Marotten

Ich liebe meinen Schwiegervater, auch, wenn er, wie jeder Mensch, so seine Marotten entwickelt, die sich im Alter noch verstärken anstatt sich abzuschwächen (ich bin gespannt, was meine Kinder oder Enkel später über meine Marotten zu sagen haben). Eine Marotte ist, dass er, wenn er mit dem Auto auf Strecken fährt, die er kennt, zwar das Navi einschaltet, dann aber doch so fährt, wie er es gewohnt ist – oder, wie er meint, dass es besser sei.

Wenn ich mit im Auto sitze, dann macht mich das manchmal wahnsinnig, besonders, wenn wir zu einer bestimmten Zeit irgendwo sein müssen. Er biegt hier ab und biegt dort ab – und ich kann sehen, wie die Ankunftszeit auf dem Navi sich immer weiter nach hinten schiebt.

Schnellere Route

Wenn ich selber fahre, nutze ich immer eine App auf meinem Telefon, denn die ist aufgrund irgendwelcher Nutzerdaten (ich gebe zu, ich verstehe von der Technik nicht so viel) immer absolut aktuell. Entsteht ein Stau, wird in kürzester Zeit eine andere, schnellere Route gesucht.

Immer, wenn mein Schwiegervater über den Verkehr in unserer Stadt schimpft und darüber, dass der Weg zu uns wieder so lange gedauert hätte, zücke ich mein Telefon und zeige ihm, dass das Fahren mit der Handy-App seine Fahrtzeit enorm verkürzt hätte – eben, weil dort die Route sich der aktuellen Verkehrssituation ganz genau anpasst.

Freude des Mannes

Wenn wir eine Strecke gemeinsam mit zwei Autos fahren müssen, dann freue ich mich immer wie ein kleines Kind, wenn mein Auto zuerst am Ziel angekommen ist. Die kleinen Freuden eines Mannes… Und auch dann versuche ich ihm die Vorzüge des „gelenkten Fahrens“ nahe zu bringen.

Auf diesem Ohr ist er aber leider absolut taub. Er vertraut seiner Gewohnheit und seinem Willen und möchte sich da auch nicht rein reden lassen (auch, wenn sein Navi ja oft genug im Hintergrund läuft) – die lieben Gewohnheiten.

Ohren auf taub stellen

Ich kann meinen Schwiegervater sogar ein ganzes Stück verstehen, denn auf meinen Lebenswegen geht es mir sehr ähnlich. Wenn ich auf einem Stück Weg gehe, der mir vertraut scheint, dann stelle ich meine Ohren auch gerne taub. Ich will gar nicht, dass mir jemand in mein Leben hinein redet. Nur, wenn ich mal wieder einmal gegen die Wand gelaufen bin, wenn ich Kummer oder mich verlaufen habe, dann schreie ich gerne zu Gott: „Warum hast du das zugelassen? Hättest du mich nicht warnen können? Hol mich gefälligst wieder raus aus der verfahrenen Situation!“

Vielleicht gefällt mir deswegen David, der den Psalm 37 geschrieben hat, so gut. David hat es in seinem Leben erlebt: Er ist auch in die Irre gelaufen oder gegen die Wand, hat sich verirrt und ist gescheitert.

Sicher ans Ziel kommen

Er hat aber auch erlebt: Wenn du dich auf Gott verlässt, wenn du auf ihn hörst, wenn du dich danach richtest, was er zu sagen hat, dann kommst du sicher ans Ziel. Dann kannst du zielstrebig gehen. Ja, dann landest du auch manchmal im Stau oder in einer Baustelle, musst auch mal einen Umweg in Kauf nehmen und brauchst für bestimmte Lebens-Weg-Strecken auch mal länger als gedacht – aber Gott nennt dir immer den in deiner Lebenssituation besten Weg. Und dann kann es schon mal heißen: „An der nächsten Kreuzung abbiegen!“ – auch, wenn du fest davon überzeugt bist, dass du eigentlich geradeaus möchtest. Und dann liegt es – ganz wie beim Navi oder der Handy-App – an uns, ob wir darauf hören oder „unseren“ gewohnten Weg fahren.

Sei gesegnet!

https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de

„Waymaker“ von Leeland – besingt, dass es Jesus ist, der uns den Weg ebnet. Ziemlich neu der Song – und, wie ich finde – einfach nur genial!