Halloween
Heute ist es wieder so weit: Kleine Monster und Gespenster laufen von Tür zu Tür und bitten um Süßes, ansonsten gebe es Saures. Halloween hat seit Jahren auch unser Land fest im Griff. Wusstest du, dass Halloween aber auch ein Fest ist, an dem viele Christen ihre schaurige Seite zur Schau stellen?
Man muss sich nur in christlichen Foren bewegen, um zu sehen, wie Christen auf Christen einprügeln, weil die einen alles ganz genau wissen und die andere das noch viel mehr tun. Und Halloween ist eines der Themen, an dem das Gebot der Liebe anscheinend gerade Urlaub hat.
Start in ein neues Kalenderjahr
Dass Halloween einen absolut heidnischen Ursprung in Irland hat, leugnet dabei wohl kaum jemand. In vorchristlicher Zeit begingen die Kelten am 31. Oktober Samhain, eines ihrer wichtigsten Feste. Sie feierten damit ihre Ernte, den Beginn der kalten Jahreszeit und den Start in ein neues Kalenderjahr.
Dass ebenso Christen am 31. Oktober seit Jahrhunderten „All Hallows Eve“ feiern, von dem der Name Halloween stammt, wird von manchen Kreisen dabei schnell unter den Teppich gekehrt. Und für evangelische Christen scheint Halloween allein deshalb so schmerzhaft zu sein, weil es den Reformationstag fast gänzlich verdrängt hat.
Unterschiede
Nur, dass Christen unterschiedlich damit umgehen. Es gibt die Gruppe von Christen, die das Fest absolut ablehnen, weil es gefährlich sei, besonders Kindern die Tür zum Okkulten öffnet und der Teufel und seine Bande verherrlicht werden würde.
Es gibt aber auch eine ganze Reihe Christen, die das Fest feiern, weil sie sagen, es wäre harmlos, Kinder in Kostüme zu stecken, ein wenig Spaß haben und feiern zu lassen. Und ein wenig Grusel gehöre nun einmal zum Leben dazu.
Und dann gibt es Christen, die das Fest „erlösen“. Ihr Ansatz ist es, dass Jesus in die Welt gekommen sei, um die Welt freizumachen, zu erlösen, denn er macht alles neu (Offenbarung 21, 5). Wenn Christen alles ablehnen würden, dann könnten sie etwas verpassen. Schließlich sollten Christen „in“ der Welt leben, aber nicht „mit“ der Welt.
Ich weiß, dass jetzt so einige Gemüter schon jetzt am Kochen sind wegen meiner Zeilen. Ich persönlich kann so ziemlich alle Positionen verstehen und sehe mich nicht als Richter.
Alles zur Ehre Gottes
Paulus hatte auch mit der Frage des Umganges mit heidnischen Ritualen zu tun. Bei ihm geht es um die Frage des Opferfleisches, also, ob ein Christ bestimmtes Fleisch essen darf oder nicht. Sein Rat: „Ob ihr esst oder trinkt oder was immer ihr sonst tut – alles soll zur Ehre Gottes geschehen“ (1. Korinther 10, 31 HfA).
Auch damals dachten manche, wenn sie Opferfleisch essen würden, würde der Teufel im nächsten Moment an die Tür klopfen, andere aber hielten es für harmlos. Die Antwort des Paulus lässt sich so auf viele Bereiche unseres Lebens anwenden: „Ehrst du Gott, mit dem, was du tust? Dann tue es!“
Immerhin müssen wir Christen uns auch bei anderen Festen vorhalten lassen, dass sie heidnischen Ursprungs sind, begonnen beim Valentinstag, Weihnachten, Geburtstagsfeiern und sogar Ostern. Alle haben ihren Ursprung nicht im Christentum – und alle werden heute gefeiert zur Ehre Gottes.
Gastfreundschaft üben
Ich persönlich mag Halloween absolut nicht, denn es ist ein weiteres Fest, an dem die Wirtschaft uns das Geld versucht, aus der Tasche zu ziehen. Auch Grusel mag ich nicht – und vor allem, dass wir über weite Teile des Jahres versuchen, unsere Kinder gesund zu ernähren, um die dann an einem Tag mit Süßigkeiten vollzustopfen.
Was mich aber mindestens genauso stört, ist die Tatsache, wie Christen bei diesem Thema auf Christen losgehen, weil sie eine andere Meinung haben – und auch, wie lieblos so manche Christen den gegenüber sind, die bei ihnen an die Tür klopfen.
Ist es nicht viel sinnvoller, besonders als Christ, Gastfreundschaft zu üben? Vielleicht besonders gute Süßigkeiten im Haus zu haben, damit die Leute bleiben (natürlich die Eltern mit ihren Kindern)? Wie wäre es, einen leckeren Punsch anzubieten, um mit den Nachbarn ins Gespräch zu kommen?
Und übrigens ist Halloween auch eine gute Ausrede, die Nachbarn einmal kennenzulernen. Wenn deine Kinder bei ihnen an die Tür klopfen, dann steht die Tür der Nachbarn so oder so offen.
Gebete statt Anklage!
Und schließlich und endlich bringen Gebete für die Kinder und für die Nachbarn und Gespräche meist mehr, als Schilder: „Wir sind Christen, hier wird kein Halloween gefeiert!“ oder Traktate, die in die Tasche der Kinder gestopft werden, die den Kindern noch mehr Angst machen und ihnen suggerieren: „Was du tust, ist böse!“
Aus Angst (weder aus Angst vor Dämonen, noch aus Angst vor der Hölle) sind noch nie enge Beziehungen erwachsen. Man wird dich maximal als weltfremd und typischen Verbots-Christen in eine Schublade packen.
Ich wünsche dir auf jeden Fall einen wundervollen Tag heute!
Sei gesegnet!
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de