Die Maske hinter der Maske
Wer erinnert sich noch an Fantomas? Den kannte man ja nur maskiert. Und selbst, wenn er eine Maske abnahm, kam eine andere Maske hervor. Man erfuhr nie, wer er wirklich war. Wer inkognito bleibt, kann sich benehmen wie die Axt im Walde und muss weder Konsequenzen noch den Moment der Peinlichkeit fürchten. Denn er bleibt ja irgendwie eine Unperson. Sein eigentliches Ich bleibt verborgen. So meint er zumindest.
Das Fest der Masken
Wir gehen auf Fasching, auf das Feiern mit Masken zu. Die Maskierung geht ja ein Stück auf das antike Theater zurück. Schauspieler setzten sich eine Maske auf und tönten eine Rollenfigur hindurch. Das meint eigentlich das Wort Person. Das lateinische „personale“ geht auf das etruskische „perschu“ zurück, was so viel wie hindurchtönen meint. Beim Fasching kann man deutlich beobachten, wie Menschen, die sich eine künstliche Identität zulegen, in ihrem Verhalten Wesenszüge ausleben, die sie als bürgerliche Person niemals öffentlich an den Tag legen würden. Wozu Leute sich doch hinreißen lassen, wenn sie wissen, dass sie unerkannt bleiben. Nichts gegen den Fasching! Das kann ein sehr schönes, fröhliches Feiern sein. Ein gutes Buch heißt ja auch „Urlaub vom Ich“. Und das darf ja auch mal sein. Schauspieler genießen es, in eine fremde Identität zu schlüpfen. Aber sie müssen auch wieder zurückfinden, zu sich selbst; manchmal die Rolle abtrainieren.
Demaskierung
Am Aschermittwoch ist alles vorbei und der Mensch legt Seine Faschingsmaske ab. Darunter erscheint dann nicht selten eine bürgerliche Maske, die zwar seinen Alltag bestimmt, aber mit seinem eigentlichen Ich weniger zu tun hat als die Karnevalsmaske. Denn mit ihr konnte er sich ja ungehemmt ausleben.
Die öffentliche Person ist ebenfalls ein Rollenspiel, hinter der sich der eigentliche Mensch versteckt. Häufig weiß nicht einmal die Familie, wer er oder sie wirklich ist. Und bei öffentlichen Personen weiß man das erst recht nicht. Ihr Verhalten entspricht dem Zweck, dem sie dienen. Ich frage mich manchmal, ob sie neben ihrer Maske sich selbst überhaupt noch kennen. Wenn beispielsweise Politiker wider besseres Wissen Kriegspropaganda betreiben, weil das ihr Dienstherr, den wir manchmal nicht einmal kennen, so von ihnen verlangt. Wie? Ihr Dienstherr ist das Volk? Wenn überhaupt, war das einmal. Das politische Marionettentheater spielt den Volksdiener. Die wirklichen Drahtzieher sind so gut maskiert, dass man häufig nicht mal die Maske kennt.
„Nichts ist verborgen, was nicht offenbar werden wird“ sagt Jesus. Und das tröstet mich. Alle Masken werden fallen. Keiner, der sich verstecken kann. Denn vor Gott ist alles offenbar. Kennst du dein Ich hinter deiner Maske? Oder wird Gott dir einmal sagen müssen, wer du wirklich bist?
Thomas Nachtigall, Berlin-Lankwitz für GottinBerlin.de
