Furchtbare Tage
Ostern in den 70er und 80er Jahren: Für mich damals ganz furchtbare Tage. Ostern bedeutete, dass der Abenteuerspielplatz, auf dem ich die meiste Zeit neben der Schule verbrachte zwei zusätzliche Tage geschlossen hatte. Alles hatte geschlossen. Und so hing ich als Kind über Tag meist auf der Straße ‚rum und langweilte mich. Wenige meiner Altersgenossen waren auch zum Spielen draußen, denn die meisten verbrachten Ostern mit ihrer Familie. Viele fuhren weg. Das war für mich undenkbar.
Das einzige Highlight war der Ostersonntag, denn da wurden sogar bei uns Eier gesucht. Das war eigentlich immer lustig, denn meine Eltern versteckten die Süßigkeiten meist so, dass sie sie selbst nicht wieder fanden. Wenn wir Ostersonntag in den nahegelegenen Park gingen, dann war das kein Problem, dann waren die Eier halt verschwunden. Aber ich kann mich noch daran erinnern, wie wir manches Jahr in den verwinkeltsten Ecken der Wohnung noch im Sommer oder sogar noch später Süßigkeiten entdeckten.
Ostern
Mit Ostern selber konnte ich nichts anfangen – irgendwann hatte ich schon mitbekommen, dass es da irgendwie um Jesus ging, darum, dass man ihn an ein Kreuz geschlagen und so umgebracht hatte. Damals gehörte das irgendwie ja noch zur Allgemeinbildung, auch, wenn man mit Kirche nichts am Hut hatte – wie wir.
Prügelknabe
Erst Jahre, nachdem ich Christ war, wurde mir bewusst, was Ostern bedeutet. Wenn ich zurück schaue in meine Kindheit, dann muss ich sagen, dass mein großer Bruder mein absoluter Held war. Wie oft hatte ich auf der Straße bei anderen Kindern – vor allem bei den größeren – eine „große Klappe“. Und wie oft musste mein Bruder das dann ausbaden. Wenn mich andere verhauen wollten, ist er immer dazwischen gegangen, um mich zu schützen. Und oft hat er dann Prügel bekommen – stellvertretend für mich. Ich hatte Mist gebaut, er hat es auf sich genommen.
Das Kreuz
Das ist Ostern! Der Tod von Jesus am Kreuz ist stellvertretend geschehen für all das, was wir Menschen falsch machen, wo wir entscheiden, was „richtig“ und was „falsch ist“, wo wir keinen Gott im Leben brauchen, wo wir Menschen meinen, selbst Gott spielen zu müssen. Da, wo wir andere schädigen, sei es Lüge, sei es Betrug, sei es Schlimmeres, nennt das die Bibel „Schuld“ oder „Sünde“.
Schuld
Es gibt dabei Schuld, an die denke ich morgen nicht mehr (obwohl sie natürlich nicht verschwunden ist – die kleine Notlüge, der Beruf bei der Steuer), es gibt aber auch Schuld, die lässt meine Seele nicht in Ruhe (z. B., wenn ich jemandem richtig weh getan habe durch ein Wort oder eine Tat).
Weil wir Dinge, die wir verbockt haben, eben nicht selbst wieder in Ordnung bringen können (der Satz „ich entschuldige mich…“ ist eigentlich falsch, denn das kann ich gar nicht), hat Jesus stellvertretend für sie am Kreuz bezahlt. „Christus hat unsere Sünden auf sich genommen und sie am eigenen Leib zum Kreuz hinaufgetragen.“ – schreibt Petrus nur einen Satz vorher.
Heilung
Damit ist die Schuld bezahlt. Durch seine Wunden sind wir geheilt. Das bedeutet, dass ich mich nicht geißeln muss oder selbst bestrafen, dass ich es nicht zulassen muss und darf, dass mein Gewissen mein Leben versauert. Ich kann symbolisch an das Kreuz gehen und kann alles abgeben, was falsch gelaufen ist und mich belastet. Aber, dieser Tausch am Kreuz ist eben ein aktiver Schritt.
Aktiver Schritt
Zurück zu meiner Jugend und meinem Bruder: Wenn ich weiter in erster Reihe gestanden hätte und mein Mundwerk nicht im Zaum gehalten hätte und meinen Bruder nur als theoretische Instanz im Hinterkopf gehabt hätte, ich hätte wohl viel Prügel von anderen kassiert. Ich bin aber immer zur richtigen Zeit los gerannt und habe meinen Bruder geholt, damit er für mich in die Bresche springen konnte. Genau so ist der Tausch am Kreuz ein aktiver Schritt.
Steuerrad übergeben
Geheilt zu sein bedeutet dann zwei Dinge. Das Wichtigste ist, dass ich Vergebung empfange, Heilung und damit Heilung der Seele erlebe, Versöhnung mit Gott! Wenn ich Gott in meinem Leben erlebe, wenn ich ihn hinein lasse und ihm das Steuerrad meines Lebens übergebe, dann bin ich wirklich heil. Dann kann kommen, was will.
Heilung
Durch seine Wunden geheilt zu sein bedeutet aber neben der viel wichtigen seelischen Gesundheit auch, dass Jesus bis heute die Macht hat, Krankheiten zu überwinden, Krankheiten zu heilen, Wunder zu tun. Leider nicht immer, leider nicht überall – aber auch hier gilt: Wenn ich es nicht ausprobiere, wenn ich Jesus nicht bitte: „Herr, du bist auch für meine Krankheiten gestorben am Kreuz, bitte heile mich!“, dann werde ich es nicht erleben. Hab Mut, und probiere es aus!
Ich wünsche dir einen besinnlichen Karfreitag mit dem Wissen und dem Bewusstsein: Gott liebt dich! Jesus starb auch ganz persönlich für dich und für mich! Und ich wünsche dir Heilung – innere und äußere durch einen Tausch am Kreuz, denn durch seine Wunden sind wir geheilt.
Sei gesegnet!
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Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de