Abendmahl
In fast allen Kirchen wird mehr oder weniger regelmäßig das Abendmahl gefeiert. Es erinnert an das letzte Mahl, das Jesus mit seinen Freunden hatte, bevor er verraten, misshandelt und gekreuzigt wurde. Meist wird dabei ein Text aus der Bibel zitiert, bevor Brot und Wein (oder Traubensaft) an die Gemeinde ausgegeben wird. Dort heißt es, Jesus hätte das Brot gebrochen und den Wein verteilt, als die Freunde mit ihm gerade beim Mahl saßen. Ein Fakt, den wir gerne als unwichtig übersehen.
Bei Matthäus lesen wir: „Während sie aßen, nahm Jesus ein Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot in Stücke und gab es seinen Jüngern mit den Worten: »Nehmt und esst! Das ist mein Leib.« Anschließend nahm er einen Becher Wein, dankte Gott und reichte ihn seinen Jüngern: »Trinkt alle daraus! Das ist mein Blut, mit dem der neue Bund zwischen Gott und den Menschen besiegelt wird. Es wird zur Vergebung ihrer Sünden vergossen«“ (Matthäus 26, 26-28 HfA).
Pessach-Fest
Jesus war mit seinen Freunden nach Jerusalem gekommen, um das Pessach-Fest zu feiern. Jedes Jahr erinnern sich die Juden daran, dass Gott sein Volk durch Moses aus der Hand der Ägypter befreit hatte. Sieben Tage lang wird Gottesdienst gehalten, gebetet, gefeiert und auch gut gegessen.
Am ersten Tag treffen sich Juden dabei in den Familien und beginnen das Pessach-Fest mit einem sogenannten Seder-Mahl. Eine ganze Reihe ungewöhnliche Dinge werden dazu auf den Tisch gestellt: ein Knochen, ein Ei, Meerrettich, herbe Kräuter, Salzwasser und noch einiges mehr.
Der Hausherr liest die Geschichte des Auszugs aus Ägypten nach einer strengen Liturgie, wobei an bestimmten Stellen bestimmte Dinge gegessen werden (zum Beispiel wird Petersilie in Salzwasser getaucht und gegessen, was die Tränen der Israeliten in Ägypten symbolisiert) – oder andere betrachtet (wie der Knochen, der daran erinnert, dass die Israeliten kurz vor ihrer Rettung ein Lamm schlachten sollten, dessen Blut als Schutz um ihren Türrahmen gestrichen werden sollte).
Die Geschichte von der Rettung aus der Knechtschaft wird so sehr lebendig erfahrbar, eben weil viele Sinne angesprochen werden.
Freiheit
Was mich fasziniert, ist die Tatsache, dass Jesus dieses Mahl wählt, um zu zeigen, dass er das „Opferlamm Gottes“ ist. So wie einst das Volk Israels aus der Knechtschaft aus Ägypten befreit wurde, so befreit sein Opfer am Kreuz uns Menschen von der Knechtschaft der Sünde. So wie Gott eins Freiheit geschenkt hat, so schenkt er sie auch heute noch.
Erinnerung
Was mich ebenso fasziniert, ist, dass die Juden bis heute in jedem Jahr dieses Fest feiern. Sie erinnern sich daran, was Gott ihnen alles Gutes getan hat. An einer Stelle des Seder-Mahls wird das Lied „Dajenu“ gesungen. Es ist über 1000 Jahre alt und ein Danklied für alle Wohltaten, die Gott getan hat.
Und seine Wohltaten gehen weit über das hinaus, was eigentlich genügt hätte (Dajenu bedeutet: „Es hätte genügt…“). Ich weiß, Liturgien können schnell zur Routine verkommen, aber die Tatsache, dass Jahr für Jahr daran erinnert wird, was Gott alles Gutes getan hat, finde ich großartig.
Wie schnell vergessen wir
Wie schnell vergessen wir im Alltag all die guten Dinge, mit denen uns Gott beschenkt und stimmen Jammern und Klagen an. Viel zu schnell sind wir Menschen unzufrieden, weil Gott nicht so ist, wie wir ihn uns vorstellen, nicht so handelt, wie wir es wollen und uns nicht so beschenkt, wie wir denken, es verdient zu haben.
Dabei hat er uns aus mehr errettet, als damals sein Volk aus Ägypten. Jesus hat alle Schuld auf sich genommen. Er hat gezahlt für alles, was wir, du und ich, jeden Tag verbocken. Er hat die Tür zu Gott weit aufgetan und gesagt: „Lass dich erretten, lass dich versöhnen mit Gott!“
Königskind
Er hat uns herausgerufen aus dem Status, dass wir immer wieder Dinge tun, von denen wir wissen, dass sie nicht in Ordnung sind und bietet uns an: Wenn du das Geschenk der Vergebung und Versöhnung annimmst, dann kannst du eine Status-Änderung vornehmen. Du wirst zum Königskind, zum Kind Gottes.
Und wie viel mehr segnet er uns Tag für Tag?
Es täte uns so gut, wenn wir uns auch Zeit nehmen würden, uns an all das zu erinnern, was Gott uns Gutes getan hat – und vielleicht würden wir dann ja mit einstimmen in das alte Lied: „Dajenu – es hätte genügt …“ – weil uns bewusst werden würde, wie viel Gutes Gott uns jeden Tag schenkt, immer wieder aufs Neue, unverdient, aus Gnade, weil er uns so sehr liebt.
Vielleicht feierst du dieser Tage das Abendmahl irgendwo. Dann sage innerlich noch einmal ganz bewusst „JA“ und „DANKE“.
Sei gesegnet!
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de
Ich liebe dieses Video … es zeigt das Lied „Dajenu“ in verschiedenen Stilen von traditionell bis hin zu Rock: