht verlassen hatte. Deshalb vertraute sie darauf, dass er sie auch durch diese Nacht führen würde – genau so, wie es zu unserer Erfahrung gehört, dass ein aufgeschlagenes Knie, die meisten Armbrüche und auch der erste Liebeskummer irgendwann heilen.

Wann immer du also jemanden trösten möchtest mit den Worten: „Das wird schon wieder …“, denke daran, dass Gott auch dir das versprochen hat, auch wenn manches vielleicht länger dauert als das Heilen eines Kratzers.

Sei gesegnet!

 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de