Kerzen spiegeln sich in einer vereisten Fensterscheibe

Drohung

Als Kind habe ich oft eine ganz spezielle Drohung gehört, wenn ich unartig war – und das war ich  ziemlich oft. Dann hieß es: „Denke daran, bald ist Weihnachten! Und du willst doch, dass das Christkind dir Geschenke bringt, oder? Das Christkind bringt aber nur artigen Kindern schöne Geschenke …“ Später war es dann oft der Weihnachtsmann oder, zur Verwirrung für mich als Kind, wurden Weihnachtsmann und Christkind beliebig ausgetauscht. 

Früh habe ich also gelernt: „Brave Kinder werden beschenkt, unartige Kinder bekommen nichts.“ Das erinnert ein wenig an Karma. Eine Folge davon war, dass ich immer dachte, wir als Familie wären irgendwie schlecht, weil wir arm, also nach dem Maßstab von Kindern nicht gerade üppig  beschenkt waren.

Eine andere Folge war, dass ich Begriffe wie Barmherzigkeit nicht in meinem Wortschatz hatte. Jeder bekommt doch nur, was er verdient. Wenn du lernst, schreibst du eine gute Arbeit, wenn du fleißig bist, dann wird etwas aus dir, wenn du dich gut benimmst, dann lieben dich die Erwachsenen. Und wenn dem nicht so ist, dann musst du dich halt ändern. So habe ich mich und andere auch behandelt! 

Will Gott dir eine Freude machen?

Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass es Gott eine Freude machen könnte, dir Barmherzigkeit zu erweisen? Barmherzigkeit bedeutet, dass er dich beschenkt, obwohl du es nicht verdient hast, obwohl du ein unartiges Kind warst. Hast du also schon einmal darüber nachgedacht, dass es tatsächlich sein könnte, dass Gott in dein Leben treten und dich beschenken möchte, obwohl du eigentlich absolut unwürdig bist?

Das ist ungefähr so, als hätte ein Kind etwas ausgefressen und musste zur Strafe auf sein Zimmer gehen. Aber dann öffnet sich die Tür, und ein Elternteil tritt ein, setzt sich neben das Kind aufs Bett und sagt: „Du hast es zwar absolut nicht verdient, aber, ich habe zwei Tickets für das Hertha-Spiel heute Abend. Zieh dich schnell an, wir beide müssen los!“ (Obwohl man sich diese Saison ja fragen muss, ob das ein Geschenk oder eine Strafe ist. Aber das ist ein anderes Thema …).

Wenn ein Vater seinen Sohn liebt, hasst er dann die Zeit, die er braucht, um einzugreifen und seinem Kind zu vergeben? Erwartet ein Vater von seinem Sohn, dass er perfekt ist und zwingt ihn mit absolutem Druck und harten Worten dazu, fehlerlos und 100 % auf dem Weg zu bleiben? Wohl kaum.

Akt der Barmherzigkeit

Dass Jesus auf die Erde kam, war ein Akt der Barmherzigkeit. Wir Menschen haben das nicht verdient. Es zeigt einen Teil von Gottes Herzen, den wir schwer begreifen können, nämlich, wie groß seine Liebe ist und wie viel Barmherzigkeit aus dieser Lieber heraus erwächst. 

Gottes Wunsch ist es, in unser Leben eintreten zu dürfen, um uns Barmherzigkeit zu schenken. Er schickt uns nicht allein ins Zimmer zum Aufräumen, sondern möchte selbst (und manchmal auch mit uns) das Chaos wieder in Ordnung bringen, dass wir im Leben oft anrichten. Er möchte uns trösten und uns gleichzeitig befähigen, ein anderes, ein besseres, ein gelungeneres Leben zu führen. Als Christen dienen wir wirklich einem barmherzigen König.

Und er möchte unsere Herzen anrühren, damit wir Barmherzigkeit empfangen können und Barmherzigkeit weitergeben. Jesus selbst sagt einmal: „Ich will, dass ihr barmherzig seid; eure Opfer will ich nicht. Denn ich bin für die Sünder gekommen und nicht für die, die meinen, sie seien schon gut genug“ (Matthäus 9, 13 NLB). 

In diesem Leben wirst du Fehler machen. Es wird keinen einzigen Tag geben, an dem du perfekt bist. Aber die Jesu Geburt, Leben und Sterben zeigen, dass es im Leben nicht um Perfektion geht, sondern um die unendliche Liebe eines barmherzigen Gottes. 

Lass dich beschenken

Nimm dir Zeit, dich von Gottes Barmherzigkeit und Liebe beschenken zu lassen, damit dein Herz in seinen Armen Frieden findet. Und fange an, selbst barmherziger anderen gegenüber zu werden – jeden Tag ein Stück, dann wird unsere Welt ein Stück besser, dann machst du einen Unterschied.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de