Profis

Von klein auf haben wir uns daran gewöhnt, viele Dinge den Profis zu überlassen. Es gibt immer jemanden, der es besser kann. Das ist auch ein ganzes Stück bequem. Im Verein gibt es einen Vorstand, im Job einen Chef, für die Erziehung Kindergarten und Schule, für Fragen des Lebens Wikipedia oder Google. Für Entscheidungen die Politiker, für die Armen „die Tafel“ und „die Arche“- überall gibt es Profis.

Als ich meinem Sohn vor ein paar Tagen sagte, er könne einen Unterschied machen im Leben anderer, schaute er mich dementsprechend mit großen Augen an. „Ich?“, fragte er, „ich bin doch nur ein Kind!“ Es ist genau dieses „nur“ – das ich meine. Wir sind eben „nur“ …

Siethener See

Gestern wollten wir das gute Wetter ausnutzen und sind zum Siethener See in Brandenburg spazieren gegangen. Wir begannen an einer kleinen Badestelle mit einem Picknick . Es waren noch eine ganze anderer Leute dort, die ebenfalls die Sonne genossen. Dann machten wir uns auf, den See zu umrunden. Eineinhalb Stunden würde das dauern, so sagte der Reiseführer.

Nun ist eine Strecke von eineinhalb Stunden für einen Wanderer etwas anderes, als die gleiche Strecke mit Kindern. Die hatten einen wahnsinnigen Spaß und entdeckten an jeder Ecke etwas Aufregendes. Sie fanden Federn, Tierknochen, schöne Steine und lustig geformte Stöcke, jede Menge Zeug, das die Leute weggeworfen hatten und unendlich viele Stellen, an denen man auf umgestürzten Bäumen klettern konnte.

Das hatte zur Folge, dass wir Erwachsenen – gefühlt – nachdem wir 10 Schritte gegangen waren, mindestens 20 Schritte vor den Kindern waren, die sofort riefen: „Mama, Papa, nicht so schnell!“ Oder: „Mama, Papa, waaaaaartet auf uns!“ Und so wurden aus den eineinhalb ganz schnell zu drei Stunden. Als wir dann irgendwann wieder an der kleinen Badestelle ankamen, an der das Auto geparkt war, ging die Sonne schon langsam unter.

Und jetzt waren wir ganz alleine dort. Der See lag ruhig da, die Kinder, die eben noch müde waren und nicht mehr konnten, wollten unbedingt noch ein bisschen spielen. Mein Sohn nahm einen Stein und warf ihn so weit er konnte auf die glatte Oberfläche des Sees. Sofort bildeten sich kleine Kreise, die sich immer weiter ausbreiteten.

Spiegelglatter See

Ich lasse nicht oft den Pastor und Oberlehrer raus hängen (O.K. vielleicht werden meine Frau und meine Kinder etwas anderes sagen), aber in diesem Fall passte es einfach zu dem, was Joshua früher gesagt hatte. „Schau mal, Joshua“, sagte ich, „das war »nur« ein kleiner Stein, und nun schau, was der für einen Unterschied macht!“ Auf dem spiegelglatten See breiteten sich die kleinen Wellen immer weiter aus. „Joshua – und genau so kannst du auch einen Unterschied im Leben anderer machen!“

Kleine Leuchte

Es ist gut, wenn wir davon wegkommen, alles den „Profis“ zu überlassen. Wir, du und ich – und auch die Kinder – können etwas bewegen, auch, wenn wir denken, wir wären ja nur eine „kleine Leuchte“. Paulus drückt es so aus:

„Durch Christus seid ihr dazu berufen, frei zu sein, liebe Brüder und Schwestern! Aber benutzt diese Freiheit nicht als Deckmantel, um eurem alten selbstsüchtigen Wesen nachzugeben. Dient vielmehr einander in Liebe.“ (Galanter 5,13)

„Wir sind frei“, einen Unterschied zu machen – wir können selbst entscheiden.
„Wir sind berufen“ – Gott rüstet uns mit dem aus, was wir brauchen und noch nicht haben, um dort anderen zu dienen, wo er es möchte (nicht jeder kann alles – oder würdest du dich gerne von mir operieren lassen? Aber jeder kann etwas).
Wir machen einen Unterschied, wenn wir lieben – wenn Liebe die Motivation ist, ich aus freien Stücken etwas tue, bei dem ich merke, dass es irgendwie genau in mein Leben passt, dann ist es keine Last.

Also, let’s go! You can make a difference.

Sei gesegnet!

https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de

Hier noch ein Lied: